Meister Inter muss sparen: Die Streichliste der Nerazzurri
Von Guido Müller
Stell dir vor: dein Klub wird Meister - und "zum Dank" will er dich verkaufen. Zugegeben - eine etwas überspitzte Zusammenfassung, um die aktuellen Ereignisse beim frisch gekürten italienischen Meister Inter Mailand zu beschreiben.
Aber dieses vermaledeite Corona-Virus (in allen seinen bisher bekannten Variationen) macht halt auch vor Champions nicht halt.
Das musste jetzt auch Inters Eigentümer, der erst 29-jährige Chinese Steven Zhang, konstatieren. Über die chinesische Suning-Gruppe hält Zhang mit seiner Familie seit 2016 die Mehrheitsanteile bei Inter und fungiert seit nunmehr drei Jahren als Präsident des lombardischen Traditionsklubs.
Gehalts-Einsparungen und Spielerverkäufe, um die fehlenden Zuschauereinnahmen auszugleichen
Seit 2018 soll Zhang etwa 700 Millionen Euro in den Kader der Nerazzurri gepumpt haben. Doch bei ausbleibenden Zuschauereinnahmen stellen sich die Personalkosten, die sich allein in dieser Spielzeit auf 200 Millionen Euro belaufen, als hohe Hürde dar.
Zu hoch, in den Augen von Zhang. Der nun versucht, diese Kosten irgendwie zu reduzieren. Am Mittwoch soll er im Zuge der gemeinsamen Meisterfeier bereits die Spieler über seine Pläne informiert haben, die Gehaltskosten um 15 Prozent zu senken (was dem "Verzicht" auf zwei Monatssaläre seitens der Spieler entsprechen würde).
Darüber hinaus sollen in diesem Sommer Transfer-Einnahmen über Spielerverkäufe generiert werden.
Einem Bericht der Gazzetta dello Sport zufolge, sollen dabei drei Spieler in diesem Zusammenhang als mögliche Verkaufskandidaten in den Fokus gerückt sein: der chilenische Ex-Bayern-Profi Arturo Vidal (Vertrag bis 2022), der holländische Abwehrspieler Stefan de Vrij (bis 2023 an Inter gebunden) und Marcelo Brozovic, dessen Kontrakt in Mailand ebenfalls im kommenden Jahr ausläuft.
Orientiert an den jeweiligen Marktwerten des Trios erhofft man sich bei "la pazza" Transfererlöse von bis zu 100 Millionen Euro.
Vorstandsvorsitzender Marotta bestätigt Zhangs Sparpläne
Inters Vorstandsboss Giuseppe Marotta bestätigte diese Planspiele gegenüber Sky Italia: " Inters Eigentümer haben hunderte Millionen Euro investiert, um den Titel zu erobern und dem Klub Stabilität zu geben. Angesichts der Pandemie muss man jedoch Gegenmaßnahmen ergreifen." (via sportbild.de)
Die Auszahlung der vereinbarten Meister-Prämien der Kicker für den jüngst gewonnenen Scudetto (Nummer 19 in der stolzen Klub-Historie) soll davon zwar unberührt bleiben, wird aber wohl in zwei Teilzahlungen (voraussichtlich im September und im Dezember dieses Jahres) gesplittet.