Inside Transfer-Saga: Wie Victor Osimhen bei Galatasaray landete

  • Stürmer-Star strebte Napoli-Abschied an
  • Warum keine Einigungen mit Chelsea, PSG und Al-Ahli zustande kam
  • Die Story hinter der verrücktesten Transfer-Saga des Sommers
Victor Osimhen
Victor Osimhen / Anadolu/GettyImages
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Dass sich die Wege von Victor Osimhen und der SSC Neapel trennen werden, wurde schon früh in diesem Sommer deutlich. Der 25-Jährige, den Napoli 2020 für 77,5 Millionen Euro aus Lille verpflichtet hatte, wollte den Schritt zu einem Topklub in Europa gehen.

Beim FC Chelsea auf der anderen Seite strebten die Miteigentümer Todd Boehly und Clearlake Capital nach dem fehlenden Puzzlestück ihres "Vier-Transferfenster-Plans". Die Blues wollten einen Star-Mittelstürmer verpflichten, Osimhen galt als Wunschkandidat. Trotz des Interesses von PSG und Saudi-Klub Al-Ahli blieben die Blues geduldig und hofften bis zuletzt auf einen Deal. Am Ende kam dieser allerdings bekanntlich nicht zustande. In Neapel wollte man Osimhen derweil nur noch loswerden. Es folgte Anfang der Woche der überraschende Leih-Wechsel zu Galatasaray.

90min zeigt die Hintergründe von einer der kuriosesten Transfer-Sagas der jüngeren Vergangenheit auf.

Als Osimhen im Dezember 2023 seinen neuen Vertrag bei Napoli unterzeichnete, war das Interesse des FC Chelsea und anderer Vereine bereits bekannt. Der neue Vertrag enthielt eine Ausstiegsklausel in Höhe von über 120 Millionen Euro. Mit Napoli-Präsident Aurelio De Laurentiis war vereinbart worden, dass Osimhen im Sommer wechseln könne.

Als das Sommertransferfenster öffnete, machte Napoli seinen Standpunkt deutlich. Sie beharrten auf der Ausstiegsklausel von Osimhen, da sie der Meinung waren, dass der 25-Jährige mehr als 120 Millionen Euro wert sei (geschätzter Marktwert aktuell: 100 Mio. Euro). 51 Tore hatte Osimhen in den vergangenen beiden Spielzeiten erzielt.

Der FC Arsenal war der erste Verein, der kurz vor der Öffnung des Transferfensters angefragt hat. Den Gunners wurde mitgeteilt, dass die Ausstiegsklausel der feste Preis für Osimhen sei.

PSG kam dann im Juli erstmals auf Osimhen zu. Es dauerte nicht lange, ehe man sich mit Osimhen mündlich einigen konnte. Allerdings räumte man in Paris anderen Deals (Joao Neves und Desire Doue) den Vorrang ein, bevor ein mündliches Angebot von über 70 Millionen Euro für Osimhen abgegeben wurde.

Napoli verwies weiterhin auf die Ausstiegsklausel, zeigte sich aber zum ersten Mal gesprächsbereit und betonte, dass ein Deal für Osimhen nun über 100 Millionen Euro wert sein müsse. Ein solcher Preis war für PSG immer noch nicht akzeptabel, so dass der Verein sein Angebot zurückzog und sich endgültig aus dem Rennen um den Torjäger verabschiedete. Berichten zufolge erwog PSG, Osimhen noch am Deadline Day zu verpflichten, aber Quellen bestätigten gegenüber 90min, dass die Entscheidung des französischen Meisters endgültig war.

Dann kam Al-Ahli. Deren Annäherung folgte auf die drei Vertragsangebote von Al-Hilal für Osimhen vor zwölf Monaten. Dieser Schritt wurde vom Sportdirektor der saudischen Profiliga, Michael Emenalo, eingeleitet, der keine Schwierigkeiten hatte, die finanziellen Forderungen des Stürmers zu erfüllen. Osimhens Agent, Roberto Calenda, machte jedoch öffentlich, dass er den Wechsel ablehnte, da sein Klient sich in Europa noch beweisen müsse. Das war etwas irreführend, da Osimhen zu diesem Zeitpunkt ernsthaft mit Saudi-Arabien liebäugelte, weshalb die Gespräche bis zum Deadline Day andauerten.

