Wüstefeld tritt gegen HSV nach - Jansen kontert: "Beste Entscheidung"
Von Yannik Möller
Nach seinem Rücktritt aus der Führungsetage des Hamburger SV hat Thomas Wüstefeld gegen den Aufsichtsrat nachgetreten und den Mitgliedern eine egoistische Interessensverfolgung vorgeworfen. Inzwischen setzte Gremiums-Chef und Präsident Marcell Jansen zum Konter an.
Sportlich läuft es für die Hamburger sehr ordentlich. Man grüßt nach vier Siegen in Serie von der Tabellenspitze, die Hoffnung auf den erneut anvisierten Aufstieg lebt. Das ist neben der Mannschaft allen voran Trainer Tim Walter und Sportvorstand Jonas Boldt zu verdanken.
Doch innerhalb des Vereins herrscht wieder eine Menge Unruhe. Der Auslöser: Der Rücktritt von Thomas Wüstefeld, der im Aufsichtsrat saß und interimsmäßig in den Vorstand entsandt wurde. Am Mittwochabend kommunizierte der HSV die Entscheidung.
Wüstefeld mit Vorwurf: Aufsichtsrat "durch außenstehende und eigene Interessen gesteuert"
Inzwischen hat sich Wüstefeld selbst zu seinem Aus geäußert. Gegenüber der Bild erklärte er, dass er Präsident und Aufsichtsrats-Chef Marcell Jansen bereits am Wochenende über seinen Entschluss unterrichtet habe. Als finaler Ausschlag sei die erneute Schlappe vor dem Haushaltsausschuss des Hamburger Senats gegeben. Wieder suchte er die finanzielle Unterstützung für den Stadion-Umbau, wieder blitzte er ab.
Nach der weiteren Absage habe er für sich entschlossen: "Im Dauerfeuer zu stehen für Dinge aus der Vergangenheit, die andere zu verantworten haben, ist für mich so nicht länger hinnehmbar."
Als den "entscheidenden Grund" nennt er aber das Verhalten des Aufsichtsrates. Dort habe er schon länger "nicht mehr die notwendige Unterstützung" gespürt und auch "das gegenseitige Vertrauen" sei nicht mehr in der notwendigen Form vorhanden gewesen.
Wüstefeld trat dabei noch ordentlich nach und machte harsche Vorwürfe: "Aus meiner Sicht ist ein Teil des Rates eindeutig durch außenstehende und eigene Interessen gesteuert. Anders kann ich mir nicht erklären, wie hochvertrauliche Informationen an bestimmte externe Personenkreise durchgestochen wurden, welche nachweislich nur dem Vorstand und dem Aufsichtsrat bekannt waren."
Dass er persönlich zuletzt ebenfalls im Fokus stand, etwa durch Fragen zu seinem Doktortitel oder Anzeigen gegen seine Firma, dürfte der Entscheidung den entsprechenden Nachdruck verliehen haben.
Jansen zieht sich aus der Schusslinie und betont Notwendigkeit für "Ruhe für den HSV"
Am Donnerstagabend meldete sich dann auch Jansen zu dieser Thematik zu Wort.
Er betonte auf der Pressekonferenz, dass es nun primär um "Ruhe für den HSV" gehe (via Welt). "Deshalb ist das jetzt auch die beste Entscheidung für den HSV", fügte er hinzu.
Schnell wurde deutlich, dass er sich selbst angesichts des Wüstefeld-Aus und dessen Anschuldigungen aus der Schusslinie ziehen wollte. Immerhin galt er als ein Befürworter seiner Person.
"Es waren sechs Leute, die ihn als Feuerwehrmann in das operative Geschäft entsendet haben. Das war nicht meine alleinige Entscheidung", betonte er dahingehend.
Nun werde man "die lange Pause" durch die Weltmeisterschaft nutzen, um einen Nachfolger zu suchen. Bis dahin wird Boldt mehr denn je in der Verantwortung stehen.