Der Heilige Iker kehrt zurück zu den Königlichen
Von Guido Müller
Passend zum übermorgen sich jährenden Geburtstag des christlichen Heilands, hat der spanische Rekordmeister Real Madrid heute die Rückkehr einer Klublegende verkündet. Iker Casillas wird künftig als Assistent des Generaldirektors der Real Madrid-Stiftung fungieren.
Mit Casillas, oder San Iker (Heiliger Iker), wie sie ihn im weißen Teil der spanischen Hauptstadt nennen, kehrt eine absolute Identifikationsfigur des Klubs zurück zu ihren Wurzeln zurück. Im zarten Alter von neun Jahren war der in der Madrider Vorstadt Mostoles geborene Casillas zum größten Klub der Welt gekommen - und sollte dort ein Vierteljahrhundert bleiben.
Insgesamt 19 Titel in 25 Jahren bei Real Madrid
25 Jahre voller Triumphe und Erfolge (unter anderem drei Champions-League-Titel, fünf Meisterschaften, zwei Pokalsiege sowie eine Klub-WM und ein Weltpokal), die die Trennung im Sommer 2015 für viele Real-Fans um so traumatischer machten.
Wohl nicht zuletzt aufgrund der wenig diplomatisch vollzogenen Wachablösung im Real-Tor, vorgenommen vom damaligen Coach José Mourinho, entschied Casillas, dem Klub seines Herzens den Rücken zu kehren und beim FC Porto im westlichen Nachbarland anzuheuern. Viele Fans nahmen Klub-Chef Florentino Pérez diesen unwürdigen Abschied ihres Helden von Glasgow über Jahre hinweg übel.
Um so erleichterter dürfte nun auch der Präsident sein, dass Casillas den Weg zurück in das Weiße Haus gefunden hat. Dieser twitterte heute Vormittag: "Stolz, nach Hause zurückzukehren. Ich gehe diese neue Herausforderung mit aller Lust und Vorfreude an. Danke für das Willkommen."
Ein Teil der Fan-Gemeinde steht weiterhin kritisch zur königlichen Torwart-Legende
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass viele Real-Anhänger in Casillas' Flucht nach Porto nur eine Manifestation seines Eigensinns sahen. Denn während seiner Zeit als degradierter zweiter Torwart der blancos sorgte Casillas bisweilen für erhebliche atmosphärische Störungen, sowohl zwischen Teilen der Mannschaft als auch zwischen Team und Anhängerschaft. Entsprechend fiel der Willkommens-Gruß auch nicht überall und in allen Foren herzlich aus.
Doch zweifellos kehrt mit Casillas ein Spieler zurück zu Real Madrid, der einen nicht unerheblichen Teil zur Legendenbildung des Klubs beigetragen hat. Aus deutscher Sicht bis heute unvergessen (wenn auch mit Bauchschmerzen behaftet) bleibt Casillas' phänomenale Leistung im Champions-League-Finale 2002 in Glasgow, als er, in der 68. Minute für den verletzten César Sánchez eingewechselt, den knappen 2:1-Vorsprung der Königlichen quasi im Alleingang über die Zeit rettete. Drei Riesenparaden des damals erst 20-Jährigen in den Schlussminuten des Spiels verwehrten den Spielern von Bayer Leverkusen den durchaus verdienten Ausgleichstreffer.
Nach dem WM-Titel 2010 wurde Casillas zum Heiligen
Den sportlich wichtigsten Erfolg seiner Karriere konnte Casillas im Sommer 2010 verzeichnen, als er mit der spanischen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Südafrika den Titel erobern konnte. Seine Paraden gegen Arjen Robben im Finale von Johannesburg machten Iker Casillas damals zum "Heiligen" in Spanien.
Nun kehrt der Heilige also zurück in die Gemeinde, von der aus er seinerzeit seinen Siegeszug durch die Fußballwelt gestartet hatte. Aus symbolischer Sicht hätte das Datum dafür kaum besser gewählt sein können.