Inters Angst vor einer Absprache zwischen Real und Borussia!
Von Guido Müller
Mit einer guten Dosis Argwohn blicken die Fans von Inter Mailand auf den kommenden Mittwoch. Dann nämlich entscheidet sich in der sehr ausgeglichenen Champions-League-Gruppe B, wer ins Achtelfinale der Königsklasse einzieht - und wer am Ende dumm aus der Röhre guckt. Vor allem das Unwort vom "abgekarteten Spiel" macht hinter den Alpen die Runde.
Präzedenzfall EURO 2004
Dazu muss man wissen, dass die italienische Fußball-Seele in der Vergangenheit durch vermeintliche Präzedenzfälle dieser Art schwerst malträtiert wurde. Wir erinnern uns: bei der Europameisterschaft 2004 in Portugal hing das Weiterkommen der Italiener am letzten Spieltag ihrer Gruppe davon ab, dass es in der Partie zwischen Dänemark und Schweden einen Sieger gäbe. Erschwerend hinzu kam, dass ein Remis zwischen den skandinavischen Rivalen für beide den Gang ins Achtelfinale bedeutete.
Groß war also das Aufstöhnen der Italiener, für die im vornherein klar war, dass sich die Nordeuropäer natürlich auf genau dieses Remis einigen würden. Wie heißt es so schön: nur ein Verrückter erkennt einen Verrückten.
Ich habe das Spiel zwischen den Trekroners und unseren nördlichen Nachbarn damals ganz genau verfolgt. Und wenn es auch am Ende tatsächlich 2:2 endete - war der ganze Spielverlauf jedoch so, dass man von einer Absprache schwerlich sprechen konnte.
Doch welche Kraft Verschwörungstheorien, einmal in die Welt gesetzt, ausüben können, sehen wir ja auch hierzulande allwöchentlich, wenn irgendwelche randständigen Spinner meinen, die Regierung wegen der ach so harten Pandemieschutz-Maßnahmen kritisieren zu müssen.
Ex-Real-Spieler Cambiasso glaubt nicht an Absprache
Doch zurück zum Fußball: Biscotto nennen die Italiener diese Absprache zwischen zwei Gegnern. "Bi" für zweifach, "cotto" für gekocht oder gebacken. Eine Sache - für zwei gebacken. Biscotto eben. Spielen Deutsche und Spanier in der kommenden Woche remis - kann Inter selbst bei eigenem Sieg gegen Donezk nicht mehr an dem Duo vorbeiziehen. Doch ein ehemaliger Real-Star, der nach seiner Madrider Zeit lange Jahre für Inter auflief, hält überhaupt nichts von solchen Gedanken.
"Ich kann euch versichern,", sagte der frühere argentinische Nationalspieler Esteban Cambiasso gegenüber Sky Sport Italia, "dass es kein biscotto geben wird. Ich kenne Real Madrid sehr gut. Sie können es sich gar nicht leisten, zuhause auf Unentschieden zu spielen und nur Zweiter der Gruppe zu werden. Die Historie dieses Klubs erzählt eine ganz andere Geschichte. Davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt. Inter sollte nur an eins denken: sein eigenes Spiel zu gewinnen."
Zumal Real Madrid auch bei einem Unentschieden gegen die Fohlen nicht automatisch im Achtelfinale steht. Gewinnen nämlich die Ukrainer zeitgleich gegen Inter, wäre Real in diesem Fall draußen - und müsste in der Europa League weitermachen. Es gibt also tatsächlich genügend Gründe zu glauben, dass es beim Spiel zwischen Real und Borussia zu keinerlei Absprachen kommen wird.