Das größere Problem war, dass Napoli mitbekam, dass sich Al-Ahli auch um Ivan Toney bemühte, den sie dann auch verpflichteten. Als sie feststellten, dass Brentford am Tag des Vertragsabschlusses ein Angebot über 40 Millionen Pfund (47,5 Mio. Euro) angenommen hatte, verlangte Napoli eine feste Ablösesumme von 80 Millionen Euro, obwohl man sich bereits mündlich auf eine Ablösesumme von 68 Millionen Euro geeinigt hatte. Die saudi-arabischen Geschäftsleute beschlossen, den Transfer von Toney stattdessen zu vollziehen.

Zu diesem Zeitpunkt begannen die Verantwortlichen von Napoli zu begreifen, dass sie für Osimhen nicht so viel Geld erhalten würden, wie sie erwartet hatten. PSG kehrte nicht an den Tisch zurück, Al-Ahli war abgewandert - und so blieb nur noch der FC Chelsea übrig, der die letzten Stunden des Transferfensters versuchte, eine Einigung zu erzielen.

Chelsea spekulierte auf Last-Minute-Deal

Chelseas Plan war es, Napoli und Osimhen hinzuhalten, in der Hoffnung, auf der einen Seite die Ablöse drücken zu können. Und auf der anderen Seite, dem Torjäger ein niedrigeres Gehalt bieten zu müssen. Chelseas Position war immer klar: Osimhen musste in die Gehaltsstruktur des Vereins passen.

Osimhen mag darauf gehofft haben, dass das Saudi-Angebot die Blues dazu bringt, seine Gehaltsvorstellungen zu erfüllen. Chelsea blieb aber ruhig und machte klar, dass ein Deal nur zu ihren Bedingungen stattfinden würde.

Chelsea war bereit, Osimhen nur auszuleihen oder, nachdem der Preis gefallen war, ihn im nächsten Sommer per Kaufpflicht fest zu verpflichten. Aber alle Vertragsangebote - und davon gab es mehrere - basierten auf der Prämisse, dass der Spieler sein hohes Gehalt auch über Prämien verdienen sollte. Nach stundenlangen Verhandlungen gelang es Chelsea nicht, eine Einigung zu erzielen. Osimhen antwortete nicht einmal mehr offiziell auf das letzte Angebot.

Nachdem das Transferfenster in Europas Topligen geschlossen war, machte Napoli Osimhen klar, dass er nie wieder für den Verein spielen würde. Er wurde aus dem Spieltagskader gestrichen. Nachfolger Romelu Lukaku, der zunächst die Rückennummer elf erhielt, könnte sogar Osimhens Nummer neun bekommen. Das Dilemma für Osimhen war perfekt. Er hatte nur noch die Wahl zwischen einem halben Jahr auf der Tribüne in Neapel oder einem Wechsel in ein Land, wo das Transferfenster noch geöffnet ist.

Letzter Ausweg Galatasaray

So kam Galatasaray ins Spiel... Der türkische Meister konnte schnell eine Einigung erzielen, womit man Osimhen noch rechtzeitig für die Europa League melden konnte. Galatasary übernimmt das Gehalt von Osimhen in Höhe von rund zehn Millionen Euro. Interessanterweise wurde der Deal über den Vermittler George Gardi und nicht von Osmhen-Berater Calenda selbst eingefädelt.

Napoli wollte den Verkaufswert von Osimhen vor dem Leih-Deal schützen und verlängerte seinen Vertrag um ein Jahr. Gleichzeitig wurde die Ausstiegsklausel auf 75 Millionen Euro gesenkt, sodass der Stürmer 2025 fest abgegeben werden kann.

Ob es schon im Januar zu einem Deal kommt, bleibt offen. Osimhens Gehaltswünsche haben sich nicht geändert. Und bei Chelsea vertraut der neue Trainer aktuell auf Nicolas Jackson, der nach einem starken Saisonstart vor einer Monster-Verlängerung bis 2033 steht.


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