Jogi Löw - und die Mär vom Leistungsprinzip
Von Simon Zimmermann
Bundestrainer Joachim Löw fällt einmal mehr mit äußerst fragwürdigen Nominierungen auf. BVB-Dauerreservist Mo Dahoud etwa, darf sich über seine erste Berufung freuen. Ein katastrophales Zeichen!
Ach was waren das noch Zeiten, als man für die deutsche Nationalmannschaft nur dann infrage kam, wenn man im eigenen Klub mit Leistungen aufgefallen ist. Und zwar konstant und über einen längeren Zeitraum.
Dieses Prinzip gilt aber schon lange nicht mehr. Zunächst, weil uns die Klasse-Spieler ausgingen, Anfang des Jahrtausends. Dann aber wuchs eine Generation heran, die sich 2014 in Rio zum Weltmeister krönte. Die mageren Jahre schienen endgültig vorbei, die Auswahl an Spielern groß.
Löws Spielerauswahl zeichnet düsteres Bild
Doch im Oktober 2020 muss man sich die Frage stellen, ist das wirklich noch so? Blickt man auf das Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw für die anstehenden Spiele gegen die Türkei, Ukraine und Schweiz, kommen Zweifel auf. Und es wird die Diskussionen um den Bundestrainer in der Republik noch verstärken.
Leistung im Klub offenbar kein Hauptkriterium mehr
Fangen wir hinten an: Mit Jonathan Tah, Benjamin Henrichs und Nico Schulz sind erneut drei Spieler dabei, die bei ihren Klubs nicht erste Wahl sind. Das gilt auch für Antonio Rüdiger - nur dass der immerhin beim FC Chelsea unter Vertrag steht und derzeit mit Klubs wie PSG, Barça und Tottenham in Verbindung gebracht wird. Tah dagegen, ist bei Bayer Leverkusen seit Monaten außen vor - von Schulz' Rolle beim BVB ganz zu schweigen.
Doch es zieht sich durch. Fürs Mittelfeld nominierte Löw Nadiem Amiri (Ersatz in Leverkusen) und berief Mo Dahoud erstmals in den Kader, obwohl der 24-Jährige in Dortmund eher dritte Wahl denn Backup ist. Ganze sechs Mal (!) stand Dahoud 19/20 in Borussias Bundesliga-Startelf, 28 Minütchen war er in der Champions League auf dem Platz. Für die Nationalelf scheints dennoch zu reichen!
Mit Dahouds Berufung setzt Löw seinen teils fragwürdigen Nominierungen die Krone auf. Ständige Diskussionen, ob er noch der Richtige ist, sind die logische Folge. Nur zur Einordnung: Dahoud stand seit der vergangenen Saison 19/20 für den BVB in allen Pflichtspielen 681 Minuten auf dem Platz (von möglichen 4.500), dabei war er nur sechs Mal in der Startelf. Das sind knapp mehr als 15 Prozent der möglichen Einsatzzeit.
Natürlich wird Wohl und Wehe der DFB-Elf nicht von einer Nominierung eines Dahoud abhängen. Ein katastrophales Zeichen für die Zukunft ist sie allemal!