Southgate räumt ein: Sancho hat Nominierung "vielleicht nicht verdient"

Jadon Sancho stand beim Champions-League-Spiel gegen den FC Villareal (2:1) in der Startelf.
Jadon Sancho stand beim Champions-League-Spiel gegen den FC Villareal (2:1) in der Startelf. / Laurence Griffiths/Getty Images
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Englands Nationaltrainer Gareth Southgate hat Jadon Sancho für das kommende Länderspielfenster zwar nominiert, auch wenn der Star bei Manchester United noch nicht angekommen zu sein scheint. Southgate gestand ein, dass die Leistungen des ehemaligen Dortmunders eigentlich nicht für eine Nominierung gereicht hätten.


Sieht so ein Vertrauensbeweis aus oder sind die Aussagen von Gareth Southgate gegenüber dem Guardian doch eher als Kritik an Jadon Sancho zu deuten? "Hat er es sich in den letzten Wochen mit diesen Leistungen verdient dabei zu sein? Nun ja, vielleicht nicht", sagte der 51-jährige Coach der Three Lions. Man habe allerdings das Gefühl, eine Weile in Sancho investiert zu haben. "Wir glauben, dass er ein hohes Niveau erreichen kann", bekräftigte Southgate trotz der jüngsten Entwicklungen.

Southgate scheint überzeugt davon, dass der Linksaußen von dem Vertrauensbeweis profitieren wird. Das kreative Potential, das im 21-Jährigen schlummert, blitzte seit dessen Ankunft in Manchester nur selten auf. In der Premier League stand Sancho bisher nur zweimal in der Startelf, in insgesamt 200 Minuten in der höchsten englischen Spielklasse gelang ihm weder ein Tor noch eine Vorlage.

Beim Champions-League-Auftakt gegen die Young Boys Bern (1:2) wurde Sancho bereits nach 37 Minuten für Diogo Dalot ausgewechselt. Bei der Wiederauflage des diesjährigen Europa-League-Finals gegen den FC Villareal, diesmal in der Königsklasse, war der gebürtige Londoner immerhin in der ersten Elf und hatte erst nach 75 Minuten Feierabend. An den Toren durch Alex Telles (60.) und Cristiano Ronaldo (90.+5.) war Sancho aber wieder nicht beteiligt.

Southgate erklärt: Sprung zu Man United für Sancho groß

Southgate hat eine Erklärung parat, warum Sancho in einem Formtief steckt: "Dortmund ist ein großer Klub, aber Manchester United ist einer der größten der Welt. Da ist einiges an Anpassung nötig, und definitiv muss man sich auch an die Liga anpassen."

Den großen Konkurrenzkampf im Offensivbereich bei Manchester United erwähnte Southgate zwar nicht, aber sicherlich ist dieser auch ein Mitgrund, weshalb Sancho seinen Rhythmus noch nicht gefunden hat. Mit Bruno Fernandes, Jesse Lingard, Juan Mata, Mason Greenwood und eben Sancho streiten sich eine handvoll Profis um die drei Posten in der 4-2-3-1-Grundordnung von Trainer Ole Gunnar Solskjær. Zudem können Cristiano Ronaldo, Anthony Martial und Marcus Rashford vom Sturmzentrum ins offensive Mittelfeld ausweichen.

Schon bei der Europameisterschaft hatte Sancho nur eine kleine Rolle unter Southgate. Nur im Viertelfinale gegen die Ukraine beorderte der Trainer ihn in die Startelf. Ganze vier Partien wurde Sancho damals komplett außen vor gelassen. Im Finale gegen Italien wechselte Southgate seinen Schützling erst wenige Momente vor Ende der Verlängerung ein. Weil Sancho und der ebenfalls erst kurz zuvor eingewechselte Rashford im Elfmeterschießen scheiterten, zog der englische Trainer sehr viel Kritik auf sich.

Southgate über Nicht-Nominierung von Bellingham und Greenwood

In der WM-Qualifikation trifft England demnächst auf Andorra (9. Oktober) und Ungarn (12. Oktober). Verzichten wird Southgate überraschenderweise auf Sanchos ehemaligen Teamkollegen Jude Bellingham, der bei Borussia Dortmund in bestechender Form ist. Englische Fußballfans werden sich vermutlich fragen, welchen Hintergrund Bellinghams Nichtberücksichtigung hat. Southgate erläuterte das es manchmal schwierig sei, weil Jungs wie Bellingham so gut für ihre Vereine spielen und man sie natürlich gerne auswählen würde.

Jude Bellingham
Southgate verzichtet auf Jude Bellingham / Frederic Scheidemann/Getty Images

"Es besteht kein Zweifel, dass wir sie gerne bei uns hätten: Glauben wir, dass sie es aufgrund ihrer Leistungen verdient haben, dabei zu sein? Absolut", sagte Southgate. Gleichzeitig bestehe aber auch die Gefahr einer körperlichen Überlastung, insbesondere für junge Spieler. Southgate wies darauf hin, dass Bellingham und Mason Greenwood zusammen mit ihren Familien ihm gegenüber ihre Bedenken geäußert hätten.