Kader-Planungen beim FC Bayern: Der aktuelle Stand
Von Florian Bajus

Zwischen den Spielzeiten genießen die Stars des FC Bayern ihren verdienten Urlaub, während hinter den Kulissen fleißig weitergearbeitet wird. Die Kaderplanung ist für diesen Sommer noch nicht abgeschlossen, neben einigen Abgängen werden auch ein paar Neuzugäne gesucht. 90min wirft nach den jeweiligen Positionsgruppen einen Blick auf den Stand der Dinge in der Kaderplanung.
1. Tor
Im Tor der Münchner Bayern sind die Aufgaben klar verteilt: Manuel Neuer wird die Nummer eins bleiben, dahinter fechten Alexander Nübel und Sven Ulreich um den zweiten Platz in der Rangordnung. Abgerundet wird das derzeitige Quartett von Ron-Thorben Hoffmann, der nach dem Leih-Wechsel von Christian Früchtl zum 1. FC Nürnberg bei den Amateuren zwischen den Pfosten stehen wird.
Im Juni hatte Ulreich seinen Wechselwunsch verkündet, noch scheint er aber keinen neuen Verein gefunden zu haben. Sollte dies bis zum 5. Oktober nicht geschehen, werde er den Konkurrenzkampf mit Nübel annehmen. Nach der kommenden Saison wäre er ablösefrei zu haben.
2. Abwehr
Nach einem erneuten Treffen mit Pini Zahavi in Lissabon scheinen die Weichen für eine Vertragsverlängerung mit David Alaba gestellt. Demnach wollen beide Parteien das bis 2021 datierte Arbeitspapier ausdehnen, wie Sport1 berichtet. Alaba ist nach seiner Transformation zum Innenverteidiger der neue Abwehrchef und größte Eckpfeiler für Trainer Hansi Flick geworden, ein Verlust wäre kaum zu kompensieren.
An Alabas Seite hat sich Jerome Boateng einen Stammplatz erspielt. Wie der Weltmeister von 2014 im Interview mit BILD am Sonntag erklärte, seien keine Gespräche über eine Vertragsverlängerung geführt worden, dennoch wolle er "den Weg unter Hansi Flick weitergehen". Nach der starken Saison dürften die Bayern kein Problem damit haben, ihn in den eigenen Reihen zu halten.
Darüber hinaus suchen die Münchner einen weiteren Rechtsverteidiger, Alvaro Odriozola war lediglich von Real Madrid ausgeliehen. "Das ist der Wunsch des Trainers. Er möchte ein Backup für Benjamin Pavard", sagte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge der WELT am Sonntag. Seit Monaten gilt Sergino Dest (Ajax Amsterdam) als Spitzenkandidat für diese Position, zusätzlich wurden Dodo (Shakhtar Donezk) und Max Aarons (Norwich City) gehandelt.
Mit Alaba, Boateng, Niklas Süle, Lucas Hernandez und Defensiv-Talent Tanguy Nianzou ist die Innenverteidigung breit besetzt. Auf der Linksverteidiger-Position, auf der Alphonso Davies sich einen Stammplatz erspielt hat, kann Flick dank der Flexibilität von Alaba und Hernandez auf zwei Backups zurückgreifen, hier besteht also ebenfalls kein Bedarf. Einzig Pavard ist auf der rechten Abwehrseite auf sich allein gestellt - fällt er aus, muss Joshua Kimmich aus dem Mittelfeld in die Viererkette rücken.
3. Mittelfeld
Die Bayern drohen zwei Mittelfeldspieler zu verlieren: Thiago und Javi Martinez. "Wir rechnen in diesen Tagen mit einem Angebot", sagte Rummenigge bezüglich Thiago, Routinier Martinez, der auch unter Flick keine Rolle spielt, habe man indes "zu verstehen gegeben, dass wir ihm keine Steine in den Weg legen."
Corentin Tolisso wurde in den vergangenen Monaten ebenfalls als Streichkandidat gehandelt, soll nun aber bleiben. "Er ist sehr glücklich und möchte bei uns weitermachen", sagte Rummenigge gegenüber der italienischen Tuttosport (Übersetzung via Sport1).
Auch Mickael Cuisance dürfte nicht gehen. Der Youngster wird immer wieder mit einer Leihe nach Frankreich in Verbindung gebracht. Weil Flick sich einen breiteren Kader wünscht, wäre es allerdings paradox, Cuisance ziehen zu lassen.
Zusätzlich soll für die Breite noch ein weiterer Mittelfeldspieler verpflichtet werden. In den vergangenen Tagen wurde wieder einmal Marcelo Brozovic von Inter Mailand als potentielles Transferziel gehandelt. Wen die Bayern tatsächlich auf dem Zettel haben könnten, ist unbekannt.
Das Mittelfeld ist aktuell die größte Baustelle. Sofern Thiago und Martinez den FC Bayern verlassen, stehen mit Leon Goretzka, Joshua Kimmich und Tolisso nur drei gestandene Spieler zur Verfügung. Dahinter reihen sich Cuisance, Leih-Rückkehrer Adrian Fein und Nianzou, der auch auf der Sechs spielen kann, ein. Die Verpflichtung eines weiteren Spielers wäre die logische Konsequenz, in Corona-Zeiten wollen die Bayern aber nicht mehr allzu tief in die Tasche greifen.
4. Angriff
Mit einem Jahr Verspätung haben die Bayern ihren Wunschspieler erhalten: Für weniger als 50 Millionen Euro ist Leroy Sané von Manchester City gekommen. Stand jetzt bildet der deutsche Nationalspieler mit Kingsley Coman und Serge Gnabry das Flügel-Trio, Flick hätte allerdings gerne noch einen vierten Flügelspieler.
Im Zuge dessen reißen die Gerüchte um einen Verbleib von Ivan Perisic nicht ab, laut Rummenigge sei noch keine Entscheidung über die Leihgabe von Inter Mailand getroffen worden. Eigenen Aussagen zufolge steht der Vorstandsvorsitzende in Kontakt mit Inter-Manager Giuseppe Marotta (via Tuttosport), für wie viel Millionen Euro die Münchner Perisic verpflichten würden, ist allerdings nicht bekannt. Die Kaufoption in Höhe von 20 Millionen Euro wurde jedenfalls nicht gezogen.
Abgesehen davon dürfte sich aber nichts mehr in der Offensive tun, Robert Lewandowski und Thomas Müller sind ohne jeden Zweifel gesetzt. Einzig nach Philippe Coutinhos Rückkehr zum FC Barcelona fehlt ein nomineller Backup für Müller, womöglich aber vertraut Flick einem der vielen talentierten Nachwuchsspieler diese Rolle an. Hinter Lewandowski sollen wie schon in der abgelaufenen Saison Joshua Zirkzee und künftig vielleicht auch Fiete Arp heranwachsen.