Kann ein Drittligist im Europapokal spielen?

Einen Überraschungs-Finalisten im DFB-Pokal wird es 23/24 auf jeden Fall geben. Schließlich ist nur noch ein Bundesliga-Klub unter den letzten Vier vertreten. Doch was passiert, wenn Drittligist Saarbrücken den Pokal gewinnt? Darf der FCS dann in Europa antreten?
Schafft "Pokalschreck" die ganz große Sensation?
Schafft "Pokalschreck" die ganz große Sensation? / Ralf Ibing - firo sportphoto/GettyImages
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Die Saison 23/24 im DFB-Pokal hatte bereits viele Überraschungen zu bieten. Im Halbfinale steht mit Bayer Leverkusen lediglich ein Bundesligist. Mit dem 1. FC Kaiserslautern und Fortuna Düsseldorf haben es zwei Klubs aus der 2. Liga in die Vorschlussrunde geschafft. Die ganz große Sensation ist aber natürlich "Pokalschreck" 1. FC Saarbrücken.

Der Drittligist steht zum zweiten Mal in den letzten vier Jahren im Pokal-Halbfinale. 2020 war man noch an der Werkself (0:3) gescheitert. Nun könnte gegen den FCK der Einzug ins Endspiel am 25. Mai in Berlin gelingen. Mit dem FC Bayern, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach hatte der FCS bereits große Namen aus dem Wettbewerb geworfen.

Kann sich ein unterklassiger Klub für Europa qualifizieren?

Doch was passiert eigentlich bei der ganz großen Sensation - dem Pokalsieg durch den 1. FC Saarbrücken? Der Sieger im DFB-Pokal qualifiziert sich bekanntlich direkt für die Gruppenphase der Europa League. Gilt das auch für einen Klub aus der 3. Liga?

Die einfache Antwort: Ja! Selbst im theoretischen Fall eines Abstieges der Saarbrücker in die 4. Liga (Regionalliga) dürften sie bei einem Pokalsieg in der kommenden Saison im Europapokal spielen. Die einfache Formel lautet also: Der DFB-Pokalsieger 2024 spielt - unabhängig seiner Ligazugehörigkeit - in der Saison 24/25 in der Europa League.

Kann sich der Pokalfinalist für die Europa League qualifizieren?

Anders sieht es schon aus, wenn Bayer Leverkusen den Pott holt. Die Werkself ist auf dem Weg zur ersten Meisterschaft der Klubgeschichte. Für die Champions League hat man sich schon nach dem 27. Spieltag sicher qualifiziert. Leverkusen würde deshalb als Pokalsieger natürlich nicht den Platz in der Europa League einnehmen.

Anders als teilweise in früheren Jahren, würde in diesem Fall aber nicht der zweite Pokalfinalist nachrücken. Saarbrücken oder Lautern würden demnach nicht automatisch für Europa qualifiziert sein, sollte man im Endspiel auf Bayer 04 treffen.

Stattdessen qualifiziert sich aus der Bundesliga der Tabellenfünfte automatisch für die Europa-League-Gruppenphase, der Sechste bekommt die Chance in den Playoffs sich dafür zu qualifizieren. Der Tabellensiebte würde so in den Conference-League-Playoffs antreten.

Schafft es die Bundesliga sich kommende Saison einen fünften Champions-League-Platz zu erobern, würde sogar noch der Tabellenachte europäisch (Conference League) spielen. Aufgrund des neuen Königsklassen-Formats ab 24/25 werden zwei weitere Startplätze an die Ligen vergeben, die in dieser Saison 23/24 am besten abgeschnitten haben.

Gab es schon unterklassige Pokalsieger?

In der langen DFB-Pokal-Geschichte gab es bislang zweimal einen unterklassigen Sieger. 1970 gewannen die Kickers Offenbach als damaliger Zweitligist. Hannover 96 machte es den Kickers 1992 nach.

Gab es schon unterklassige Teams im Europapokal?

Zweimal trat auch ein unterklassiges Team in der darauf folgenden Saison im Europapokal an. Während Offenbach neben dem Pokalsieg auch aufgestiegen war, trat Hannover 1992 im Europapokal der Pokalsieger an.

Alemannia Aachen profitierte 2004 nach der Finalpleite gegen Werder Bremen noch von der gültigen Regel, dass der Pokalfinalist nachrückt, wenn sich der Sieger über die Liga qualifiziert hat. Werder wurde in diesem Jahr auch Deutscher Meister.

Andere Vorzeichen waren es beim FCK 1996. Kaiserslautern qualifizierte sich als Pokalsieger für die Europapokal, stieg allerdings eine Woche zuvor aus der Bundesliga ab und trat folglich als Zweitligist in Europa an.

Gab es schon einen Klub aus der 3. Liga im Pokalfinale?

Einen Pokalfinalisten aus der 3. Liga gab es auch schon. 2001 schaffte es Union Berlin ins Finale, verlor dort aber gegen den FC Schalke 04 mit 0:2. Die Eisernen durften im Anschluss ebenfalls in Europa antreten, weil S04 in dieser Saison Vizemeister wurde (oder auch Meister der Herzen). Union stieg damals in die 2. Liga auf und nahm folglich auch als Zweitligist am UEFA Cup (Vorgänger der Europa League) teil.

Zu erwähnen ist auch der Eisenhüttenstädter FC Stahl. In der letzten DDR-Saison 1990/91 schaffte man es ins DDR-Pokalfinale. Dort unterlag man zwar Hansa Rostock. Da der heutige Zweitligist aber auch Meister wurde und sich so für den Europapokal der Landesmeister qualifizierte (Voränger der Champions League), durfte Eisenhüttenstadt im Europapokal der Pokalsieger ran. Auf europäischer Bühne war nach einem 1:2 und 0:3 gegen Galatasaray in der ersten Runde Schluss.

Eisenhüttenstadt ging in dieser Saison 91/92 nach der Eingliederung der Ost-Klubs in den DFB in der Oberliga Nordost an den Start - damals die dritthöchste Liga - und ist damit der einzige Drittligist der deutschen Fußballgeschichte, der im Europapokal spielte.


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