HSV und Simon Terodde - kein Stress wegen neuem Vertrag!

Er trifft und trifft und trifft: HSV-Torjäger Simon Terodde
Er trifft und trifft und trifft: HSV-Torjäger Simon Terodde / Simon Hofmann/Getty Images
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Als der Hamburger SV im August letzten Jahres die Verpflichtung von Simon Terodde bekannt gab, prophezeiten viele, dass der 32-jährige Torjäger das entscheidende Kader-Puzzleteil sein könnte, um den Traditionsklub nach drei Zweitligajahren endlich wieder in die Bundesliga zu bringen. Und nach einer fast komplettierten Halbserie kann man konstatieren, dass der Plan der Hamburger aufzugehen scheint.

Denn mit 16 Toren in 15 bisher gespielten Partien hat der gebürtige Bocholter die an ihn gestellten Erwartungen mehr als erfüllt. Zur Einordnung: In der vergangenen Saison kamen die beiden besten Torjäger der Rothosen, Sonny Kittel (elf Treffer) und Lukas Hinterseer (neun Tore), zusammen auf 20 Torerfolge für den HSV.

Terodde macht beim HSV also da weiter, wo er beim VfL Bochum, dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln aufgehört hat. Den beiden letztgenannten Klubs gelang dann auch, nicht zuletzt aufgrund der Tore von Terodde, die Rückkehr ins Oberhaus.

Umso kurioser mag es erscheinen, dass gut viereinhalb Monate vor Saisonende die weitere Zukunft des Angreifers in der Hansestadt noch ungeklärt ist. Auch für den Stürmer selbst eine neue Situation, wie er jüngst gegenüber dem NDR zugab: "Ich bin im Sommer angetreten, um zu helfen, den Verein wieder hochzubringen. Ich versuche, mich allein auf die Aufgabe zu konzentrieren. Im Moment läuft es ganz gut. Es macht mir unheimlich Spaß. Wir haben 15 Spiele absolviert. Klar kommen da die Fragen. Ich war vorher auch noch nicht in so einer Situation."

Doch zwischen diesen Zeilen ist beileibe keine Enttäuschung über fehlendes Engagement seitens des Klubs, den Vertrag vorzeitig zu verlängern, herauszuhören. Noch verfällt der Klub selbst in den in der Vergangenheit oftmals zu beobachtenden Aktionismus. Beide Parteien scheinen offenbar zu wissen, was sie aneinander haben.

In diesem Sinne sind auch die Aussagen von Sportdirektor Michael Mutzel zu interpretieren: "Wir sind im Austausch und als Typ mega zufrieden mit ihm. Wir haben das Thema auf dem Schirm, haben aber keinen Stress. Ich glaube, er weiß, was er an uns hat. Er trifft auch, weil wir ihm total das Vertrauen geben und ihn auch wertschätzen. Er weiß, dass er in einem tollen Verein ist. Wir sind im Austausch und relativ entspannt. Wenn was zu tun ist, machen wir das.“

Dieses "wenn" könnte somit erst nach den tabellarischen Entscheidungen der Saison akut werden. Sprich: Wenn der Aufstieg unter Dach und Fach ist. Denn entgegen anderslautender Annahmen aus der Vergangenheit verlängert sich der Kontrakt offensichtlich nicht automatisch, wenn der HSV den Aufstieg perfekt gemacht hat.

Und das ist eigentlich auch ganz ok so. Denn so hält man den Spieler selbst unter Spannung - auch wenn Terodde nicht den Eindruck macht, ein Spieler zu sein, der sich, erstmal im warmen Nest einer lukrativen Vertragsverlängerung eingerichtet, hängenlassen würde. Doch sicher ist sicher. Zumal, wenn man die entsprechenden Negativ-Beispiele der Vergangenheit (Bobby Wood) vor Augen hat.

Im Oberhaus traf Terodde weitaus seltener

Fakt ist nämlich auch: So treffsicher sich Simon Terodde in den letzten Jahren im Unterhaus gezeigt hat (134 Treffer in 235 Zweitliga-Spielen) - in der höchsten deutschen Spielklasse (zehn Tore in 58 Spielen) flutschte es für ihn nicht annähernd so gut.

Und diese statistischen Daten haben natürlich auch die Verantwortlichen im Volkspark im Kopf. Und werden mit diesen in die prospektiven Vertragsgespräche ab Frühjahr gehen. Als Fußball-Romantiker kann man natürlich das Ganze auf der Hoffnung aufbauen, dass aller guten Dinge endlich drei sind. Denn kein Mensch kann seriös voraussagen, ob der HSV nicht vielleicht die erste Station in Teroddes Spielerkarriere sein wird, bei der er auch eine Etage höher auf gewohnten Niveau weiterknipst.

Für einen marktkonformen Preis wird der HSV, da kann man sich sicher sein, seinen Torjäger auch im Oberhaus binden wollen. Wenn man sieht, dass ein Stephan Ambrosius (Eigengewächs und mehr als zehn Jahre jünger als sein Stürmer-Kollege) im Falle eines Aufstiegs um die 1,25 Millionen Euro jährlich einstreichen würde, ist es sicherlich nicht vermessen, einem Terodde einen etwas höher dotierten Kontrakt (vielleicht zwischen 1,5 und zwei Millionen) anzubieten. Torjägerqualitäten sind traditionell immer höher bewertet als Verteidigerkünste.

Spekulationen darüber, ob sich dann Terodde damit zufrieden geben würde oder nicht, sind zu diesem Zeitpunkt schlichtweg unangemessen weil Kaffeesatzleserei. Von daher täten Klub und Spieler erstmal gut daran, das große Ziel überhaupt zu erreichen. Alles andere wird sich dann sowieso finden.