Schneider ist auf Schalke gescheitert - die Trennung folgerichtig
Von Yannik Möller
Die Entscheidung, Jochen Schneider zum Saisonende hin freizustellen, war auf Schalke nicht mehr zu vermeiden. Eher im Gegenteil, könnte man gut und gerne behaupten, dieser Schritt käme zu spät. Der scheidende Sportvorstand übernahm eine komplizierte Aufgabe, hat schlussendlich aber keinerlei Besserungen anstoßen können. Ein Kommentar.
Inzwischen dürfte es eine große Mehrheit an Fans von Schalke 04 gegeben haben, die diese Entscheidung ebenso getroffen hätten: Jochen Schneider wird den Klub am Ende der laufenden Saison - und damit vorzeitig - verlassen. Es ist das angekündigte und in wenigen Monaten vollzogene Ende eines großen Missverständnisses. Und es ist die absolut richtige Entscheidung.
Was schon häufig gesagt wurde, gilt es auch an dieser Stelle nochmals zu betonen: Mit seinem Amtsantritt als Sportvorstand bei den Knappen hat er alles andere als eine normale oder gar einfache Aufgabe auf sich genommen. Die sportlich entscheidende Position in einem Verein, der finanziell nahezu mittellos ist und der seit Jahren noch jeden Verantwortlichen geschreddert hat.
Allerdings war es nicht die Aufgabe des Sportvorstands, den Klub unmittelbar wieder ins internationale Geschäft zu führen. Es war eine Herausforderung, den Verein zu stabilisieren und nach und nach durch gute Arbeit wieder so aufzubauen und auszurüsten, dass es mittel- wie langfristig wieder die Chance gibt, im internationalen Geschäft dabei zu sein. Diese Verbesserungen (ohne direkt notwendige Resultate) hat er keineswegs anstoßen können, die Lage hat sich unter seiner Leitung sogar verschlechtert.
Große Fehler seitens Schneider beschleunigen den Abwärtstrend auf Schalke
Deshalb ist die Trennung folgerichtig. In der Mitteilung auf der Vereinshomepage sprach Schneider von Fehlern, die ihn im Nachhinein ärgern würden. Forsch formuliert: Sie sollten ihn auch ärgern. So sollte beispielsweise die schon zum letzten Saisonende sehr fragwürdige Entscheidung, mit einem offensichtlich plan-, sieg- und ideenlosen David Wagner auch noch in die nächste Saison zu gehen, weitreichende Folgen haben. Kein klarer Schnitt zur Sieglos-Serie, eine teils hochgradig peinliche Sommervorbereitung mitsamt Schritten zum "point of no return", an dem schon das Gewinnen eines einzigen Spiels durch diverse Probleme zur Herkules-Aufgabe verkommt.
Es mag klingen, als wäre Schneider dahingehend der Alleinschuldige, und doch ist der bevorstehende Abstieg vor allem ein Resultat dieser Entscheidung. Auch weitere Fehler, wie das Versagen der letzten Hinrunde rein auf das dann ausgetauschte Athletik-Team zu schieben (ohne Besserungen), die Kaderplanung ohne sichtbaren Plan (Kader ohne Flügelspieler, ein Rechtsverteidiger kam damals nur dank Manuel Baum, usw.) und ganz besonders die Kommunikation und Außendarstellung, sollten an dieser Stelle nicht in Vergessenheit geraten.
Nun wird zwischenzeitlich ein Trio aus Maik Büskens, Peter Knäbel und Norbert Elgert die zweigleisige Kaderplanung für die kommende Saison leiten. Ebenfalls bemerkenswert ist es, dass Sascha Riether daran - zumindest wie es kommuniziert wurde - keinerlei Aktien hat. Er war über die letzten Monate etwas näher an das Aufgabenfeld Schneiders herangerückt.
Die Trennung von Schneider bedeutet gleichzeitig auch, dass die Suche nach einem neuen Sportvorstand intensiviert werden muss. Es ist die zentrale Stelle der sportlichen Planung, an der alle Fäden zusammenlaufen. Es wäre gut, wenn der nun doch aufgewachte Aufsichtsrat schnellstmöglich einen (möglichst kompetenten) Nachfolger präsentiert.
Dieser neue Vorstand wäre dann nicht nur federführend für die bereits laufende Kaderplanung verantwortlich, sondern auch für die Suche nach einem Trainer, der ab Sommer die schon angekündigte Mission Wiederaufstieg übernehmen soll. Auch ein Sportdirektor, der unter beziehungsweise neben dem Sportvorstand arbeitet, muss noch eingestellt werden.
So bedeutsame Positionen gilt es so schnell wie möglich zu besetzen - deshalb ist es auch doppelt richtig von S04, nun die Reißleine zu Schneider zu ziehen. Ihn noch weiter in die Planungen einzubinden wäre nicht nur unlogisch, sondern auch alles andere als zielführend gewesen.