Khedira über DFB-Job und die Lage des deutschen Fußballs

  • Ex-Nationalspieler zeigt sich "besorgt" um die Nationalmannschaft
  • Noch keine konkreten Gespräche über Sportdirektor-Posten
Sami Khedira
Sami Khedira / Christof Koepsel/GettyImages
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In Zukunft könnte Sami Khedira eine wichtige Rolle beim DFB einnehmen. Dafür nannte er nun auch seine Bedingungen. Außerdem zeigt er sich besorgt um die deutsche Nationalmannschaft.

Der DFB möchte den Posten des Sportdirektors vergeben. Schon seit Längerem zählt Sami Khedira zu den möglichen Kandidaten und sogar zu den Favoriten.

Dass er dem Verband gerne helfen möchte, hat er nun im Gespräch mit dem kicker bestätigt. "Ich habe von vornherein gesagt, dass der DFB für mich immer interessant ist, allein schon deshalb, weil ich dem DFB viel zu verdanken und mit ihm sehr große Erfolge gefeiert habe", erklärte der 36-Jährige. An dieser Ausgangslage habe sich auch nichts geändert, während das ein oder andere Gespräch dahingehend ja auch gar kein Geheimnis ist.

Eine schnelle Einigung, wie sie teilweise schon erwartet war, sieht er aber nicht als realistisch an: "Aber so richtig konkret und tief sind wir da noch gar nicht geworden." Zumal er davon ausgeht, dass er auch nicht der einzige Gesprächspartner des DFB sein wird.

Richtige Jugendausbildung würde unter Khedira priorisiert werden

Trotzdem hat Khedira klare Vorstellungen davon, wie die Voraussetzungen sein müssen, damit er diesen Posten annimmt. "Das Wichtigste ist, mit welchem Team und in welcher Struktur ich arbeiten kann. Und welche Kompetenzen ich habe, um den Erfolg zu garantieren. Das sind die beiden Kernpunkte, die für mich ausschlaggebend sind, ob ich einen Job machen kann oder nicht", so der gebürtigte Stuttgarter.

Sollte er früher oder später dann DFB-Sportdirektor werden, möchte er vor allem die Jugendarbeit als Projekt angehen. "Wenn du nicht vernünftig ausbildest und nicht die richtigen Themen priorisierst, dann hast du ein entsprechendes Endprodukt bei den Profis", mahnte er. Zurzeit habe man "nicht mehr das Gesamtpaket wie in den früheren Jahren", zeigte er eine Schwachstelle auf.

Insbesondere vermisse er die "Führungsstrukturen" und die "klaren Hierarchien" auf dem Platz. Seine Feststellung: "Da haben wir, nicht nur in der A-Nationalmannschaft, ein ganz großes Führungssproblem."

Khedira "besorgt" um die Nationalelf - Kritik an vermeintlichem "Experimentierfeld"

Doch nicht nur deshalb zeige er sich "besorgt" um die aktuelle Situation bei der Nationalelf. Khedira ist der Meinung, dass gewisse Komponenten schlichtweg fehlen. "Und die bekommst du in zehn Monaten auch nicht mehr hin", betonte er im Hinblick auf die Heim-EM im nächsten Jahr. Eine so kurzfristige Aufarbeitung und Verbesserung der Strukturen sei nicht möglich.

"Es wird mehrere Jahre dauern, bis wir wieder eine entsprechende Nummer 9 bekommen", nannte er ein Beispiel. Auch das Niveau der Außenverteidiger sei nicht das Niveau, "das wir in Deutschland hatten und auch brauchen, um Spiele gegen andere Nationen zu dominieren".

Andere Nationalverbände hätten diese Probleme viel eher erkannt und somit angehen können - etwa England und Frankreich. Khedira vielsagend: "Heute sind sie Top-Favoriten auf die Europameisterschaft im nächsten Jahr."

Edin Terzic, Sami Khedira
Khedira als DAZN-Experte mit Edin Terzic / Christof Koepsel/GettyImages

Allerdings wusste der 77-fache Nationalspieler nicht nur die grundsätzlichen Strukturen zu kritisieren. Auch Hansi Flick ließ er nicht gänzlich außen vor, in dem er den seiner Ansicht nach zu einfachen Zugang zur Nationalmannschaft hinterfragte.

"Wir haben vor vier, fünf Jahren mit der Philosophie angefangen, den jungen Spielern teilweise zu einfach die Möglichkeit zu geben, A-Nationalspieler zu werden", so Khedira. Ein Muster, das auch Flick hier und da fortsetzt. Und deshalb seien "ältere Spieler auf Top-Niveau" einfach aussortiert worden, "weil junge Spieler angeblich Platz zur Entfaltung benötigten". Das bezeichnete er als ein "fatales Zeichen".

"Die deutsche Nationalmannschaft ist das Aushängeschild, da müssen die Besten eingeladen werden. Die Nationalmannschaft ist kein Experimentierfeld, um junge Spieler zu testen. Dafür haben wir eine U21", so die klaren Worte des Sportdirektor-Kandidaten.


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