Jadon Sancho zurück zum BVB? Pro und Kontra
Von Dominik Hager
Eine mögliche Rückkehr von Jadon Sancho zum BVB bleibt ein Thema. Der 23-Jährige ist bei Manchester United weiterhin suspendiert und könnte schon im Winter wechseln. Interesse soll es auch aus Italien und England geben, jedoch gilt Dortmund als Favorit auf einen Transfer. Wäre ein Sancho-Deal für die Schwarz-Gelben überhaupt gewinnbringend?
Pro Sancho-Transfer
1. Sancho verkörpert das Potenzial zur Extra-Klasse
Der BVB hatte in den vergangenen Jahren immer Spieler im Kader, die aus der Masse herausstachen. Sancho selbst war ein solcher Akteur, aber auch der etwas jüngere Reus, Bellingham und Haaland setzten sich leistungstechnisch vom Kollektiv ab.
Einen derartigen Top-Spieler hat der BVB aktuell aber nicht im Kader. Vielmehr handelt es sich um ein recht ausgeglichen besetztes Team, das in Sachen Physis und Kampfgeist überzeugen kann. Sancho besitzt hingegen das fußballerische Potenzial, um das gewisse Etwas darzustellen. Der Engländer hat in seiner BVB-Zeit häufig gezeigt, dass er durch sein pures Können am Ball Spiele alleine entscheiden kann. 114 Scorer in 137 Pflichtspielen sind schlichtweg gigantisch.
Sancho hat alles drauf, was ein Flügelstürmer benötigt, und vereint Tempo und Technik, was bei Malen, Adeyemi und Brandt auf diese Weise nicht gegeben ist.
2. Sancho ist noch immer jung
Angesichts seiner schon recht langen Profi-Karriere vergisst man manchmal, wie jung Jadon Sancho noch ist. Tatsächlich ist der Engländer erst 23 Jahre alt, was bedeutet, dass er eigentlich noch in sein bestes Alter kommen müsste. Demnach ist es auch möglich, dass gewisse Reifeprozesse stattfinden, die Sancho zurück in die Spur bringen. Körperlich müsste er ohnehin noch mindestens sieben, acht Top-Jahre im Tank haben. Es bliebe also ausreichend Zeit, um seine Karriere wieder in Fahrt zu bringen.
3. Finanzielle Möglichkeit gegeben
Normalerweise ist es für einen Verein wie den BVB gar nicht möglich, ein Kaliber wie Jadon Sancho von einem Premier-League-Top-Klub zu bekommen. Wäre seine Entwicklung normal weitergegangen, würde er locker über 100 Millionen Euro kosten. Lediglich seine Formkrise und der Streit mit ten Hag sowie die daraus resultierende Suspendierung machen einen Deal für Dortmund möglich.
Wie genau ein Transfer aussehen könnte, ist noch nicht genau abzusehen. Nach 90min-Infos ist zum Beispiel eine 18-monatige Leihe eine Option.
4. Eine Luftveränderung würde Sancho gut tun
Jadon Sancho war beim BVB so konstant stark, dass man sich eine solch negative Entwicklung bei Manchester United eigentlich gar nicht hätte vorstellen können. Tatsächlich wirkt der Engländer aber seit seinem Wechsel nicht mehr wirklich glücklich.
Die Leichtigkeit und die Spielfreude sind völlig abhanden bekommen. Womöglich wurde er mit dem Druck und den ständigen Unruhen bei den Red Devils einfach nicht fertig. Zudem schienen sich ten Hag und Sancho auch nie wirklich warm zu werden, was letztlich im Konflikt endete, bei dem sich auch der Spieler ungerecht behandelt sieht. All das sind Zeichen dafür, dass es zwischen United und Sancho einfach nicht passt.
Dies bringt aber auch die Möglichkeit, dass der Offensivspieler mit einer gelöschten Festplatte relativ schnell wieder seine Leistungsfähigkeit finden kann. Sancho ist der klassische Fall eines Spielers, der zwingend wechseln muss, um seine Karriere wiederbeleben zu können.
