Judith Steinert im Interview: "Freiburg-Wechsel eine Überwindung, die ich gebraucht habe"

Judith Steinert ist jetzt für den SC Freiburg aktiv
Judith Steinert ist jetzt für den SC Freiburg aktiv / © SC Freiburg
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Das Baden-Derby steht vor der Tür: Am Freitag empfängt Hoffenheim um 19.16 Uhr den SC Freiburg in der Frauen-Bundesliga. Beide Vereine sind ambitioniert und hoffen auf die Champions-League-Quali. Und gleich zwei Spielerinnen haben diesen Sommer die Seiten gewechselt. 90min sprach mit Ereleta Memeti, ab diesem Jahr in Blau, und mit der Neu-Freiburgerin Judith Steinert über die Gründe für ihre Wechsel, ihre Erwartungen an das Spiel und mehr.


Neue Herausforderung nach elf Jahren bei Hoffenheim

Ein Wechsel, mit dem nicht alle gerechnet hatten: Elf Jahre stand Judith Steinert für Hoffenheim auf dem Platz, seit sie in der U17 zur TSG gestoßen war. Damals ein logischer Schritt für Steinert, deren Geburtsort Mosbach nur eine halbe Stunde vom Dietmar-Hopp-Stadion entfernt ist. Mit Hoffenheim erlebte die Defensiv-Allrounderin einen stetigen Aufstieg, dessen vorläufiger Höhepunkt die Champions-League-Teilnahme war. Trotzdem alldem wechselte Steinert im Sommer den Verein – und tritt nun mit ihrem neuen Klub Freiburg im Baden-Derby gegen Hoffenheim an. 

Der Wechsel war keine leichte Entscheidung für die 27-Jährige: "Es war eine Überwindung, aber eine, die ich gebraucht habe. Nach so langer Zeit war es richtig, einen neuen Schritt zu wagen", sagt Steinert. Bei Hoffenheim war sie letzte Saison in den großen Spielen öfters nur noch eingewechselt werden, in Freiburg ist sie nun eine der erfahrensten Spielerinnen im Kader – über 100 Bundesliga-Spiele hat sie für die TSG bestritten. Im Breisgau möchte sie jetzt ihre Erfahrungen einbringen und an die Jüngeren weitergeben. 

Steinerts Gründe für den Wechsel

Auch auf dem Platz, wo ihre Qualitäten gut zu Freiburgs Ansatz passen: "Von meinem Spielstil her bin ich jemand, die rausspielen möchte, mutig sein möchte", meint Steinert. Fähigkeiten, die zu den Vorstellungen von Freiburgs neuer Trainerin Theresa Merk passen. Steinert kann sich mit ihrer Philosophie gut identifizieren: "Von der Spielanlage her ist es ihr wichtig, viel zu zocken. Also nicht nur lange Bälle zu schlagen, sondern auch mutig zu spielen. Das merkt man in den Gesprächen und Trainingseinheiten, da legt sie Wert drauf."

Für Freiburg wird das ein Lernprozess, der aber schon erste Früchte getragen hat – etwa beim jüngsten 5:2 gegen Essen, wo Freiburg eine überragende erste Hälfte spielte. 45 Minuten, in denen "einfach alles gepasst hat", wie Steinert sagt.

Theresa Merk
Freiburgs neue Trainerin Theresa Merk / Sebastian Widmann/GettyImages

Spielerisch passt es also, aber auch andere Faktoren haben bei der Entscheidung für den Wechsel eine Rolle gespielt. Besonders der Umzug der SC-Frauen ins Dreisamstadion und die damit verbundenen professionellen Trainingsbedingungen: "Ich war hier und habe mir alles angeschaut, das hat mich sehr überzeugt. Was hier geboten wird, ist schon sehr professionell und spricht für den Verein", sagt Steinert.

