Kapitänswahl und Ablösepoker um Pollersbeck: Viel los beim HSV!
Von Marcel Stummeyer
Wenige Tage vor dem Vorbereitungsbeginn ist viel los beim Hamburger Sport-Verein. Wer soll die Mannschaft in der nächsten Saison als Kapitän anführen? Trainer Daniel Thioune hat dazu eine klare Meinung. Zudem ist Union Berlin an Pollersbeck dran, der Bundesligist muss sein Angebot aber nachbessern, wie die Bild berichtet.
Am kommenden Montag ist es soweit: Der HSV startet mit den obligatorischen Corona- und Leistungstests in die Vorbereitung auf die dritte 2. Liga-Saison der Vereinsgeschichte.
Am darauffolgenden Mittwoch kehrt das Team dann in neuer Konstellation auf den Trainingsplatz zurück. Nicht nur im Trainerstab hat sich einiges getan, auch der Kader der Rothosen hat sich verändert und wird bis zum Start der neuen Saison sicherlich noch das ein oder andere Mal modelliert. Für Julian Pollersbeck hat der HSV ein Angebot von Union Berlin erhalten, das allerdings nach Informationen der Bild noch viel zu niedrig sein soll.
Die Personalsituation in der Führungsetage ist hingegen weitesgehend geklärt. Mit Daniel Thioune, Merlin Polzin und Hannes Drews wurde ein neues Trainerteam eingestellt. Vereinslegende Horst Hrubesch übernimmt den Posten als Nachwuchschef der Hanseaten und setzt damit ein grandioses Zeichen in der Hansestadt. Nun sollen die finalen Entscheidungen rund um den Kader getroffen werden. Neben potenziellen Zu- und Abgängen spielt auch die Ernennung eines neuen/alten Spielführers eine große Rolle.
Kapitän? Meinung der Mannschaft für Thioune essenziell
Rund um die Mannschaft stehen momentan einige Entscheidungen an. Auch das Amt des Kapitäns steht in Frage. Aaron Hunt führte den HSV zwei Jahre als Spielführer auf das Feld. Der erfahrene Mittelfeldspieler bekleidete das Amt vor Vize-Kapitän Rick van Drongelen. Nach seinem 20. Saisonspiel in der vergangenen Saison verlängerte sich der Vertrag von Aaron Hunt automatisch um ein Jahr bis 2021. Wird der 33-Jährige auch weiterhin diese Verantwortung übernehmen?
Seine Routine spricht dafür, allerdings ist der offensive Mittelfeldspieler zunehmend anfällig für Verletzungen. Auch die Leistungen des Linksfußes waren oft zu unbeständig - unersetzlich ist Hunt für die Mannschaft selten.
Dass der 3-malige Nationalspieler Deutschlands eigentlich zu den spielstärksten Akteuren der 2. Bundesliga gehört, ist klar, der HSV muss sich jedoch auf Spieler verlassen können, die konstant auf hohem Niveau agieren - diese Kontinuität wurde oft zum Problem für Aaron Hunt. Zum Ende der vergangenen Spielzeit ging der amtierende Kapitän mit teilweise ordentlichen Leistungen voran, durchschlagende Akzente konnte der Spezialist für Standardsituationen aber nicht setzen. In 23 Ligaspielen sammelte Hunt neun Scorerpunkte.
""Aber das Amt ist etwas, darüber muss man reden. Ich kann ja im Vorfeld keine Entscheidungen treffen, wenn ich die Menschen nicht kenne.""
Die Mopo stellte Neu-Trainer Daniel Thioune die Frage, wer Kapitän werden soll. Für den ehemaligen Osnabrücker sei am wichtigsten, keine überstürzten Entscheidungen zu treffen, da er die Mannschaft noch nicht so gut kenne, weshalb der Fußballehrer auch die Meinung des Teams als Basis für seine persönliche Wahl berücksichtigen wolle. Zusätzlich betonte Thioune, dass er grundsätzlich von den Führungsqualitäten Hunts überzeugt sei, sich aber weitere Vorschläge anhören wolle.
