Kämpferische Rede: Kuntz will Ramos-Mentalität beim HSV etablieren
Von Lennart Sörnsen
Nach sechs vergeblichen Anläufen will der HSV in dieser Saison endlich die Rückkehr in die erste Liga schaffen. Mit zwei starken Figuren, dem neuen Trainer Steffen Baumgart und dem neuen Sportvorstand Stefan Kuntz, soll die Siegermentalität nach Hamburg zurückkehren. Trainer Baumgart gilt als emotionaler Coach, der viel über die Mentalität kommt. Der ehemalige Kölner Coach hat schon bei seinen früheren Stationen mit seiner Art die Mannschaften mitgerissen und zu großen Erfolgen geführt.
Und auch Kuntz setzt seit jeher auf klassische Tugenden wie Teamgeist und Bodenständigkeit. Mit diesen Tugenden will der HSV nun in die Erfolgsspur zurückfinden und endlich den Wiederaufstieg schaffen.
Doch derzeit scheint es bei den Hamburgern eher ein Mentalitätsproblem zu geben, als dass die Mentalität als Stärke genutzt wird. Trainer Baumgart fand bereits im März deutliche Worte und kritisierte die fehlende Siegermentalität seiner Mannschaft. Auch Kuntz soll eine gewisse Überheblichkeit gegen kleinere Gegner bemerkt haben, die dem 61-Jährigen missfiel.
Wie die Bild berichtet, habe Kuntz deshalb einige Maßnahmen ergriffen, um den Spielern die nötige Einstellung einzuimpfen. Zunächst habe er im Juli eine emotionale Ansprache gehalten. In dieser hatte er eine Geschichte über Weltstar Sergio Ramos erzählt. Dieser hatte 2020 einen Instagram-Post gepostet, in dem er schrieb: "Erst die EM, dann Olympia".
Für Kuntz ein Paradebeispiel für Siegermentalität. Trotz vieler großer Titel wollte der Spanier immer noch mehr. Auch wenn Olympia im Fußball keine große Bedeutung hat, wollte Ramos diesen letzten Titel unbedingt in seine große Trophäensammlung aufnehmen. Zudem erzählt der Sportvorstand gerne von seinen erfolgreichen Teilnahmen an großen Turnieren mit den Jugendnationalmannschaften des DFB.
Generell legt der neue Sportvorstand deutlich mehr Wert auf eine gelungene Kommunikation als sein Vorgänger Jonas Boldt. Im Gegensatz zu Boldt ist Kuntz nach Spielen und an Trainingstagen häufig in der Kabine und hält engen Kontakt zur Mannschaft. So will Kuntz den Zusammenhalt im Team stärken. Damit in Zukunft alle an einem Strang ziehen, um den Aufstieg zu schaffen.
Doch neben der Mentalität haben Kuntz und Baumgart bei der gemeinsamen Analyse auch sportliche Faktoren als Problem ausgemacht. Die Taktik von Ex-Trainer Tim Walter sei zu offensiv und riskant gewesen. Dadurch habe der Verein zu viele Lücken offenbart und zu fehleranfällig gespielt.
Für den Aufstieg sei eine Änderung der Taktik notwendig. In den Auftaktspielen gegen den 1. FC Köln und Hertha BSC war bereits eine größere Variabilität im Spiel der Hamburger zu erkennen. Gegen die beiden Aufstiegsaspiranten zeigte der HSV verschiedene Spielstile und spielte insbesondere gegen Köln mit einer überraschend defensiven Ausrichtung, die es unter Walter nicht gegeben hätte.