Kein BVB-Star im DFB-Dress? Richtig so!

Mahmoud Dahoud spielt aktuelle keine Rolle im DFB-Team von Trainer Hansi Flick.
Mahmoud Dahoud spielt aktuelle keine Rolle im DFB-Team von Trainer Hansi Flick. / THOMAS KIENZLE/GettyImages
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Es klingt komisch: DFB-Coach Hansi Flick nominiert für die Länderspiele gegen Israel (Samstag) und in den Niederlanden (Dienstag) keinen Spieler von Borussia Dortmund. Kein Kicker vom souveränen Tabellenzweiten? Von der einzigen Mannschaft, die zumindest theoretisch den Bayern die Meisterschaft streitig machen kann? Von der doch eigentlich immer jemand dabei ist? Ein Unding - könnte man meinen.


Doch die bei manchen Borussen möglicherweise reflexartigen Reaktionen sind bei genauerer Betrachtung nicht angebracht. Der Grund ist ganz einfach: Die Leistungen geben es nicht her. Beim rationalen Blick auf die Leistung der potenziellen deutschen Nationalspieler im BVB-Kader wird deutlich, dass Flick völlig richtig liegt.

Hummels nur noch Juniorchef

Mats Hummels‘ Leistungen schwanken seit Monaten. Stabile Spiele und fehlerbehaftete Partien wechseln sich zu häufig ab. Mittlerweile hat sich das Binnenverhältnis in der Dortmunder Abwehr gedreht, der frühere Juniorpartner Manuel Akanji hat sich zum Chef aufgeschwungen. Im Flick-Team wäre der außerdem gerade erst von einer Corona-Infektion genesene Hummels mit Blick auf Alternativen wie Antonio Rüdiger oder Nico Schlotterbeck ein Kandidat für die Bank. Doch angesichts von Hummels‘ Verdiensten ist eine Nebenrolle nur schwer vermittelbar. Jonathan Tah oder Matthias Ginter etwa dürften sich ohne Nebengeräusche mit der Reservistenrolle begnügen.

Mats Hummels
Unter Flick noch nicht berufen: Mats Hummels / Sebastian Widmann/GettyImages

Eine Qualitätsfrage bei Schulz

Auch wenn Nico Schulz ohnehin wegen einer Muskelverletzung keine Rolle gespielt hätte: Bei der flickschen Kadernominierung war der Linksverteidiger fit - und dennoch keine Option. Dabei ist das gar nicht so eindeutig: Der Blick auf den Kader für den Länderspiel-Doppelpack macht klar, dass es in Deutschland auf beiden Außenverteidigerpositionen nicht gerade Profis mit internationalem Format im Überfluss gibt.

Thilo Kehrer etwa kickt zwar beim französischen Spitzenklub Paris St. Germain und kommt dort immerhin auf zwölf Partien als Rechtsverteidiger. In den gerade für Paris entscheidenden Champions-League-Spielen sammelte der frühere Schalker aber lediglich 64 Einsatzminuten. David Raum ist zwar unumstrittener Stammspieler bei der TSG Hoffenheim, seine gehobene Klasse muss der 23-Jährige aber noch unter Beweis stellen. Gleiches gilt für Freiburgs Dauerbrenner Christian Günter, der außerdem mit 29 seinen Leistungszenit erreicht haben dürfte. Benjamin Henrichs hat sich nach anfänglichen Problemen zwar mittlerweile etabliert, ob Leipzigs Sommerzugang von der AS Monaco allerdings dauerhaft eine qualitative Lösung für die DFB-Elf sein wird, bleibt abzuwarten.

Nico Schulz
Nico Schulz scheint unter Flick wenig bis keine WM-Aussichten zu haben / Christof Koepsel/GettyImages

Dass Flick trotz der nicht gerade üppigen Auswahl auf den Außenverteidigerpositionen dennoch auf Schulz verzichtet, ist bezeichnend, aber folgerichtig. Allein am Willen mangelt es nicht. Doch seine spielerischen und technischen Defizite sind zu gravierend, um eine Rolle im Trikot mit dem Adler spielen zu können.

Stach statt Can

Im zentralen Mittelfeld darf sich mit Anton Stach ein Neuling für die Sechs/Acht Hoffnungen auf einen Einsatz machen - Emre Can muss zu Hause bleiben. Ähnlich wie Can ist auch Stach ein Spieler, der die Feinkostabteilung im Angriff absichern soll. Da es sich gegen Israel und die Niederlande um Freundschaftsspiele handelt, ist es gut möglich, dass Flick dem Norddeutschen einen Einsatz gönnt und sich so ein Bild von Stach machen kann. Cans Leistungen sind in dieser Saison ähnlich wackelig wie die des BVB, somit ist die Nichtnominierung nachzuvollziehen - gleiches gilt für Mahmoud Dahoud. Im kreativen Zentrum stehen außerdem mit Rückkehrer Julian Weigl, Ilkay Gündogan, Florian Neuhaus und Joshua Kimmich eine Reihe hochkarätiger Kicker zur Verfügung. Das macht es für Dahoud umso schwieriger.

Emre Can, Masaya Okugawa
Emre Can musste für Weigl und Stach aus dem Aufgebot weichen / Christof Koepsel/GettyImages

Hohe Qualitätsdichte im Angriff – kein Platz für Brandt

Eine Position weiter vorne fällt Marco Reus, normalerweise wichtiger Bestandteil der Nationalelf, noch wegen seiner Krankheit aus. Für den inkonstant aufspielenden Julian Brandt bleibt angesichts der Konkurrenz von Kai Havertz, Jamal Musiala oder Leroy Sané im offensiven Mittelfeld ebenfalls nur der Platz auf der Couch.

Julian Brandt
Brandts Nicht-Berücksichtigung könnte ein WM-Fingerzeig sein / Markus Gilliar/GettyImages

Jetzt liegt es an den nichtberücksichtigten Borussen, in den verbleibenden Bundesligapartien Werbung in eigener Sache zu machen. Nur so wird eine Rückkehr in die Nationalmannschaft gelingen. Für den Augenblick aber ist der Verzicht auf Schwarzgelb die richtige Entscheidung von Flick.


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