Kampf, Zusammenhalt und eine Legende: Werder muss sich im Abstiegskampf nicht verstecken
Von Tal Lior
Werder Bremens 21. Ausflug in das DFB-Pokalhalbfinale endete am Samstag mit einer bitteren Last-Minute-Niederlage gegen RB Leipzig. Werder-Fans können aus der Partie trotzdem aus einigen Gründen Mut für die nächsten Spiele schöpfen.
1. Davie Selke ist ein Problem - für den Gegner
Davie Selke wird nie ein 20-Tore-Mann sein. Der 26-jährige Mittelstürmer kann jedoch, wenn er will, seinen Kampfgeist, seine Körpergröße und seinen Spielwitz nutzen, um das Leben der gegnerischen Abwehrspieler deutlich schwerer zu gestalten und somit seinen Mitspielern mehr Freiraum im gegnerischen Halbfeld zu verschaffen.
Dies war beim gestrigen Pokal-Duell der Fall. Selke musste unzählige Male von seinen Gegenspielern gefoult werden, wodurch er trotz seiner fehlenden Torgefährlichkeit positiv auffiel. Neutrale Fans fokussierten sich eher auf seine vermeintliche Schwalbe im Strafraum der Gäste, seine Gesamtleistung war jedoch deutlich nennenswerter.
2. Werder kann sich immer noch nach vorne kombinieren
In der Offensive sah Werder deutlich besser als in den Vorwochen aus. Neben den vielen langen Bällen auf Davie Selke, die durchaus Wirkung zeigte, konnte sich Werder mehrmals aus engen Räumen mit schnellem Passspiel herauskombinieren und Konterangriffe einleiten. Gegen schwächere Gegner könnte dies im Abstiegskampf noch wichtig werden.
3. Theodor Gebre Selassie ist eine absolute Werder-Legende
Auch für neutrale Fans waren die Bilder nach dem Abpfiff herzzerreißend. Für Theodor Gebre Selassie verflog mit der gestrigen Niederlage die letzte Chance auf einen Titelgewinn mit seinem Herzensverein. Der 34-jährige Außenverteidiger zeigt von Woche zu Woche auf dem Platz, wie wichtig ihm der Erfolg des Vereins ist. Dementsprechend war seine Enttäuschung über das Ergebnis am größten.
Während Spieler wie Claudio Pizarro und Ailton, die Werder für mehr Geld verlassen haben, bis heute von den Fans vergöttert werden, erhält Gebre Selassie, der immer noch aktiv und einer der Leistungsträger im Team ist, verhältnismäßig wenig Anerkennung.
Gebre Selassie hat Werder die neun besten Jahre seiner Karriere gegeben und dabei stets Top-Leistungen abgerufen. Hoffentlich wird man einige Jahre nach seinem Abgang realisieren, wie unfassbar wichtig er war.
4. Die Mannschaft steht voll hinter Kohfeldt
Eigentlich ist dies keine Überraschung, die Bindung der Mannschaft zu Kohfeldt wurde aber gestern noch mal eindeutig bestätigt. Werder war fast über den kompletten Spielverlauf deutlich stärker, unglaublich engagiert in der Defensive und offensiv mit einer klaren Spielidee unterwegs.
"Respekt an ihn", sagte Selke über den Trainer (via kicker) bei Sky. "Es waren alles andere als leichte Tage für ihn. Wie er das angegangen ist, ist nicht selbstverständlich. Dafür Riesenrespekt von meiner Seite, ich glaube auch von den Jungs. Wenn wir so auftreten wie heute, gibt es keinen Grund, etwas zu verändern. Er hat es hinbekommen, dass die Mannschaft so eine Leistung zeigen kann."
Kohfeldt darf nun bis Saisonende weitermachen. Sein Verbleib nach der jüngsten Niederlage in der Bundesliga sorgte für viel Unmut, mit der gestrigen Leistung hat er sich aber wieder viele Sympathiepunkte verschafft.
5. Alle wollen sich für Werder aufopfern
Die Mannschaft kämpfte gestern nicht nur für Kohfeldt, sondern auch für Werder. Symbolhaft dafür steht Jean-Manuel Mboms Rettungsaktion an der Linie, die Nordi Mukiele daran hinderte, den Ball ins leere Tor einzuköpfen.
Doch auch die Tatsache, dass Mbom und Christian Gross, der vor allem mit seiner Mentalität positiv auffiel, mit "Ganzkörperkrämpfen" ausgewechselt werden mussten, zeugt von einem lobenswerten Kampfgeist.
Mbom hat sich übrigens tatsächlich auch noch mit einer Innenbandzerrung im Knie verletzt und könnte beim kommenden Spiel gegen Bayer Leverkusen ausfallen. Alle anderen Spieler sind glücklicherweise ohne Verletzungen davongekommen.