Kaderumbruch beginnt: Wie es mit dem Werder-Kader weitergeht
Von Tal Lior
Werder muss von heute auf morgen plötzlich einen radikalen Kader-Umbruch vollziehen. Wo soll man da überhaupt anfangen? Wer wird diesen Umbruch überhaupt herbeiführen, wenn Frank Baumanns Position wackelt? Und wie kann man in nur wenigen Wochen einen schlagkräftigen Kader für die 2. Liga zusammenstellen? Eins nach dem anderen. Wir schauen uns zunächst den Kader im Detail an um zu entscheiden, wie es mit den derzeitigen Werder-Profis weitergeht. Zahlreiche Abgänge sind aufgrund von Gehaltskosten und Einnahmereduzierungen unumgänglich.
1. Torhüter
Jiri Pavlenka - Abgang: Der 29-jährige Torhüter ist seit Jahren ein Wechselkandidat, den Abstieg wird Pavlenka wohl kaum mitgehen. Der Tscheche ist in höheren Etagen viel besser aufgehoben, aufgrund seines bis 2022 laufenden Vertrags wird er aber nicht allzu viel Geld in die Kassen spülen.
Stefanos Kapino und Michael Zetterer - Kampf um die Nummer eins: Den Abgang Pavlenkas könnte Werder zumindest intern sehr gut auffangen. Michael Zetterer wird sich nach seiner guten Periode in den Niederlanden mit Stefanos Kapino einen sehr guten Zweikampf um den Stammplatz zwischen den Pfosten liefern können. Kapino kommt mit wertvoller Spielpraxis aus Sandhausen zurück.
Luca Plogmann - Verbleib: Plogmann könnte bereits in wenigen Jahren Werder Bremens Stammtorhüter werden. Der 21-Jährige muss aber vorher die schwere Verletzung auskurieren, die er sich in Meppen als Leih-Keeper zugezogen hat.
Eduardo dos Santos Haesler - Verbleib: Es gibt keinen Grund, um sich vom Deutsch-Brasilianer zu trennen. Als 3. Keeper eine gute Lösung.
2. Abwehr
Marco Friedl - Abgang: Ein Verbleib Friedls wäre eine riesige Überraschung. Der erst 23-jährige Österreicher hat in den letzten zwei Jahren einen großen Sprung in seiner Entwicklung vollzogen. Friedl ist ein kompletter Fußballprofi, der in der Abwehr sehr variabel einsetzbar ist. Aufgrund seines bis 2023 laufenden Vertrags könnte er viel Geld in die Kassen spülen. Bayern München besitzt bei ihm eine Rückkaufoption.
Ömer Toprak - Unklar: In der 2. Bundesliga wäre Ömer Toprak ein herausragender Abwehrchef, sein Gehalt wäre jedoch ein großes Problem. Falls man finanziell irgendwie eine Lösung finden kann, wäre es gut, Toprak im Team zu behalten. Ansonsten werden sich mit Sicherheit Interessenten in der 1. Bundesliga finden.
Milos Veljkovic - Abgang: Der 25-jährige Schweizer ist seit Jahren im Ausland ein Wechselkandidat und wird wohl im Sommer endlich den SV Werder verlassen. Sein bis 2022 laufender Vertrag dürfte eine kleine Ablösesumme bescheren.
Niklas Moisander und Theodor Gebre Selassie - Ablösefreier Abgang: Beide Routiniers werden Werder ablösefrei verlassen. Der Saisonverlauf tut vor allem den Werder-Fans wegen Gebre Selassie weh. Der Tscheche hat sich jahrelang für den Klub auf dem Platz zerrißen.
Ludwig Augustinsson - Abgang: Für den 27-jährigen Schweden existiert seit Jahren im Ausland ein Markt. Auch Augustinsson wird aufgrund seines nur bis 2022 laufenden Vertrags nicht viel Geld einbringen, obwohl er ein offensiv sehr guter Linksverteidiger ist.
Felix Agu - Verbleib: Mit Felix Agu hat Werder einen sehr spannenden Nachfolger für Augustinsson (oder Gebre Selassie) auf der defensiven Außenbahn. Der 21-jährige Ex-Osnabrücker kennt die 2. Liga und ist bereit, um im nächsten Jahr den Durchbruch zu schaffen.
3. Mittelfeld
Philipp Bargfrede - Unklar: Ja, aufgrund seines auslaufenden Vertrags ist ein Abgang Bargfredes sehr wahrscheinlich. Wäre es aber nicht eine gute Idee, einen guten, erfahrenen und vereinstreuen Spieler wie ihn als Stütze in der 2. Liga zu haben? Mal schauen, was er über diese Idee denkt.
Patrick Erras - Unklar: Der 26-jährige Mittelfeld-Riese ist ein krasser Fehleinkauf Baumanns, in der zweiten Liga könnte er sich jedoch als gute Alternative erweisen. Hierüber muss der jetzige oder künftige Kaderplaner eine Entscheidung treffen. Es wäre keine schlechte Idee, Erras in der 2. Liga noch eine Chance zu geben.
Kevin Möhwald - Unklar: Möhwald hat zweifelsohne das Zeug, um in der Bundesliga zu spielen. Unklar ist jedoch, was für ein Markt für den 27-Jährigen existiert. In der 2. Bundesliga wäre er absoluter Stammspieler und Leistungsträger.
