Italien bei der EM 2024: Spielplan, Prognose, beste Spieler
Von Lennart Sörnsen
Der EM-Titel 2021 war das große Highlight der italienischen Nationalmannschaft, die in den letzten Jahren ansonsten häufig zu enttäuschen wusste. Nach der verpassten Qualifikation für die WM 2022 wurde unter Luciano Spalletti ein Umbruch eingeleitet, der allerdings noch lange nicht am Ende ist.
Was ist für Italien bei der EM 2024 möglich?
Italiens Spielplan bei der EM
Datum | Begegnung | Ort | Uhrzeit |
---|---|---|---|
15. Juni 2024 | Italien - Albanien | Signal Iduna Park, Dortmund | 21:00 Uhr |
20. Juni 2024 | Spanien - Italien | VELTINS-Arena, Gelsenkirchen | 21:00 Uhr |
24. Juni 2024 | Kroatien - Italien | Red Bull Arena, Leipzig | 21:00 Uhr |
Italien hat mit Kroatien und Spanien zwei richtige Topgegner erwischt, die Gruppe gilt gar als Todesgruppe. Zum Auftakt geht es jedoch im Signal Iduna Park in Dortmund zunächst gegen den vermeintlichen Underdog der Gruppe, Albanien. Um einen der ersten beiden Plätze zu erreichen, wird ein Sieg zu Beginn somit fast schon zur Pflicht.
Sollte Italien die Gruppe gewinnen, trifft man im Achtelfinale auf einen der Drittplatzierten aus den Gruppen A/D/E oder F. Qualifiziert man sich als Gruppenzweiter, würde wiederum der Gruppenzweite aus der Deutschland-Gruppe A warten.
Italiens EM-Prognose
Die Italiener stehen vor einer schwierigen Gruppenphase mit drei starken Mannschaften. Im schlimmsten Fall könnte für die Squadra Azzurra danach bereits Schluss sein. Angesichts der Tatsache, dass sich vier der sechs Gruppendritten ebenfalls durchsetzen, ist dieses Szenario jedoch eher unwahrscheinlich.
Darüber hinaus ist Italien schwierig einzuschätzen. Die ganz großen Stars der letzten Turniere wie Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini haben mittlerweile aufgehört, auch Manuel Locatelli und Ciro Immobile, die 2021 noch den EM-Titel feiern durften, fehlen im Aufgebot. Bei großen Turnieren ist mit Italien dennoch immer zu rechen, der Kader bringt weiterhin genug Qualität für ein gutes Turnier mit. Mit etwas Glück beim Turnierbaum ist Italien das Viertelfinale oder Halbfinale auf jeden Fall zuzutrauen. Die schwache Qualifikation muss dafür aber schnell hinter sich gebracht werden und Spieler wie Scamacca und Raspadori müssen endlich auch im Nationaltrikot an ihre Leistungen im Verein anknüpfen. Sollte das gelingen, ist vieles möglich.
Italiens EM-Kader
- Tor: Gianluigi Donnarumma (Paris Saint-Germain), Guglielmo Vicario (Tottenham Hotspur), Alex Meret (SSC Neapel)
- Abwehr: Giovanni Di Lorenzo (SSC Neapel), Federico Di Marco (Inter Mailand), Alessandro Buongiorno (FC Turin), Riccardo Calafiori (FC Bologna), Federico Gatti (Juventus Turin), Matteo Darmian (Inter Mailand), Raoul Bellanova (FC Turin), Gianluca Mancini (AS Rom), Alessandro Bastoni (Inter Mailand), Andrea Cambiaso (Juventus Turin)
- Mittelfeld: Davide Frattesi (Inter Mailand), Jorginho (FC Arsenal), Lorenzo Pellegrini (AS Rom), Bryan Cristante (AS Rom), Nicolò Barella (Inter Mailand), Nicolò Fagioli (Juventus Turin)
- Sturm: Gianluca Scamacca (Atalanta Bergamo), Giacomo Raspadori (SSC Neapel), Federico Chiesa (Juventus Turin), Mateo Retegui (CFC Genua), Mattia Zaccagni (Lazio Rom), Stephan El Shaarawy (AS Rom), Michael Folorunsho (Hellas Verona)
Italiens voraussichtliche Aufstellung
Gianluigi Donnarumma - Giovanni Di Lorenzo, Alessandro Bastoni, Riccardo Calafiori - Raoul Bellanova, Jorginho, Nicolò Barella, Federico Di Marco - Lorenzo Pellegrini, Federico Chiesa - Gianluca Scamacca
Wie Italien bei der EM aufstellen wird, hängt auch davon ab für welche Formation sich Traiiner Luciano Spaletti letztlich entscheidet. In der Qualifikation und den Vorbereitungsspielen kam zunächst meist ein 4-3-3 zum Einsatz, bei den letzten Tests liefen die Italiener jedoch im 3-4-2-1 auf. Am wahrscheinlichsten scheint daher, dass man mit der Dreierkette in das Turnier startet. DIe meisten Positionen sind hierbei bereits vergeben.
