Im Schatten von Pavlenka: Werder-Keeper dos Santos Haesler vor Leihe im Sommer?
Von Marc Knieper
Plötzlich die Nummer zwei: Eduardo dos Santos Haesler spielt bei Werder Bremen derzeit eine größere Rolle als zuvor vermutet. Der 22-jährige Keeper vertritt den angeschlagenen Michael Zetterer als erster Vertreter von Stamm-Torwart Jiri Pavlenka und befindet sich mittelfristig in Lauerstellung. Dabei könnte vor allem eine Leihe im Sommer Sinn ergeben.
Beim SVW nennt man ihn einfach "Dudu". Ein Spitzname, der während seines Brasilienurlaubs entstand - der Einfachheit halber. Seine Mutter kommt aus Brasilien, sein Vater ist Deutscher. Deshalb die deutsch-brasilianische Zusammensetzung seines Nachnamens. Seit 2018 trägt dos Santos Haesler das grün-weiße Hemd. Zunächst für die U23, für die er 28 Spiele in der Regionalliga Nord bestritt, und seit Sommer für die Profis.
Durch die Leihe von Stefanos Kapino zum SV Sandhausen und die etwas verspätete Rückholaktion von Michael Zetterer, der sich nach seiner Rückkehr aus Holland vorerst in Quarantäne begab und nun ganz obendrein an einer Ellenbogenverletzung laboriert, ergab sich für dos Santos Haesler bereits in vier Ligaspielen sowie im Pokal gegen Greuther Fürth die Möglichkeit, als Torwart Nummer zwei auf der Bank Platz zu nehmen.
"Einfach weiter arbeiten" - für den großen Traum vom Stammtorhüter
Erste Profifußball-Luft durfte der bis dato unerfahrene Keeper dabei im Berliner Olympiastadion schnuppern. Am 18. Spieltag, pünktlich zum Rückrundenstart, war er der einzige zur Verfügung stehende Torhüter hinter Schlussmann Pavlenka. Für dos Santos Haesler eine überraschende sowie beeindruckende Erfahrung.
"Wenn man sieht, dass ich für die U23 kam und dann gegen Hertha auf der Bank saß, ist das schon etwas Besonderes auf jeden Fall", erinnert sich der Keeper haargenau an sein Kaderdebüt, fügt aber im vereinseigenen Podcast gleichzeitig an: "Das große Ziel ist natürlich irgendwann mal auf dem großen Spielfeld zu stehen."
Ambitionen anmelden möchte dos Santos Haesler dafür insbesondere über seine Trainingsleistungen. "Man muss da sein, wenn man gebraucht wird, jede Einheit mitnehmen und 100 Prozent geben", weiß der noch junge Torhüter, der es am Osterdeich nicht immer leicht hatte. In der vergangenen Regionalliga-Saison etwa musste er Luca Plogmann den Vortritt lassen.
Als zweiter Torhüter sei es nicht immer leicht, aber "man versucht der Mannschaft zu helfen - auch in dieser Position", erklärt Dudu und zeigt sich kämpferisch: "Natürlich ist das was anderes, als wenn man auf dem Feld steht und es kommen natürlich auch Tage, wo man sich den Kopf zerreißt, warum man nicht spielt. Aber das ist ganz normal, die muss man überstehen und einfach weiter arbeiten."
Dudu vorerst letzte Wahl: Leihe im Sommer?
Ein jeder - und auch Dudu selbst - muss sich jedoch eingestehen, dass er eben nur der Umstände halber auf der Bank Platz nehmen darf. Kapino ist verliehen, Zetterer und Luca Plogmann derzeit verletzt. Auch wenn Pavlenka die Grün-Weißen im Sommer verlassen sollte, wäre der 22-Jährige lediglich Torhüter Nummer vier hinter Kapino, Zetterer und Plogmann.
Trotz dieser "sehr großen Torwart-Gruppe" sei es sein Ziel, "weiterhin oben Fuß zu fassen und dabei zu sein". Damit das auch gelingt, könnte eine Leihe einen ersten Impuls verschaffen. Mit seinem Berater tausche er sich bereits aus - auch über mögliche Leihgeschäfte im Sommer, denn: "Spielpraxis ist für jeden Spieler natürlich das Wichtigste. Und die würde ich im Sommer gerne sammeln."
Leihe à la Zetti: Verlängerung und tschüss
Die wahrscheinlichste Variante für das kommende Transferfenster bildet somit eine Leihe. Danach kann der 1,96 Meter große Torhüter dann wieder voll und ganz bei Werder angreifen. Noch immer ist er jung. Zuletzt fehlte ihm ein wenig die Spielpraxis. Das muss sich ab Sommer ändern. Sein Vertrag läuft zwar im Sommer 2022 aus, Grund zur Sorge gibt es aber nicht: "Mir wurde damals schon gesagt, dass ich hier mittelfristig Fuß fassen könnte und dass sich der Vertrag auch verlängern würde", erklärt dos Santos Haesler.
Gut möglich, dass Frank Baumann den Vertrag des Jungspunds im Sommer verlängert und seinen Schützling dann für ein oder sogar zwei Jahre in die dritte Liga oder aber nach Holland, Belgien oder Österreich verleiht. Genauso tat man es auch mit Zetterer, der nun vorzeitig aus Zwolle zurückkam und im Falle eines Pavlenka-Abgangs ernsthafte Ambitionen auf den Posten als neuer Stammkeeper hegt.