Joshua Kimmich ist der auserwählte Neuer-Nachfolger
Von Florian Bajus
Im Februar feierte Joshua Kimmich erst seinen 25. Geburtstag, doch gefühlt gibt er schon seit Ewigkeiten den Ton beim FC Bayern an. Der Mittelfeld-Abräumer hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Führungsspieler entwickelt, gehört inzwischen sogar dem Mannschaftsrat an. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er die Kapitänsbinde von Manuel Neuer übernehmen wird.
Dass Joshua Kimmich im Sommer 2015 vom VfB Stuttgart zum FC Bayern wechselte, sorgte vielerorts für Verwunderung. Denn einerseits ließen die Schwaben eines der größten Talente ihrer Nachwuchsschmiede ziehen, andererseits galt der FC Bayern nicht gerade als optimaler Zufluchtsort für junge Spieler.
Doch Bayern und Kimmich belehrten ihren Kritikern eines Besseren. Pep Guardiola schickte ihn in seiner Debütsaison 36 Mal aufs Feld, 25 Mal durfte Kimmich, der als Innen- wie Rechtsverteidiger und im defensiven Mittelfeld spielte, sogar von Beginn an spielen. In den Folgejahren etablierte er sich als Rechtsverteidiger, seit dieser Saison darf er wieder auf seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld spielen.
Joshua Kimmich: Vielseitig, ehrgeizig, ehrlich
Kimmich ist eine Allzweckwaffe. Egal auf welcher Position er spielt, es funktioniert - weil er stets 100 Prozent gibt. "Joshua ist ein Spieler, der auf vielen Positionen spielen kann und das immer auf einem sehr, sehr hohen Niveau", schwärmte Bayern-Trainer Hansi Flick laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) im März.
Warum er am liebsten auf der Sechs spielen will? "Mir fällt es da einfacher, meine Emotionen einzubringen", erklärte Kimmich. Jene Emotionalität hat stark zu seiner Entwicklung beigetragen. Er wirkt in jeder Trainingseinheit und in jedem Pflichtspiel ehrgeizig, fast schon verbissen, legt sich deshalb auch hin und wieder mit den Mannschaftskollegen an.
Bei Kritik nimmt er kein Blatt vor den Mund, doch das kommt nicht immer gut an: "Es kommt manchmal schon vor, dass ich über das Ziel hinausschieße", erzählte Kimmich vor einem Jahr im Interview mit der FAZ. "Da ist es schon mal so, dass es jemand eine Spur ruhiger braucht. Dass Serge (Gnabry, Anm. d. Red.) mal sagt: 'Komm mal bisschen runter, es sieht nicht jeder die Sache gleich wie du'." Die klaren Worte seiner Mannschaftskollegen schätzt er allerdings: "Ich bin froh, dass die Jungs mir das ins Gesicht sagen", so Kimmich, "ich mache das umgekehrt ja genauso."
Kimmich ist der prädestinierte Kapitän
Im aktuellen Spiel der Münchner ist er ein Aktivposten. Im Verbund mit Thiago respektive Leon Goretzka sammelt Kimmich viele Ballkontakte, geht konsequent in Zweikämpfe, initiiert das Angriffsspiel und peitscht seine Mannschaftskollegen nach vorne. Im Topspiel gegen Borussia Dortmund (1:0) spulte er 13,7 Kilometer ab - so viel wie noch kein anderer Spieler seit Beginn der Datenerfassung. "Er kann einfach alles", so Sportdirektor Hasan Salihamidzic, "er hat sich in den letzten Jahren zu einem Führungsspieler und zu einer Persönlichkeit entwickelt. Für mich ist er einer der besten Spieler in Europa."
Diese Entwicklung ist auch Karl-Heinz Rummenigge nicht verborgen geblieben. "Ich bin überzeugt, dass Joshua Kimmich eines Tages unser Kapitän wird", sagte der Vorstandsvorsitzende kürzlich laut Sport Bild. Auch Innenverteidiger Niklas Süle ist der Meinung, Kimmich sei "der geborene Kapitän".
"Ich bin überzeugt, dass Joshua Kimmich eines Tages unser Kapitän wird."
- Karl-Heinz Rummenigge
Noch hat Manuel Neuer dieses Amt inne. Der Torhüter erbte die Kapitänsbinde von Philipp Lahm, wird sie mindestens bis 2023 tragen. Lange wird die Suche nach einem Nachfolger aber nicht dauern - denn Kimmich ist für diese Rolle prädestiniert. Die Kombination aus Ehrgeiz, Titelhunger, Ehrlichkeit und dem hohen wie konstanten Leistungsniveau lässt keinen anderen Schluss zu.