An Torwart Donnarumma führt kein Weg vorbei, in der Abwehr dürften Di Lorenzo, Bastoni und Di Marco gesetzt sein, ein Fragezeichen bleibt hierbei bei einem der Plätze in der Dreierkette sowie auf der rechten Flügelposition. Di Lorenzo kommt sowohl in der Dreierkette als auch auf dem Flügel in Frage, wo er spielt entscheidet sich letztlich über die Alternativen. Bellanova hat zuletzt einen guten Job in der rechten Flügelverteidigerrolle gemacht und dürfte somit starten. Die verbleibende Position in der Dreierkette ist das größte Fragezeichen im Kader. Calafiori hat zur Zeit gute Karten, es könnte aber auch ein Darmian mit viel Erfahrung am Ende den Vortritt erhalten. Auch Manicini und Buongiorno sind in den letzten Testspielen auf der Position zum Einsatz gekommen.
Im zentralen Mittelfeld sind Jorginho und Barella klar gesetzt und die Alternativen begrenzt, auch Chiesa und Pellegrini dürften hinter der Sturmspitze in den Halbräumen bzw. auf den Flügeln eine Stammplatzgarantie haben. Der Sturm ist vermutlich die größte Schwachstelle des Kaders, kein Name wollte zuletzt so richtig in der Nationalelf überzeugen. Sowohl Raspadori als auch Scamacca haben in der Nationalelf bislang nicht die erhoffte Torausbeute. Einzig Retegui vom CFC Genua konnte eine gute Torquote aufweisen. Am Ende könnte es ein enger Dreikampf werden, die starke Schlussphase der Saison bei Atalanta könnte dabei den entscheidenden Ausschlag für Scamacca geben.
Die Stars im Team
Gianluigi Donnarumma
Der Torhüter der Italiener ist vermeintlich der größte Star der Mannschaft. Mit einem geschätzten Marktwert von 40 Millionen Euro beim Branchenportal Transfermarkt ist Donnarumma zusammen mit Gregor Kobel vom BVB und Diogo Costa vom FC Porto der wertvollste Torhüter der Welt. Der Stammkeeper von Paris Saint-Germain galt schon als Youngster als ein riesiges Talent, schaffte noch als Teenager den Schritt zum Stammkeeper bei AC Mailand. Trotz seiner immer noch jungen Jahre hat Donnarumma bereits viel Erfahrung und avancierte beim Titelgewinn 2021 zum großen Helden im Elfmeterschießen gegen England. Nun geht der 25-Jährige sogar als Kapitän des Teams voran.
Nicolo Barella
Im Mittelfeld zieht Barella neben Jorginho die Fäden bei den Italienern. Der 27-Jährige ist einer der großen Stars bei Inter Mailand, dem Meister der Serie A, absolvierte in der vergangenen Saison 37 Spiele in der Liga. Auch er stand schon beim Titelgewinn 2021 als unumstrittener Stammspieler im Kader der Italiener. Ein kleines Fragezeichen steht aktuell noch hinter Barella, den zuletzt eine Muskelverletzung ausbremste, so verpasste der Mittelfeldspieler das Testspiel gegen die Türkei. Aktuell soll ein EM-Einsatz wohl dennoch nicht in Gefahr sein.