Kontra Sancho-Transfer
5. Schlechte Erfahrung mit Rückkehrern
Der BVB hat bei Rückkehrern nach dem Prinzip "aufgewärmt schmeckt nur Gulasch" eher schlechte Erfahrungen gemacht. Mit Nuri Sahin, Shinji Kagawa und Mario Götze kamen in den der näheren Vergangenheit gleich drei prominente Kicker nach Dortmund zurück. Keiner aus dem Trio hat nach seiner Rückkehr auch nur im Ansatz die Leistungen von früher zeigen können. Lediglich Mats Hummels ist das über weite Strecken gelungen. Generell kann man festhalten, dass Rückhol-Aktionen im Fußball nur selten von Erfolg gekrönt sind.
6. Seit mehr als zwei Jahren schwache Leistungen
Wirft man einfach mal einen objektiven Blick auf seine Leistungen in den letzten zweieinviertel Jahren, hat Sancho kaum etwas gezeigt. 18 Scorer in 82 Spielen sind für einen Offensivspieler bei einem Top-Klub ziemlich dürftig. Nur in ganz kurzen Phasen konnte Sancho mal aufzeigen, jedoch verpufften diese Phasen auch schnell wieder. In Summe konnte er definitiv kein Bewerbungsschreiben hinterlassen. Die Konkurrenz auf dem United-Flügel wäre eigentlich gar nicht so stark. Demnach muss es sich Sancho schon selbst ankreiden, häufig außen vor geblieben zu sein.
7. Talente wie Duranville und Bynoe-Gittens
Der BVB ist in der Offensive ohnehin ziemlich breit aufgestellt und hat, was die Quantität der Spieler angeht, keinen Bedarf. Schon jetzt haben es Top-Talente wie Jamie Bynoe-Gittens und Julien Duranville schwer. Sollte dann auch noch ein Jaden Sancho hinzukommen, der praktisch die identische Position bekleidet, wird den jungen Nachwuchshoffnungen noch mehr die Perspektive geraubt. Für die Entwicklung der Youngster wäre es definitiv ein Nachteil, wenn Sancho zurückkehrt. Dies ist für den BVB auch in dem Sinne problematisch, dass Duranville und Bynoe-Gittens nur noch schwerlich ihren Wert steigern könnten.
8. Passt seine Mentalität zum BVB?
Angesichts der Geschichten von Sancho, die er neben dem Platz schreibt, ist schwierig zu beurteilen, ob man sich da nicht selbst einen Klotz ans Bein bindet. Der Streit und die noch immer nicht stattgefundende Entschuldigung an ten Hag sprechen nicht unbedingt für den 23-Jährigen. Demnach muss man sich die Frage stellen, ob Sancho in eine Mannschaft passt, in der Teamfähigkeit, Disziplin und Mentalität gelebt werden sollen. Terzic will seine Männer sowohl im Training, als auch in den Spielern voll rackern sehen. Tanzt mal einer aus der Reihe, wird dieser recht schnell angezählt, wie unter anderem bei Adeyemi zu sehen war. Sancho müsste seine Einstellung schnell ins Positive verändern, um ins Team zu passen.
Fazit:
Bei Jadon Sancho halten sich Chancen und Risiken ungefähr die Waage. Es ist enorm schwer abzusehen, ob sich ein Deal auszuzahlen würde oder nicht. Klar ist, dass Sancho ein potenziell unfassbar starker Kicker ist und in Top-Form eine wahnsinnige Hilfe wäre. Auf der anderen Seite ist es unklar, ob er eine solche Form wieder erreicht. Selbstvertrauen und Spielrhythmus sind Sancho abhanden gekommen.
Demnach würde alles dafür sprechen, dass eine Leihe mit Kaufoption der bestmögliche Deal wäre. Auf diese Weise würde man die Risiken minimieren, ohne sich die Chance zu nehmen, einen Top-Kicker zurück zu bekommen. Sicherlich könnte Sancho trotzdem Unruhe ins Team bringen, aber wer Meister werden will, muss halt eben auch mal etwas Gewagtes unternehmen.
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