Ist Vivien Endemann eine Kandidatin für die Nationalmannschaft?
Von Julian Sulimma
Auch wenn die deutsche Frauen-Nationalmannschaft in der Offensive bereits stark besetzt ist, gibt es gerade in der Frauen-Bundesliga einige Spielerinnen, die sich durch ihre tollen Leistungen in den Fokus spielen. Vivien Endemann ist eine von ihnen. Wäre es deshalb sinnvoll, sie in die Nationalmannschaft zu berufen?
Als die heute 22-jährige Vivien Endemann zur Saison 23/24 von der SGS Essen zum VfL Wolfsburg wechselte, gab es nicht wenige Stimmen, die den Transfer kritisch beäugten. Es wurde angenommen, dass sie in Wolfsburg nur auf der Bank sitzen und sie maximal die Breite des Kaders verstärken würde. Doch nach neun Spieltagen in der Bundesliga lässt sich feststellen, dass sie einen eindrucksvollen Start beim deutschen Topklub hinlegen konnte. In zwölf von 13 möglichen Einsätzen und durchschnittlich knapp 60 Minuten Einsatzzeit pro Spiel kommt sie weit über die Rolle einer Ergänzungsspielerin hinaus. Zudem konnte sie in dieser Saison bereits sieben Scorerpunkte sammeln und wurde von ihrem Trainer, den Expert*innen und Zuschauern für ihre Leistungen gelobt. Doch reicht das für die Nationalmannschaft?
Was Vivien Endemann mitbringt...
Vivien Endemann überzeugt vor allem durch ihren Antritt und ihre Sprintgeschwindigkeit. Typischerweise sucht sie auf ihrer Stammposition auf Rechtsaußen immer wieder das direkte Eins-gegen-eins und spielt dann ihre Geschwindigkeit geschickt aus. Besonders auffällig ist, dass sie in den direkten Duellen mit Gegenspielerinnen unheimlich unbeschwert und spritzig wirkt. Hinzu kommt, dass sie stets bemüht ist, den Kopf hochzuhalten und besser postierte Mitspielerinnen zu finden. Zudem traut sie sich auch im Abschluss einiges zu. Das sah man besonders gut im letzten Spiel gegen Köln, in dem sie von der 16er-Kante einfach mal draufhielt und mit einer traumhaften Bogenlampe ins lange Eck traf.
Mit diesem Gesamtpaket an Attributen ist sie in der Lage, Mannschaften jedes Kalibers weiterzuhelfen und genau das bestätigt sie beim VfL Wolfsburg aktuell eindrucksvoll.
Einziger Knackpunkt: Ihre Position?
Endemann ist auf der rechten Außenstürmerin-Position zu Hause, gehört jedoch zu den Spielerinnen, die in der Offensive jede Rolle bekleiden kann. In der Nationalmannschaft wird eine solche Flexibilität gern gesehen und ist definitiv ein großer Pluspunkt für eine Nominierung. Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass sich die Wolfsburgerin damit auf ein sehr stark besetztes Terrain bewirbt. Mit Klara Bühl, Svenja Huth, Jule Brand und Nicole Anyomi hat die deutsche Nationalmannschaft bereits vier Topspielerinnen für diese Position im Kader. Theoretisch könnten auch noch weitere Spielerinnen aus der DFB-Elf für die Außen infrage kommen, doch dies sind aktuell die bevorzugten Stammkräfte von Trainer Horst Hrubesch.
Dennoch spricht vieles für eine Nominierung von Vivien Endemann: In erster Linie ihre Unbeschwertheit, ihre Geschwindigkeit und ihr Abschluss. Von der Spielveranlagung bringt sie damit ähnliche Attribute mit, wie sie früher durch eine Spielerin wie Tabea Sellner mit in die Nationalmannschaft gebracht wurden. Sellner wurde durch ihre Leistungen im Verein meistens zurecht nominiert und konnte den Spielerinnen um Bühl und Co. einen gesunden Konkurrenzkampf bieten. Eben diesen Konkurrenzkampf könnte vermutlich auch eine Endemann bieten. Sie tut es aktuell in der topbesetzten Wolfsburger Mannschaft und hätte es sich, und da ist sich die 90min-Redaktion einig, mit diesen Leistungen verdient, bei der zukünftigen Kaderbenennung ernsthaft berücksichtigt zu werden.
Ist Vivien Endemann also eine Kandidatin für die deutsche Nationalmannschaft? - In dieser Form ist sie es definitiv!