Wichtig sei ihm, dem Wunsch der Mannschaft nachzugehen, um sich keine unnötigen Spannungen aufzubauen: "Ich werde mich grundsätzlich nie gegen den Willen der Mannschaft stellen", sagte der 46-Jährige der Hamburger Tageszeitung. Neben dem aktuellen Spielführer Aaron Hunt bringt die Mopo Neuzugang Klaus Gjasula als möglichen neuen Träger der Binde ins Spiel.
Causa Pollersbeck - Trennung zeichnet sich ab
Die Profis des HSV haben die Aufgabe, sich auch im Urlaub fit zu halten. Einer, der seine täglichen Einheiten gerne in den sozialen Medien teilt, ist Julian Pollersbeck, der gemeinsam mit Großverdiener Bobby Wood ein individuelles Trainingslager seiner Berateragentur ROGON absolviert. Neben den sportlichen Aspekten wird das Zusammentreffen mit den Spielervermittlern auch berücksichtigen, dass der Torwart bei den Rothosen einen schweren Stand hat. Zwar kam "Polle" gegen Ende der abgelaufene Saison vermehrt zum Einsatz, davor blieb dem 25-Jährigen jedoch häufig nur die U21, wo der ehemalige U21-Europameister Spielpraxis sammelte. 51 Mal hütete Pollersbeck das Tor der ersten Mannschaft - beide Seiten erhofften sich deutlich mehr von der Zusammenarbeit.
3,5 Millionen Euro überwies der Hamburger SV im Jahr 2017 an den 1. FC Kaiserslautern. Pollersbeck galt als hoffnungsvolles Torwart-Talent mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, schon damals wurde dem Keeper jedoch mangelnde Einstellung nachgesagt. Zu oft legte der Keeper seinen Fokus neben den Platz, was sich deutlich auf die Leistungen des großgewachsenen Tormannes auswirkte.
Schon vor ein paar Wochen schwirrten Gerüchte durch den Volkspark, wonach Pollersbeck den HSV unbedingt verlassen wolle und einen Wechsel anvisiert. Der VfB Stuttgart galt als erster Kandidat für einen Wechsel, die Schwaben verpflichteten jedoch Leih-Keeper Gregor Kobel fest.
Nun lockt ein Verein aus der Bundesliga den 25 jährigen Torhüter: Union Berlin hat nach dem Verlust seines Stammkeepers Rafal Gikiewicz dringend Bedarf zwischen den Pfosten. Die Eisernen sollen auf der Suche nach einem Ersatzmann auch Julian Pollersbeck ins Auge gefasst haben.
Union-Angebot (noch) deutlich zu niedrig
Nach den ersten losen Anfragen aus der Hauptstadt kristallisierte sich schnell heraus, dass Pollersbeck laut der Bild enorme Lust auf das "Projekt Union" habe. Die Aussicht auf die Bundesliga hätte den 25-Jährigen überzeugt.
Union Berlin soll die Bemühungen um Pollersbeck intensiviert und ein erstes Angebot abgegeben haben, was jedoch noch deutlich unter der Schmerzgrenze des HSV liegen soll.
Die erste Anfrage der Berliner enthielt eine Ablöse im sechsstelligen Bereich, was der HSV definitiv nicht akzeptiert. Der HSV visiert viel mehr eine siebenstellige Summe an, um den finanziellen Verlust erträglicher zu machen.
Bis zum Trainingslagerbeginn am 17. August will Union den neuen Torwart präsentieren. Dem HSV droht erneut ein herber Transferverlust. Bei einem Jahr Restvertrag ist dieser Sommer jedoch die letzte Möglichkeit, Geld für den Torwart zu bekommen - entsprechend niedrig wird die Ablöse im Verkaufsfall sein.