Christian Gross - Verbleib: Einem Christian Gross kann man gar nichts vorwerfen. Es wäre ein großer Luxus, einen solch variablen, zuverlässigen und mental starken Spieler in der 2. Liga zu haben.
Maximilian Eggestein - Abgang: Ja, Maxi Eggesteins Saison war nicht wirklich berauschend, der 24-Jährige hat jedoch absolutes Bundesliga-Format und wäre für die halbe Liga ein interessanter Neuzugang - und aufgrund seins bis 2023 laufenden Vertrags eine gute Einnahmequelle. Ein Verbleib wäre nur bei einer überraschenden Entscheidung des Spielers möglich.
Jean Manuel Mbom - Verbleib: Mbom ist der perfekte Spieler für ein Zweitliga-Mittelfeld. Der 21-Jährige würde mit seiner Physis gut in die Stammformation von Werder passen. Es gibt zudem für das Eigengewächs keinen Grund, schon jetzt den Klub zu verlassen.
Leonardo Bittencourt - Abgang: Im Werder-Spiel hat sich der sonst dribbelstarke und technisch versierte Bittencourt sehr schwer getan. Werder wird wahrscheinlich versuchen, den 27-jährigen Deutsch-Brasilianer zu verkaufen, obwohl sein bis 2024 laufenden Vertrag dieses Unterfangen erschwert.
Romano Schmid - Verbleib: Der 20-jährige Österreicher könnte aufgrund seiner fehlenden Physis in der zweiten Liga einige Probleme haben. Seine Kreativität wäre aber auf diesem Niveau einzigartig und sehr wertvoll. Schmid hat das Zeug dazu, in der nächsten Saison zum absoluten Leistungsträger aufzusteigen.
Ilia Gruev - Verbleib: Der 21-jährige Bulgare befindet sich trotz kaum vorhandener Einsatzchancen immer noch im Werder-Kader. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, um endlich in die Rotation durchzubrechen.
Niklas Schmidt - Abgang: Hat zuletzt in Osnabrück enttäuscht und wird nach seiner Leihe wohl woanders nach einer neuen Herausforderung suchen müssen.
Thore Jacobsen - Unklar: Der 24-jährige defensive Mittelfeldspieler hat nach seiner guten Leihperiode in Magdeburg in der 3. Liga die Chance, sich nach seiner Rückkehr für Werder zu empfehlen. Über seine Zukunft wird man wohl erst nach der Sommer-Vorbereitung eine Entscheidung treffen.
4. Sturm
Milot Rashica - Abgang: Was für ein desaströser Verlauf. Milot Rashica war vor nicht allzu langer Zeit noch 30 Millionen Euro wert. Nun kann sich Werder darüber glücklich schätzen, mehr als fünf Millionen Euro für ihn zu bekommen. Unglaublich, wie schlecht diese Personalie von der Vereinsführung gehandhabt wurde.
Davie Selke - Abgang: Durch den Aufstieg tritt Davie Selkes Mega-Kaufoption in Höhe von 15 Millionen Euro nicht in Kraft. Die einzig gute Nachricht nach dem Abstieg. Er kehrt zu Hertha BSC zurück.
Yuya Osako - Abgang: Osako wurde eigentlich als Kruse-Nachfolger geholt, das Resultat ist jedoch ernüchternd. Vielleicht versucht der 31-Jährige nun sein Glück in Japan. Trotz laufenden Vertrags wird wohl kaum jemand für ihn eine Ablöse zahlen.
Oscar Schönfelder - Verbleib: Das ehemalige Mainz-Juwel dürfte nach dem Abstieg auf die Einsatzzeiten von Rashica drängen. Ein sehr interessanter Herausforderer für die Positionen auf den offensiven Außenbahnen. Der 20-Jährige sollte auf keinen Fall verliehen werden.
Benjamin Goller - Verbleib: Für Benjamin Goller steht ein wichtiges Jahr an. Der 22-Jährige kommt nach einer guten Saison beim KSC zurück und könnte in Bremen einen Stammplatz ergattern.
Johannes Eggestein - Abgang: Kaum denkbar, dass sich Jojo Eggestein nach seiner sensationellen Saison in Österreich die 2. Liga antut. Es wird mit Sicherheit viele Klubs geben, die am 22-jährigen Offensiv-Spieler Interesse zeigen werden.
Niclas Füllkrug - Verbleib!!!: Diese Personalie sorgt für ein wenig Aufbruchstimmung. Füllkrug hat schon vor Monaten dem Klub seinen Verbleib im Abstiegsfall zugesichert. Der 28-Jährige wäre Werders wichtigster Stürmer in der 2. Liga und - falls er gesund bleibt - eine absolute Tormaschine.
Josh Sargent - Abgang: Ein sehr talentierter Stürmer, dem lediglich die Zahlen fehlen. Trotzdem wird es im Sommer viele Klubs geben, die für ihn gutes Geld anbieten werden. Klar, die erhofften 20 Millionen werden es wohl nicht sein, bei einem bis 2022 laufenden Vertrag wären aber auch mehr als sechs Millionen nett.
Eren Dinkci und Nick Woltemade - Unklar: Für beide Spieler würde im nächsten Jahr womöglich viel Einsatzzeit rausspringen, in der zweiten Liga kann Werder jedoch keine Risiken mit solch jungen Stürmern eingehen. Wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, dass der Klub zumindest einen der beiden Akteure ziehen lassen wird.