Jordan Henderson mit offenem Interview nach umstrittenen Saudi-Arabien-Wechsel
Von Franz Krafczyk
Mit Jordan Henderson wechselte in diesem Sommer ein Spieler nach Saudi-Arabien, von dem man es wohl am wenigsten erwartet hätte. Der langjährige Liverpool-Kapitän spricht nun erstmals über die Hintergründe des umstrittenen Wechsels.
Der Transfer von Jordan Henderson zu Al-Ettifaq war der wohl überraschendste Wechsel des Transfer-Sommers. Nach zwölf Jahren beim FC Liverpool entschied sich der Engländer für ein neues Kapitel im Spätherbst seiner Karriere. Besonders brisant daran ist der Fakt, dass sich Henderson stets für die LGBTQ+-Community einsetzte, deren Mitglieder im Wüstenstaat teilweise von der Todesstrafe bedroht werden.
Nun hat sich Henderson erstmals seit seinem Wechsel in einem Interview geäußert. "Ich würde gerne hier sitzen und behaupten, dass jeder Verein unter der Sonne mich haben wollte. Aber die Wahrheit ist, dass es so nicht war. Es musste etwas sein, bei dem ich das Gefühl hatte, dass ich etwas beitragen und etwas Neues ausprobieren könnte, eine neue Herausforderung", erklärte der 33-Jährige gegenüber The Athletic.
Ausschlaggebend war auch Hendersons Ex-Teamkollege Steven Gerrard, der bei Al-Ettifaq auf der Trainerbank sitzt. "Es ist schön, wenn man gewollt wird. Ich weiß, dass Stevie mich wirklich wollte. Ich weiß, dass der Klub mich wirklich haben wollte", so Henderson, der sich mit seiner Erfahrung "in verschiedenen Bereichen" gebraucht fühlt.
Astronomisches Gehalt "nicht wahr" - Henderson wollte Saudi-Arabien "nicht aus der Ferne kritisieren"
Das hohe Gehalt sei nicht der ausschlaggebende Grund für den Transfer gewesen. "Man kann mir glauben oder nicht, aber in meinem Leben und in meiner Karriere war Geld noch nie eine Motivation. Alles, worüber ich mit Stevie geredet habe, war Fußball und das Projekt", erklärte der englische Nationalspieler. Die 700.000 Pfund, die Henderson angeblich pro Woche in der Wüste verdienen soll, seien "einfach nicht wahr". Auch in den Gesprächen mit Gerrard sei Geld nie ein Thema gewesen.
Viele warfen Henderson, der sich stets für die LGBTQ+-Rechte stark machte, vor, er habe mit dem Wechsel seine Werte verkauft. "Ich kann die Frustration verstehen. Ich kann die Wut verstehen. Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass es mir leidtut, dass sie sich so fühlen. Es war nie meine Absicht, jemanden zu verletzen."
Er wollte jedoch nicht "den Kopf in den Sand stecken und andere Kulturen und Länder aus der Ferne kritisieren", sondern dort weiterhin für seine Werte einstehen. "Ich bin der festen Überzeugung, dass es etwas Positives ist, wenn ich in Saudi-Arabien spiele."
Zudem würde der Spieler nicht ausschließen, auch in Saudi-Arabien mit einer Regenbogen-Kapitänsbinde aufzulaufen. Er sagt allerdings auch: "Gleichzeitig würde ich die Religion und Kultur in Saudi-Arabien nicht missachten. Wenn wir alle sagen, dass jeder so sein kann, wie er will, und dass alle dazugehören, dann müssen wir das respektieren. Wir müssen jeden respektieren. Und wenn ich damit die Religion nicht respektiere, dann werde ich das auch nicht tun."
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