"So wie Adi Hütter?" - Die Zeit der Romantik ist vorbei

Oliver Glasner macht es bereits nicht wie Adi Hütter
Oliver Glasner macht es bereits nicht wie Adi Hütter / Oliver Hardt/Getty Images
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Der Wechsel von Adi Hütter zu Borussia Mönchengladbach ist amtlich und besonders ein zuvor geäußertes Treuebekenntnis des Österreichers zu Eintracht Frankfurt ist der Anstoß für eine weitreichende Diskussion um die Verweildauer und Ehrlichkeit von Bundesligatrainern. Doch ein weiterer Aspekt wurde bislang zu wenig beleuchtet - Hütter wird das geflügelte Wort für viele Kollegen werden, wie Wolfsburgs Coach Oliver Glasner eindrucksvoll unterstrich.


Auf der Pressekonferenz am Donnerstag vor der Partie gegen den FC Bayern sollte sich auch Glasner zu seiner Zukunft äußern, da weiterhin kolportiert wird, dass es beim VfL Wolfsburg für den Österreicher nicht weitergehen wird. Nachdem Glasner in bekannter Profi-Manier das Thema wegmoderieren wollte und darauf verwies, dass er es weder wisse, noch die Diskussion beeinflussen könne, sollte er sich laut eines nachfragenden Journalisten doch ganz einfach zu Wolfsburg bekennen.

Glasners Antwort darauf klang wie ein Signal an alle anderen Profis in seiner Situation. Es war ein Urknall sondergleichen, der für einen Präzedenzfall sorgen sollte, welcher uns alle noch in den kommenden Monaten und Jahren viel "Freude" bereiten könnte.

"So wie Adi Hütter?" - kurz und knapp wählte Glasner das neue Allheilmittel für Bundesligatrainer, die keine wirkliche Antwort auf Fragen nach ihrer Zukunft geben wollen oder können. Denn Glasners Landsmann hatte sich vor wenigen Wochen noch dazu verleiten lassen, seinen Verbleib in Frankfurt zu bestätigen, nur um dann doch den Absprung zu wählen.

Dabei birgt Glasners Antwort nicht nur einen gewissen Humor in sich, vielmehr darf sie auch als Weckruf für die ewigen Romantiker verstanden werden.

Zeit für neue Fragen - die Anhänger werden nicht den ersten Schritt machen

Dabei darf man Trainer sicherlich nicht für schwammige Aussagen zu ihrer Zukunft kritisieren, wenn sie selbst einfach noch nicht wissen können, was in ein paar Wochen oder Monaten der Status quo ihres Umfeldes sein wird. Hütter ging zu dem Zeitpunkt seines Bekenntnisses davon aus, in Frankfurt zu bleiben. Hätte er ein übliches "Stand jetzt" eingebaut, hätte man ihm genau dies als Ausweichen vorgeworfen.

Zudem verhalf seine damalige Aussage dem Klub, trotz der Störgeräusche um den scheidenden Fredi Bobic oder Gerüchte um Spieler-Abgänge, nicht noch eine weitere Baustelle zu eröffnen. Frankfurt kam stark durch die letzten Wochen und steht kurz vor dem Einzug in die Champions League.

Was genau erwartet man jetzt von Glasner? Dass er ehrlich sagte, dass er seine Zukunft nicht kenne, reichte den Journalisten nicht. Sagt er, dass er den Verein im kommenden Sommer verlassen wird, ist der Aufschrei groß. Bekennt er sich klar zu Wolfsburg und geht dann trotzdem, "so wie Adi Hütter" es in Frankfurt tat, wird er als Lügner und ehrenloser Söldner gebrandmarkt.

Oliver Glasner
Oliver Glasner entfacht die Diskussion um einen größeren Maulkorb / TOBIAS SCHWARZ/Getty Images

Doch wer genau erwartet überhaupt klare Aussagen und Bekenntnisse? Die Medien stellen Fragen, deren Antworten sich bestmöglich unter die Leute bringen lassen. Sie gehen davon aus, dass die Anhänger und Fans darauf brennen, etwas zu der Zukunft eines Trainers oder Spielers zu erfahren.

Doch schon lange vor den Fällen um Marco Rose oder Adi Hütter wurde es Usus, dass sich die Profis entweder in Ausflüchte oder Schweigen hüllten, wenn es um klare Ansagen zu bestehenden oder kommenden Verträgen ging.

Letztlich werden die Konsumenten jedoch nicht den ersten Schritt machen und Medien für diese Art der pseudo-investigativen Berichterstattung ablehnen. Vielmehr liegt es an den Reportern und Autoren, ihre Art der Fragestellung und Themenbildung anzupassen. Die Leser, Hörer und User werden dann nachziehen und verstehen müssen, dass es keinen Sinn ergibt, jede Woche auf's Neue dieselben unklaren Zitate als Indiz für ein Bekenntnis oder einen Abgang zu stilisieren.

Glasner steht beispielsweise noch bis 2022 in Wolfsburg unter Vertrag. Momentan bekräftigt er, dass seine Zukunft ungeklärt sei. Dies kann man dann auch einfach akzeptieren und zur Abwechslung Fragen zum Spielsystem oder zum persönlichen Befinden stellen. Dass Trainer mehr als zwei oder drei Jahre bei demselben Klub arbeiten, sollte auch bei den Anhängern langsam als Ausnahme verstanden werden.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Profi "so wie Adi Hütter" in den Mund nehmen wird und viele andere werden folgen. Statt diese Entwicklung jedoch zu bedauern, sollte man sie eher als Aufbruch in eine zeitgemäße Form der Wahrnehmung der schon seit vielen Jahren herrschenden Verhältnisse im Profisport annehmen.

Glasner selbst nutzte auf besagter Pressekonferenz das englische Sprichwort "love it, change it, or leave it" - ändern kann diese Entwicklungen niemand, mögen muss man sie auch nicht, demnach bleibt dann keine große Auswahl mehr.