Keine Fotos und Autogramme bei Spielen: Chelsea ein Vorbild im Umgang mit Fans?

Der FC Chelsea zieht einen Schlussstrich: In Zukunft werden die Spielerinnen keine Fotos und Autogramme bei Spielen mehr geben. Ist das die logische Konsequenz aus der gestiegenen Sichtbarkeit?
In Zukunft werden die Chelsea-Stars um Fran Kirby keine Fotos und Autogramme geben.
In Zukunft werden die Chelsea-Stars um Fran Kirby keine Fotos und Autogramme geben. / Harriet Lander - Chelsea FC/GettyImages
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Der Stadionbesuch bei Spielen im Fußball der Frauen war zuletzt immer häufiger von einem Phänomen geprägt: Plakate über Plakate - mal wird nach Schuhen gefragt, mal nach Trikots und Fotos. Bereits vor Schlusspfiff machen sich Fans auf den Weg an die Barrikaden, um die beste Chance auf Bilder und Autogramme zu erhaschen. Das Spiel rückt dabei augenscheinlich in den Hintergrund, der Charakter eines "Meet and Greets" entsteht. Natürlich betrifft das nicht alle der Fans, die ins Stadion gehen und den Fußball der Frauen unterstützen. Doch das Verhalten und die Grenzüberschreitungen mancher fallen auf und scheinen immer mehr zu werden. Besonders betroffen sind die Vereine in der englischen Women's Super League, wo ein Klub jetzt Konsequenzen zieht.

FC Chelsea zieht Schlussstrich

Vor wenigen Tagen machte der englische Meister Chelsea bekannt, dass die Spielerinnen in Zukunft keine Bilder und Autogramme vor oder nach den Spielen im Heim-Stadion Kingsmeadow geben werden. Es sei schlichtweg "für die Spielerinnen nicht mehr sicher oder nachhaltig, unkontrolliert Autogramme zu geben oder Selfie-Fotos mit Fans zu machen", heißt es in einem Statement auf der Club-Website. Ein weiterer beliebter Ort, um auf die Lieblingsspielerinnen zu warten, sei der Parkplatz vor dem Stadion gewesen. Doch auch hier werden die Profis in Zukunft nicht mehr anhalten, um die Wünsche der Fans zu erfüllen. "Die Vermeidung von Überfüllung und die Gewährleistung der Verkehrssicherheit sind von größter Bedeutung", schreibt der Verein.

In der abgelaufenen Spielzeit habe es Vorfälle gegeben, die "Anlass zur Sorge um die Sicherheit von Fans und Spielern" gaben. Da die Zahl der Fans weiterhin ansteigt, sieht sich Chelsea verpflichtet, dem Ganzen nun ein Ende zu setzen. In den ersten Reihen der Tribünen würden sich zu viele Menschen tummeln, die Notausgänge wären in Folge dessen versperrt - eine Gefahr, die von den Fans ausgeht, diese aber auch unmittelbar betrifft.

Die Blues kündigen an, dass sie "organisierte Gelegenheiten" veranstalten, damit die Fans ihre Stars treffen können - ein richtiges, organisiertes Meet and Greet also. Dieses Angebot haben in der Vergangenheit immer mehr Klubs ihren Supportern zusätzlich geboten.

Ein Modell für die Zukunft?

Weitere Vereine könnten sich in Zukunft ein Beispiel am FC Chelsea nehmen, denn die Problematik ist längst kein exklusives Problem der Insel. Den Stars des FC Barcelona wurde Anfang dieses Jahres Handys und Trikots lieblos entgegengeschmettert, um eines der begehrten Autogramme zu bekommen. Richtige Dankbarkeit und Wertschätzung? Fehlanzeige. Die Zeit der Spielerinnen nehmen viele schon als zu selbstverständlich war - was es allerdings nicht ist. Bei zunehmenden Respektlosigkeiten verlieren die Protagonistinnen irgendwann wahrscheinlich auch die Lust, sich nach Spielen extra Zeit für ihre Fans zu nehmen.

Die Nahbarkeit war schon immer ein viel umworbener Punkt des Frauenfußballs, der einen Vorteil vor dem männlichen Pendant darstellen sollte. Doch diese Medaille hat definitiv zwei Seiten: Einerseits bindet die Fannähe immer mehr Supporter an die verschiedenen Teams oder Nationalmannschaften, andererseits sind auch immer mehr Personen dabei, die des Öfteren Grenzen überschreiten. Die Privatsphäre der Spielerinnen wird nicht mehr so gewahrt wie das vielleicht vor dem sogenannten "Boom" der Fall war.

Natürlich könnte man sagen, dass das ganz normale Konsequenzen der gestiegenen Prominenz sind. Doch ist nicht der Fakt, dass dies zur Normalität einer Person der Öffentlichkeit gehört, viel beunruhigender? Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen und diese teils parasozialen Beziehungen, die manche Fans mit Spielerinnen führen, zu fördern, sind Maßnahmen wie die des FC Chelsea durchaus sinnvoll - für die Sicherheit der Fußballerinnen und der Fans. Viele Klubs werden mit Interesse beobachten, wie die Umsetzung dieser Regelung in der englischen Hauptstadt verläuft. Bei steigenden Grenzüberschreitungen werden sich Vereine und Verbände früher oder später schon fast gezwungen sehen, dem Beispiel der Blues zu folgen.

Frauenfußball-Fans waren lange Zeit berechtigterweise stolz auf die spezielle Bindung zu den Spielerinnen, verglichen zum Männer-Fußball. Mit der gestiegenen Zuschauerschaft und Kommerzialisierung steigt die Angleichung mit dem Fußball der Männer schleichend, wozu zwangsweise auch der Umgang mit den Fans gehört. Jetzt müssen die Frauen in keinem Fall so unantastbar wie ihre männlichen Kollegen werden, denn in einem sind sich sowohl Spielerinnen als auch Fans einig: Diese Nahbarkeit ist ein Alleinstellungsmerkmal des Frauenfußballs und soll auch weiterhin eine Besonderheit bleiben.

Dennoch könnten kleinere Anpassungen und Regeln den Fokus aber mehr auf den eigentlichen Punkt lenken - den Fußball. Es geht nämlich beides: Liebe für das Spiel und die Protagonistinnen - doch dazu gehört es eben auch Grenzen zu akzeptieren.