Federico Chiesa
Chiesa ist auf dem linken Flügel der Italiener gesetzt und ebenfalls einer, der schon beim Titelgewinn der letzten EM im Kader gewesen ist. Damals war Chiesa zunächst noch Ersatzspieler, erspielte sich im Laufe des Turniers jedoch einen Stammplatz. Dieses Mal geht der Außenbahnspieler von Juventus Turin bei den Italienern als eine der Stützen voran. Einen Großteil der EM-Qualifikation verpasste der 26-Jährige mit Verletzungen, dennoch war er mit zwei Toren in zwei Einsätzen einer der besten Torschützen der torarmen Italiener. Chiesa überzeugt vor allem mit einer explosiven Spielweise und mit viel Variabilität, der Angreifer kann sowohl über außen als auch als hängende Spitze spielen
Italiens Stärken und Schwächen
Die Italiener kommen mit einem jungen und dynamischen Team nach Deutschland. Wie so häufig sind die Italiener vor allem in der Verteidigung gut aufgestellt, Spieler wie Bastoni, Di Lorenzo und Darmian bringen viel Erfahrung mit, auch wenn es mit dem erfahrenen Mann Francesco Acerbi und dem großen Verteidigertalent Giorgio Scalvini zwei prominente Ausfälle gibt. Auch im Mittelfeld sind die Italiener äußerst gut aufgestellt. Jorginho vom englischen Vizemeister Arsenal und Inter-Star Barella sind ein eingespieltes Duo von hoher individueller Qualität im zentralen Mittelfeld. Insgesamt setzt Italien auf viele Spieler aus der Heimat, einzig zwei Spieler im Kader spielen außerhalb der Serie A.
Jedoch spielten die Italiener insgesamt eine schwache Qualifikation, nachdem bereits die letzte WM verpasst wurde. Erst durch ein Unentschieden am letzten Spieltag gegen die Ukraine, zitterte sich Italien zur direkten EM-Qualifikation. Das große Problem der Italiener ist hierbei der Angriff - die Sturmposition ist mit Scamacca von Europa League-Sieger Atalanta und Raspadori von der SSC Neapel zwar personell gut besetzt, beide haben im Nationaldress jedoch kaum überzeugen können. Einziger Lichtblick war zuletzt Retegui vom CFC Genua, der in den Testspielen eine gute Torquote aufweisen konnte.
Auch wenn die Formkurve unter Spalletti etwas nach oben zeigte - als Favorit wird Italien, trotz der Rolle als Titelverteidiger, nicht in das Turnier gehen.
Italiens EM-Historie
Italien geht in diesem Jahr in die elfte Teilnahme bei einer Europameisterschaft, einzig Deutschland und Spanien nahmen häufiger teil. Direkt bei der ersten Teilnahme im Jahr 1968 gelang den Italienern hierbei der Titelgewinn, im Finale traf man auf Jugoslawien und gewann im Wiederholungsspiel letztlich mit 2:0, nachdem das erste Aufeinandertreffen 1:1 nach Verlängerung ausgegangen war - Elfmeterschießen gehörte damals noch nicht zum Regelwerk. Trotz zwei weiterer Finalteilnahmen im Jahr 2000 und 2012 sollte es bis 2021 dauern, bis Italien den zweiten Titel holen konnte, auch hier sind nur Deutschland und Spanien mit jeweils drei Titeln erfolgreicher.
Italiens Weg zur EM
Tordifferenz | Punkte | |
---|---|---|
1. England | +18 | 20 |
2. Italien | +7 | 14 |
3. Ukraine | +3 | 14 |
4. Nordmazedonien | -10 | 8 |
5. Malta | -18 | 0 |
Die Italiener spielten eine durchwachsene Qualifikation. Nachdem bereits die letzte WM-Qualifikation gescheitert war, musste auch um die EM-Teilnahme bis zum Ende gezittert werden. Erst mit einem 0:0-Unentschieden am letzten Spieltag gegen die Ukraine wurde der zweite Platz in der Qualifikationsgruppe C gesichert. Unter dem neuen Trainer Spalletti zeigte die Formkurve jedoch leicht nach oben, aus acht Partien konnten fünf gewonnen werden. Auch die Testspiele im März und Juni zeigten ein leicht verbessertes Italien, aus den vier Tests konnten immerhin drei gewonnen werden, wenngleich die Gegner allesamt keine Hochkaräter waren. Einzig gegen die Türkei musste ein torloses Unentschieden hingenommen werden. Dennoch war es ein steiniger Weg zu dieser Europameisterschaft, insbesondere für einen Titelverteidiger.