Bericht: Katar kauft Oranje-Fans ein
Von Jan Kupitz
In Katar unternimmt man offenbar viel dafür, dass man während der WM als guter Gastgeber dasteht. Unter anderem werden ausländische Fans "gekauft", um den Wüstenstaat in einem guten Licht dastehen zu lassen.
Das niederländische Medium NOS meldet, dass Katar für die WM 50 Fans der niederländischen Nationalmannschaft eingekauft hat - die Anhänger bekommen demnach ihre Flüge und Unterkünfte vom Wüstenstaat bezahlt und haben sich im Gegenzug verpflichtet, einen Verhaltenskodex während des Turniers einzuhalten. Das Dokument liegt NOS vor.
Die Oranje-Fans verpflichten sich darin, in den sozialen Medien einen "positiven Beitrag" zur WM zu leisten und beleidigende Kommentare von anderen Usern zu melden. Heißt: Die Gruppe fungiert während des Turniers als Influencer, um die WM im bestmöglichen Licht dastehen zu lassen. Sollten die Fans gegen die Vereinbarung verstoßen, können sie vom Staat gekündigt werden - dann müssten sie für alle Unkosten selbst aufkommen.
"Die Kamera wird bei der Eröffnung auf unsere orange gekleidete Gruppe zoomen", erklärte Leon van der Wilk, der die Reise im Auftrag der niederländischen Fans koordiniert, gegenüber NOS.
Ein Anhänger, dessen Name im Bericht nicht genannt wird, sagte: "Die Unterkünfte sind einfach viel zu teuer, das können wir uns als normale Fans nicht leisten." Deshalb habe er sich auf die Vereinbarung eingelassen. Zwar sehe er Katar als Veranstaltungsort kritisch - größere moralische Bedenken scheint er aber nicht zu haben: "Wenn du anfängst, so zu denken, kannst du nirgendwo hingehen."
Überhaupt scheinen die meisten Fans der Gruppe den Deal damit zu begründen, dass der niederländische Fußballverband entschieden habe, an der WM teilzunehmen - diese Entscheidung tragen sie als treue Einzelfans mit. Und nehmen nebenbei den Bonus einer kostenlose Reise in Anspruch.
Es gibt in den Niederlanden jedoch auch Fans, die das Angebot der Kataris abgelehnt haben. "Wir sind Fans der niederländischen Nationalmannschaft, aber nicht dieser WM. Die Versuchung, es anzunehmen, war groß. Man bekommt einen kostenlosen Flug und eine Unterkunft und kann zum Eröffnungsspiel fahren. Aber die Tatsache, dass wir ein Dokument mit allen möglichen Verpflichtungen und Einschränkungen unterschreiben mussten, hat uns das Fass zum Überlaufen gebracht", erklärte beispielsweise Orange-Anhänger Paul Hirschel. "Ein Aushängeschild für Katar, das wollen wir nicht sein."
Sieht leider nicht jeder seiner Landsleute so.