Inter gegen Real: Ein europäischer Klassiker geht ins neue Jahrtausend!

Szene aus dem Spiel vom 3. November. Real gewann mit 3:2
Szene aus dem Spiel vom 3. November. Real gewann mit 3:2 / Quality Sport Images/Getty Images
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Als ich mich für den Fußball zu interessieren begann, war die Paarung Inter Mailand - Real Madrid etwas ganz Großes. Vor allem in meiner durch eine umfangreiche Fußball-Bibliothek (der Vorteil, einen älteren Bruder zu haben) gespeisten Vorstellung. Denn Anfang der 80er-Jahre waren beide Teams eigentlich nur noch ein Schatten ihrer ruhmreichen Vergangenheit.

Und trotzdem hallte allein die Benennung dieser Begegnung wie Donnerhall nach. Dort die stolzen Spanier, die mit ihren fünf Siegen im Europapokal der Landesmeister diesen Wettbewerb wie kein anderer Klub geprägt hatten, hier die abgezockten Italiener, die zwar nicht schön, aber doch überaus erfolgreich Fußball spielten. Zumindest in den Sechziger-Jahren.

Meine ersten persönlichen Eindrücke von diesem Aufeinandertreffen zweier absoluter Aushängeschilder ihres jeweiligen Landes gehen auf das Jahr 1984 zurück. Und das hat natürlich auch mit meinem Leib-und Seelenklub Hamburger SV zu tun. Zumindest indirekt.

HSV fordert Inter mit seinem Star-Einkauf Karl-Heinz Rummenigge

Denn Mitte der Achtzigerjahre, die Jüngeren unter den Lesern mögen es kaum glauben, war der HSV quasi ein Dauergast in den diversen europäischen Vereinswettbewerben. In besagter Spielzeit war der HSV im UEFA-Cup am Start. Und im Achtelfinale, das im Dezember 1984 stattfand, stand der absolute Hammer an: der HSV traf auf den FC Internazionale Mailand, kurz Inter.

Karl-Heinz Rummenigge im Auswärtsdress von Inter (bei einem Gastspiel gegen Maradonas SSC Neapel)
Karl-Heinz Rummenigge im Auswärtsdress von Inter (bei einem Gastspiel gegen Maradonas SSC Neapel) / Alessandro Sabattini/Getty Images

In den Reihen der Italiener war damals ein gewisser Karl-Heinz Rummenigge, der im Sommer für die damalige Bundesliga-Rekordablöse von kolportierten zehn bis elf Millionen D-Mark von Bayern München gewechselt war. Teurer war zu dieser Zeit nur Diego Maradona.

Und der HSV lieferte zwei richtig gute Spiele ab. Gewann im ausverkauften Volksparkstadion mit 2:1 (Tore: Bergomi (Eigentor), von Heesen für die Hamburger, Rummenigge (wer sonst?) für die Lombarden) und hielt im Rückspiel von Mailand (vor knapp 80.000 Zuschauern) lange ein 0:0.

Doch dann beging Michael Schröder ein völlig absurdes Handspiel im eigenen Strafraum - und der Ire Liam Brady verwandelte in der 77. Spielminute den fälligen Elfmeter zum 1:0-Endstand. Mein Klub war also, völlig unnötig, aus dem Pokal geflogen.

Und damals hatte ich schon die Angewohnheit, den entsprechenden Klub, der mich in tiefste Depressionen gestürzt hatte, weiterhin zu verfolgen. Vielleicht war der HSV ja gegen den späteren Sieger ausgeschieden...

UEFA-Cup-Halbfinale 1984/85

Fünf Monate später stand dann das Halbfinale an. Inter hatte sich im Viertelfinale gegen den 1. FC Köln durchgesetzt und stand in der Vorschlussrunde Real Madrid gegenüber. Bei den Blancos hatte sich in den vorhergehenden Jahren eine interessante Mannschaft geformt, ein Mix aus vielversprechenden Talenten aus dem eigenen Nachwuchs (Manuel Sanchís, Martín Vázquez und Emilio Butragueño) und gestandenen Spielern wie Ricardo Gallego, José Antonio Camacho oder dem Argentinier Jorge Valdano).

Das Aufeinandertreffen der beiden Schwergewichte elektrisierte damals den ganzen Kontinent. Durch Tore von Altobelli und Brady gewann Inter das Hinspiel mit 2:0 - kam aber zwei Wochen später im proppevollen Bernabéu-Stadion mit 0:3 unter die Räder. Real holte sich anschließend auch den Pokal gegen den ungarischen Vertreter Videoton Szekesfehervar.

Real auch im Folgejahr zu stark für Inter

Kuriosum: ein Jahr später standen sich Nerazzurri und Blancos erneut im Semi-Finale des UEFA-Cups gegenüber. Und wieder gewann Inter sein Heimspiel mit zwei Toren Differenz (3:1) - und wieder reichte es nicht für die Norditaliener. Diesmal brauchte Real die Verlängerung, um Ia pazza am Ende mit 5:1 aus dem Rennen zu werfen.

Erst das zweite Aufeinandertreffen der beiden Klubs in diesem Jahrtausend

Am Mittwoch (21.00 Uhr) also die Neuauflage dieses ewig jungen Klassikers des europäischen Fußballs. Den es in diesem Jahrtausend übrigens erst einmal gab: nämlich vor drei Wochen beim 3:2-Sieg Reals.

Und aufgrund der Tabellensituation in der Champions-League-Gruppe B kommt dem Duell eine ähnliche Bedeutung wie bei einem klassischen K.o-Spiel im Hin- und Rückspiel-Modus zu. Verlieren verboten - für beide Teams.

Real konnte noch nie bei Inter gewinnen

Die Bilanz der Königlichen gegen Inter im Stadio Giuseppe Meazza ist ausbaufähig: In bisher sieben Duellen konnten sie noch kein einziges Mal die Hausherren schlagen (fünf Niederlagen, zwei Unentschieden).