Julian Draxler: Fünf Gründe, warum seine Karriere gescheitert ist

Julian Draxler hat nicht alles aus seiner Karriere herausgeholt
Julian Draxler hat nicht alles aus seiner Karriere herausgeholt / Clive Rose/GettyImages
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Julian Draxler ist der erste namenhafte deutsche Fußball-Star, der sich für einen Wechsel in die Wüste entschieden hat. Für den 29-Jährigen geht es nicht mal in die Saudi Pro League, in der Stars wie Ronaldo, Benzema oder Mané ihren Vorruhestand genießen, sondern nach Katar, was man sozusagen als fußballerisches Exil zweiter Klasse bezeichnen kann. Mit seinem Wechsel zu Al-Ahli hat das einst so große Talent seine Karriere auf Top-Niveau fast schon beendet. Doch was sind eigentlich die Gründe dafür, dass die Karriere des einst als größtes deutsches Talent gefeierten Kickers letztlich fehlgeschlagen ist?

Selbstredend hat Julian Draxler in seiner Karriere große Erfolge gefeiert, die nicht in Abrede gestellt werden sollen. Trotz allem müssen Gründe erörtert werden, die eine große Karriere, die viele erwartet haben, verhindert haben.

1. Draxler kann vieles sehr gut, aber nichts überragend

Selbstverständlich war und ist Julian Draxler ein Spieler mit viel Talent und einem breit gefächerten fußballerischen Können. Der 29-Jährige besitzt eine starke Technik, kann passen, schießen, laufen und dribbeln. Zudem bringt er auch ein gewisses Maß an Spielintelligenz mit. Es gibt jedoch nicht die eine herausragende Fähigkeit, die Julian Draxler definiert. Selbst wenn er in fast allen Aspekten ein überdurchschnittlicher Fußballer ist, fehlt so ein bisschen das Besondere. Dies führt auch dazu, dass er offensiv eigentlich alle Positionen spielen kann, aber auf keiner an die absolute Weltklasse heranreicht. Für die Außenbahn fehlt ein Ticken Geschwindigkeit und auch die Stärke im Eins-gegen-Eins, wohingegen auf der Zehn ein wenig mehr Kreativität und Schussstärke nötig gewesen wäre. Natürlich sprechen wir hierbei von einem hohen Niveau, jedoch braucht man halt diese eine Schlüsselfähigkeit oben drauf, um bei einem Verein wie PSG neben Mbappé und Co. glänzen zu können.

2. Draxler hat sich zu spät von PSG losgelöst

Den Wechsel zu PSG selbst kann man nicht mal als Fehler bezeichnen. Insbesondere in der Anfangszeit kam der Mittelfeldspieler auch immer wieder zu Einsätzen. Zudem ist es völlig legitim, wenn ein Spieler wie Julian Draxler sein Glück bei einem Top-Klub probiert. Sein Fehler war es jedoch, sich zu spät von Paris losgesagt zu haben. Der Lebensstandard in Paris, dass Dabeisein im Star-Ensemble und das gute Gehalt schienen immer wieder Gründe zum Bleiben gewesen sein. Erst nach fünf Jahren und damit etwa zwei Jahre zu spät unternahm Draxler dann endlich den Schritt weg von Paris und schloss sich per Leihe Benfica Lissabon an. Eine eigentlich gute Entscheidung, die sich letztlich aber nicht auszahlte, da Draxler verletzungsbdingt zu selten zum Zug kam.

3. Verletzungen warfen Draxler zurück

Der Grund darin, dass es für Draxler bei Benfica Lissabon nicht funktionierte lag insbesondere an seinem Verletzungspech. Die OP am Knöchel kostete Draxler die gesamte Rückrunde. Zwar hatte er auch schon davor schlechte Karten bei den Portugiesen, jedoch war die Verletzung letztlich der Genickbruch. Insbesondere in der Zeit von 2018 bis 2023 hatte der Kapitän der siegreichen DFB-Mannschaft bei Confeld Cup 2017 immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. So fehlte er mehrmals wegen Oberschenkel- und Fußverletzungen und musste 2022 sechs Monate wegen einer Knieverletzung pausieren. All diese Ausfälle haben Draxler immer wieder bei seinem Kampf um Spielzeit entscheidend zurückgeworfen.

4. Draxler fehlte es an Mentalität und Durchsetzungsvermögen

Julian Draxler war nie ein Spieler, der sich besonders über seine Mentalität, seinen Kampfgeist oder sein Durchsetzungsvermögen definitierte. Dabei muss man bedenken, dass der frühere Schalker einfach schon in Teenager-Zeiten als Supertalent gehyped wurde. Seine Karriere verlief auf der Schnellstraße, während andere viel mehr Hürden zu meistern hatten. Möglicherweise hat sich Draxler dadurch zu sehr auf sein Talent verlassen und nie so wirklich gelernt, die Zähne zusammen zu beißen.

Wie bereits vorhin erwähnt, fehlte es Draxler in den Offensiv-Positionen ein wenig an der gewissen Extra-Klasse. Auf der Achterposition wäre das womöglich aber gar nicht nötig gewesen, wenn der Spieler den Kampfgeist für sich entdeckt hätte. Ein Draxler, der ein hohes fußballerisches Vermögen mitbringt und dann auch noch rackert, kämpft und in die Zweikämpfe geht, hätte schon ein sehr guter PSG-Achter im 4-3-3 werden können. Die körperlichen Voraussetzungen wären da gewesen, zumal der 58-malige deutsche Nationalspieler auch immerhin 1,85 Meter misst. Leider hat es Draxler nie so ganz geschafft, Einsatz und Technik auf Top-Niveau zu vereinen.

5. Der Wechsel zu Al-Ahli

Der Wechsel zu Al-Ahli war gewissermaßen der letzte nötige Beweis für die fehlende Kämpfernatur in Julian Draxler. Mit 29 Jahren wäre er nicht zu alt gewesen, um seiner Karriere vor der Heim-EM nochmal einen Push in die richtige Richtung zu verleihen. Man denke beispielsweise an Mario Götze, der sich durch kluge Wechsel nach Eindhoven und Frankfurt zurück in den Fokus der DFB-Elf spielen konnte. Durch die Entscheidung, zu Al-Ahli zu wechseln, hat sich Draxler aber die Tür selbst ein wenig zugeschlagen. Natürlich sprechen wir hier von einem Top-Verein in Katar, jedoch hat die Liga mit europäischem Niveau überhaupt nichts zu tun. Es ist nicht auszuschließen, dass Draxler nochmal nach Europa zurückkehrt, jedoch dürfte sein Zenit weit hinter ihm liegen.