Freiburg wird immer wieder als ein Standort beschrieben, bei dem die Eingewöhnung besonders leichtfällt: ein familiäres Umfeld, eine gemütliche Stadt, wenig Druck. Vielleicht also der ideale Verein für einen ersten Wechsel, aber trotzdem hat Steinert etwas Zeit gebraucht: "Die ersten Wochen waren für mich erst mal ungewohnt. Da muss man erst mal selbst seinen Platz finden, ankommen - auch privat. Ich habe gemerkt, dass ich erstmal ein bisschen Zeit für mich brauche. Aber ich hatte auch eine gute Unterstützung von meinen Mitspielerinnen, allgemein von meinem Umfeld hier. Mittlerweile fühle ich mich sehr wohl und auch angekommen."

Erwartungen an die Partie: "Immer 50/50-Spiele"

Judith Steinert im Duell gegen ihren alten Verein
Judith Steinert im Duell gegen ihren alten Verein / © SC Freiburg

Gegen die TSG hat sie bereits in der Vorbereitung schonmal gespielt, das erste Aufeinandertreffen in der Bundesliga wird nochmal "besonders", sagt Steinert. Sportlich gesehen wurde Steinert bisher dreimal eingewechselt – vielleicht kommt ihr erster Startelfeinsatz ja ausgerechnet gegen Hoffenheim. Am liebsten in der Außenverteidigung, da "ich jemand bin, der gerne das Spiel vor sich hat", wie Steinert erklärt. Aber auch über einen Einsatz im Mittelfeld würde sie sich sicherlich nicht beschweren, falls am Ende ein Sieg herausspringt.

Es wäre Freiburgs erster Bundesliga-Sieg gegen Hoffenheim seit vier Jahren – trotzdem hat Steinert die Duelle als recht ausgeglichen erlebt: "Hoffenheim gegen Freiburg sind immer Fifty-Fifty-Spiele", sagt sie. Sie kennt die Stärken der TSG sehr gut: "Hoffenheim ist auf jeden Fall eine spielstarke Mannschaft. Sie versuchen, alles spielerisch zu lösen und dagegen ist es immer schwierig."

Ein Ansatz, den auch Freiburg jetzt verfolgt - auch von der Spielweise her ist es also eine Partie auf Augenhöhe, wie Steinert sagt. Einen Vorteil sieht sie aber bei der TSG: "Hoffenheim ist natürlich schon sehr eingespielt, da haben sie eine gewisse Routine." Dafür hat Freiburg Hasret Kayikci – ein Umstand, den Steinert früher öfters bedauert hat: "Ich erinnere mich gut daran, dass Hasret Kayikci immer gegen Hoffenheim Tore gemacht hat. Dadurch, dass ich mit ihr befreundet war, war es dann schon schwierig ist - jedes Mal dachte ich mir, jetzt hat sie schon wieder ein Tor gemacht…", erinnert sie sich. Generell weist die Statistik auf ein torreiches Duell hin: 4,75 Treffer fielen in den letzten vier Jahren im Durchschnitt pro Spiel.

Hasret Kayikci
Trifft gern gegen Hoffenheim: Freiburgs Kapitänin Hasret Kayikci (#11) / Alexander Scheuber/GettyImages

Steinerts Ziele mit Freiburg

Bisher hat Kayikci, letzte Saison mit elf Treffern Freiburgs beste Torschützin, den Ball noch nicht im Tor versenkt. Das Spiel gegen Hoffenheim kommt also genau zur richtigen Zeit. Und wenn sie und ihre Sturmkolleginnen besonders erfolgreich sind, kann es vielleicht sogar nach oben gehen für Freiburg: "Der dritte Platz wäre ein Traum, mit der Champions-League-Quali. Aber natürlich wissen wir, dass das sehr schwer wird. An die Top-5 heranzukommen, wäre schön", erklärt Steinert ihre Ziele für die Saison.

Dort könnte sie ihre Erfahrung von den sechs Gruppenspielen, die sie 2021 mit der TSG bestritt, einbringen. Die Champions League zählt sie heute zu den schönsten Erlebnissen ihrer Karriere: "Man ist es schließlich nicht gewohnt, einfach nach Barcelona zu reisen und dort zu spielen. Das war schon ein schönes Erlebnis", sagt Steinert. Der Weg dahin ist für Freiburg noch weit, ein weiterer Schritt kann jetzt in Hoffenheim gemacht werden.


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