"Ah ja, es war Julio Cesar!" - Brasiliens Ex-Nationalkeeper über den ewigen Makel seiner Karriere
Von Jan Kupitz

In seiner langen und erfolgreichen Karriere hat Julio Cesar einiges erlebt. Der Brasilianer bestritt viele große Spiele und gewann viele große Trophäen - unter anderem die Champions League und fünfmal die italienische Meisterschaft. Und doch wird seine Laufbahn immer mit einem Makel verbunden bleiben.
Denn Julio Cesar war es, der am 08. Juli 2014 das Tor der brasilianischen Nationalmannschaft hütete. An jenem Abend, als im Stadion Mineirao von Belo Horizonte Historisches geschah. Im eigenen Land, vor den eigenen Fans wurde die Selecao von der DFB-Elf mit 1:7 gedemütigt. Ein Spiel, über das noch viele Generationen nach uns sprechen werden. Und eines, das den Torhüter, der für die Niederlage noch am wenigsten konnte, wohl bis an sein Lebensende verfolgen wird.
In seinem persönlichen Beitrag auf The Players' Tribune schildert der heute 41-Jährige, wie es ihm fast sieben Jahre nach dieser historischen Schmach geht. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich darüber hinweg bin. Es bleibt bei dir, besonders wenn du der Torwart bist", klagt Cesar. "Als linker Außenverteidiger oder Mittelfeldspieler kannst du vielleicht dem Gedächtnis der Leute entkommen, aber als Torwart? Vergiss es. Du weißt doch, wie die Leute reden: 'Oh, wer war der Torwart bei dieser Weltmeisterschaft? Du weißt schon, der, bei dem Brasilien 7:1 gegen Deutschland im Halbfinale verloren hat?' - 'Ah ja, es war Julio Cesar!'"
Julio Cesar brauchte psychologische Hilfe
Der Torhüter, der insgesamt 87 Länderspiele für seine Nation bestritt, verrät, dass er im Nachgang "viel psychologische Arbeit" machen musste. "Aber ich habe akzeptiert, dass mich das Spiel nie ganz verlassen wird. Niemals", so Cesar.
Dennoch, und das ist ihm ebenso wichtig zu betonen, habe er es trotz dieser Schmach nie bereut, "bei dieser Weltmeisterschaft gespielt zu haben. Ich hätte alles genauso gemacht - außer dem Ergebnis. Ich habe bei einer Weltmeisterschaft in meinem eigenen Land gespielt. Ich habe mit Brasilien an drei Weltmeisterschaften teilgenommen. Das ist eine große Ehre."
Die WM im eigenen Land habe ihm so viele schöne und unvergessliche Momente geliefert, "aber dann kam das 7:1, das uns erschütterte. Wir waren am Boden zerstört, in Stücke gerissen. Ich glaube, dass jeder Brasilianer, der in diesem Spiel gespielt hat, das Spielfeld als ein anderer Mensch verlassen hat. Danach habe ich meiner Familie gesagt, dass ich meine Karriere beende [was er dann aber doch nicht tat, Anm.]. Ich war so niedergeschlagen, dass ich vergessen hatte, warum ich mich überhaupt in den Fußball verliebt hatte."
Lies Julio Cesars ganze Geschichte "My Book Of Moments" auf The Players' Tribune.