Interne "Weiter so"-Vorwürfe an Wagner - Kritik am Kader bringt Unmut
Von Yannik Möller

Schalke startet unter Trainer David Wagner mit einer riesigen Hypothek in die nächste Saison. Nicht nur von den Fans gibt es Zweifel wegen des Festhaltens an ihm, nicht nur aus der Vereinsführung: Offenbar gibt es auch innerhalb der Mannschaft so manche Kritiker - öffentliche Wechselabsichten erschweren die Arbeit.
Es ist der erste Vorbereitungssommer beim FC Schalke 04 seit einigen Jahren, bei dem keine positive Aufbruchsstimmung vorherrscht - und das total offensichtlich. Als Domenico Tedesco Trainer wurde, freute man sich auf einen jungen und spannenden Coach. Im Sommer darauf war die Brust von der Vizemeisterschaft noch immer angeschwollen, im Jahr darauf wiederum redeten David Wagner und Jochen Schneider von spannenden Ideen und Philosophien.
Nicht so in dieser Vorbereitung. Wohin man auch blickt, in allen Bereichen des Vereins scheint es teils große Zweifel zu geben, ob das Festhalten an David Wagner die richtige Entscheidung war und ist. Sportvorstand Schneider musste gegenüber dem Aufsichtsrat bereits mehrfach seine Rückendeckung erklären, ein Mitglied des Kontrollgremiums soll ihm sogar schon zur Nachfolger-Suche geraten haben. Währenddessen sehen die Fans in der Rückrunde 16 sieglose Spiele und in den Testspielen keinerlei Veränderungen am Spiel oder an der Herangehensweise - mit den zu erwartenden Resultaten.
Wagner auf Schalke angezählt: Kritik und Vorwürfe aus der Mannschaft
Wenig überraschend ist es demnach, dass es auch innerhalb der Mannschaft selbst so manche Wagner-Kritik geben soll. Die Sport Bild berichtet am Mittwoch von verschiedenen Vorwürfen und "zusätzlichem Zündstoff" in der Kabine, der auch von laut erklärten Wechselabsichten ausgehen soll.
Offenbar und logischerweise ein großer Stimmungskiller: Wagner hat in der Rückrunde, sobald der ein oder andere Spieler verletzt ausfiel, mehrfach und öffentlich von einer fehlenden Qualität der Mannschaft gesprochen. Immer wieder erklärte er, dass ein anderer Spielstil als das absolute Defensivkonzept mit den übrigen Spielern nicht möglich sei - wieso auch immer nur die ersten Elf eine Spielidee kennen oder beherrschen sollen. Diese Demütigung vom eigenen Trainer soll laut Sport Bild Spuren hinterlassen haben, die gut ins Gesamtbild passen.
Auch Schneider betonte während der Rückrunde, dass sein Trainer einen guten und erfolgreichen Fußball spielen lassen kann, wenn er eine gute Mannschaft zur Verfügung habe. Das gemeinsame Signal an mehr als zwei Dutzend Profis: Ihr seid keine gute Mannschaft.
Bei der Mentalität bleibt es aber nicht: Die Vorwürfe beziehen dem Bericht nach auch mit ein, dass von Wagner zu wenig Signale ausgegangen seien, während die potenziell so wichtige Umbruchstimmung völlig im Sand verläuft. Regelmäßig fällt er beim Spiel durch seine - vorsichtig ausgedrückt - ruhige Art auf, wenn er mit verschränkten Armen am Spielfeldrand steht. Auch beim Training überlässt er seinen Co-Trainern einen Großteil der Arbeit, beobachtet eher von der Ferne. Den S04-Spielern ist das offensichtlich nicht genug. Das dadurch ausgedrückte "Weiter so"-Motto ist Teil dieser Kritik.
Unruhe durch McKennie und Harit: Wechselabsichten als großes Thema?
Zusätzliche Unruhe soll von den Wünschen seitens Weston McKennie und Amine Harit, den Verein verlassen zu wollen, ausgehen. Es heißt, speziell beim US-Amerikaner spreche die Körpersprache auf dem Platz diesbezüglich Bände. Die Premier League ist und bleibt das Ziel des in zwei Tagen 22-Jährigen.
Harits Abschiedsgedanken sollen ebenfalls ein prominentes Thema im Team sein. Eine Perspektive bei Königsblau sieht er für sich womöglich nicht mehr, wozu das Anheuern eines neuen Beraters passen würde, der nach möglichen Klubs für die nahe Zukunft suchen soll. Andererseits erklärt der Kreativspieler auch, dass eine Rolle im Mannschaftsrat seiner Entwicklung behilflich sein könnte. Der Frust über die letzten sieben Monate, die sich augenscheinlich fortzusetzen scheinen, wird nicht klein sein - ob es bei Harit jedoch auf einen direkten Wunsch zu wechseln hinauslaufen muss, ist eher noch offen.
So oder so: Es gibt viele grundlegende Probleme auf Schalke, und die beginnen nicht erst auf dem Platz. Das Fundament, ein harmonierendes Team, das Zusammenhalt, Willen und einen gemeinsamen Weg ausstrahlt, scheint es bislang überhaupt nicht zu geben. Ausgerechnet der intern ohnehin angezählte David Wagner muss schnellstmöglich dafür sorgen, dass wieder gemeinsam gearbeitet wird. Anschließend warten mit dem Transfermarkt und den Leistungen auf dem Platz weitere Probleme...