Jetzt heißt es Weichen stellen beim HSV
Von Guido Müller
Vor einem Jahr unterschrieb Jonas Boldt einen Zweijahresvertrag beim Hamburger SV. Dementsprechend muss sich der Klub, der Logik dieses Geschäftes gehorchend, in den kommenden Wochen in dieser Personalie positionieren. Und den Vertrag mit dem 38-jährigen Sportvorstand am besten schnellstens verlängern.
Denn: das Fußball-Business ist schnelllebig. Sehr schnelllebig. Kaum ist die Sommertransfer-Periode vorüber, öffnet sich auch schon fast wieder das Fenster für die Winter-Transfers. Gut, es sind noch ein paar Wochen hin. Aber zwischen Liga-Alltag und dem ganzen Rest geht es dann doch recht schnell.
Und plötzlich müsste Boldt im Januar Transfers für einen Klub verantworten, für den er ab Sommer 2021 vielleicht gar nicht mehr tätig wäre. Wenn denn das Horrorszenario einer Nicht-Einigung über den Klub kommen sollte. Woran man als Außenstehender nicht glauben mag. Aber zum Glauben, heißt es, geht man ja auch in die Kirche. Im Fußball jedenfalls ist der Glaube häufig kein verlässlichler und solider Wegweiser. Als eingefleischter HSVer, weiß ich, wovon ich rede.
Es geht ja auch nicht nur um die Kaderzusammenstellung als solche. Sondern um das gesamte Konstrukt - sprich in diesem Falle: um die gesamte sportliche Führung. Um das Team hinter Daniel Thioune und dessen Assistenten. Also Sportvorstand Boldt, Sportdirektor Michael Mutzel, Chef-Scout Claus Costa und natürlich auch Jugendkoordinator Horst Hrubesch, der zu dieser Saison an Bord geholt wurde. Nicht zuletzt dank der Überredungskünste eines Jonas Boldt.
An Boldts Verbleib hängt viel beim HSV
Und "Hotte" hat seinen Verbleib bei "seinem" HSV ja auch ziemlich unmissverständlich an Boldts Kontinuität in Hamburg geknüpft. "Ich stehe so lange zur Verfügung, wie wir in diesem Team mit einer Zielsetzung und Fleiß vorangehen und ich auch Spaß daran habe", waren damals seine Worte.
Verhandlungen mit Boldt sollen in diesem Monat aufgenommen werden
Wenn Boldt den Klub also verlassen sollte (Konjunktiv!), könnten ihm Mutzel, Costa (deren Verträge ebenfalls im Sommer 2021 auslaufen) und Hrubesch folgen. Es wäre der Super-GAU für den HSV! Doch dessen sind sich auch die Bosse im Aufsichtsrat wohl bewusst. Informationen der Mopo zufolge, sollen noch in diesem Monat die Verhandlungen mit Boldt aufgenommen werden. Alles andere als eine Einigung auf eine weitere Zusammenarbeit wäre ein herber Schlag ins Kontor für den Traditionsklub.
Doch es gibt Anzeichen, dass die hässliche Möglichkeitsform bald von einer positiven Wirklichkeitsform abgelöst wird. Denn beide Seiten scheinen darum zu wissen, was sie am jeweils anderen haben. So soll sich Boldt, laut Mopo, eine Verlängerung durchaus vorstellen können. Und auch die Bosse im Kontrollgremium sind von seiner Arbeit (und der seines Teams) voll überzeugt. Fehlen jetzt eigentlich nur noch die entsprechenden Unterschriften.