Juventus im Sinkflug: Chiellini fordert Geduld
Von Christian Gaul
Der italienische Spitzenklub Juventus Turin legte einen klassischen Fehlstart in die neue Saison der Serie A hin. Kapitän und Europameister Georgio Chiellini will nun ein Machtwort sprechen.
Momentan läuft es einfach nicht bei Juventus Turin. Schon in der abgelaufenen Saison mühte man sich gerade so auf Platz vier und erreichte somit wenigstens noch die Qualifikation für die Champions League.
In der laufenden Spielzeit lieferte man dann auch in der Königsklasse die bisher einzige wirklich souveräne Vorstellung ab, als man bei Malmö FF einen 3:0-Auswärtssieg einfahren konnte. Doch in der Serie A steht man mit nur fünf Punkten aus den ersten fünf Partien auf Rang 12 - eigentlich indiskutabel für die Ansprüche der Bianconeri.
Zuletzt konnte man immerhin den ersten Dreier in der Liga einfahren, doch auch das 3:2 bei Abstiegskandidat Spezia Calcio erweckte nicht den Eindruck, dass Juve nun die Kurve bekommen hat.
Für den Turiner Kapitän Georgio Chiellini ist klar, dass die Unruhe rund um den Verein nicht kleiner wird, doch mahnt er zu Geduld.
"In der heutigen Welt existiert keine Geduld mehr" - Chiellini fordert die nötige Zeit
Bei der EURO 2020 konnte sich Chiellini noch mit seinen Kollegen über den Titel freuen. Hauptsächlich verdankten die Italiener diesen Erfolg einem einzigartigen Teamgeist und der Tatsache, dass sie vor dem Turnier nicht unbedingt als Top-Favorit gehandelt wurden.
In der Serie A gilt Juventus jedoch in jedem Jahr als Meisterschaftskandidat, die andauernde Flaute passt wenig in das Bild der Unantastbarkeit, welches sich die Turiner in der letzten Dekade erarbeitet hatten.
Der erneute Wechsel zum früheren Erfolgstrainer Massimiliano Allegri und der Verlust von Cristiano Ronaldo in diesem Sommer war mit Sicherheit nicht förderlich für die angespannte Lage bei Juve.
"Wir müssen unbedingt zusehen, das Schiff auf stürmischer See gerade zu halten", forderte Chiellini nun gegenüber Sky Sport Italia im Stile eines echten Kapitäns (via kicker).
"Wie bei allem im Leben braucht man auch Zeit, um die richtige Balance zu finden. Und gerade nach einem großen Schock braucht man auch Zeit, um sich wieder zu sammeln. Doch in der heutigen Welt existiert keine Geduld mehr", sprach der charismatische 37-Jährige gleich mehrere Faktoren an.
Zum einen wird Allegri trotz seiner Turiner Vergangenheit nicht zum Wunderheiler werden. Auf der anderen Seite muss der "Schock" der letzten Saison erst einmal aus den Knochen und Köpfen der Spieler weichen.
Allegris Ausraster im Bezug auf seine Spieler beim 1:1 gegen Milan spricht hierbei Bände. "Und die wollen für Juventus spielen?" - so soll sich der Trainer lautstark über seine Mannen echauffiert haben.
Wichtig wird sein, dass Chiellini seinen Einfluss nicht nur medial geltend machen, sondern auch in der Kabine für die nötige Ruhe sorgen kann.
Doch Ergebnisse in der Liga sind wohl momentan das einzige wirkliche Mittel, um den Kahn wieder aus dem Schwanken zu bekommen.