HSV und Pohjanpalo - gemeinsame Zukunft über den Sommer hinaus?

So jubelte Pohjanpalo nach seinem späten Ausgleich in Hannover
So jubelte Pohjanpalo nach seinem späten Ausgleich in Hannover / DeFodi Images/Getty Images
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Im vergangenen Winter kam Joel Pohjanpalo auf Leihbasis von Bayer Leverkusen zum Hamburger SV. Schnell wurde er zum umjubelten Torjäger, schoss in seinen ersten drei Spielen zwei wichtige Tore. Doch ob es für ihn in Hamburg über den Sommer hinaus weiter geht, ist derzeit noch völlig offen.

Die fünf Spiele, die der Finne für die Hamburger bislang insgesamt bestritten hat, wirken fast wie ein Abziehbild en miniature der gesamten Saison der Rothosen. Ein guter Start mit drei Siegen und einem Unentschieden, zu denen er zwei Tore beisteuern konnte. Doch dann folgten zwei Niederlagen, darunter die so schmerzliche im Stadtderby gegen den FC St.Pauli, und ein nicht überzeugender Sieg im bisher letzten Spiel gegen Jahn Regensburg.

"Es sind schwierige Zeiten für alle"

Aktuell "leidet" der 25-jährige Stürmer wie alle anderen an den Auswirkungen der Coronakrise, wie er gegenüber der Mopo erklärte:

"Ich vermisse das Mannschaftstraining und vor allem die Spielformen sehr. Unser aktuelles Training in Kleingruppen ist damit nicht zu vergleichen. Aber ich glaube, alle Fußballer sind aktuell froh, dass wir zumindest in Kleingruppen trainieren dürfen. Natürlich ist es ungewohnt, nur technische und taktische Dinge zu trainieren, aber wir können uns momentan verstärkt auf diese Dinge fokussieren. Trotzdem hoffen wir natürlich alle, dass wir bald ins Mannschaftstraining zurückkehren dürfen. Da müssen wir allerdings abwarten, wie sich die Dinge entwickeln."

Auch im privaten Alltag haben sich die Dinge einschneidend verändert. Freunde treffen? Oder einfach mal in ein Café oder Restaurant gehen? Momentan einfach nicht drin. "Es sind schwierige Zeiten für alle gerade, auch wenn einige noch sehr viel stärker davon betroffen sind als ich", versucht sich Pohjanpalo in typisch skandinavischer Gelassenheit. Immerhin habe er sich seit den Beschränkungen in häuslichen Disziplinen wie Kochen sehr verbessern können, wie er schmunzelnd anmerkt.

Bezüglich der Geisterspiele, die im Falle eines Neu-Starts der Liga unweigerlich kommen würden, kann die Bayer-Leihe - wie die meisten seiner Kollegen auch - auf keinerlei Erfahrungswerte zurückgreifen. "Ich weiß nicht, wie es ist, ohne Fans zu spielen. Ich habe das in meiner Karriere noch nicht erlebt und kann es mir deshalb nur schwer vorstellen. Letztlich ist es ja auch nicht meine Entscheidung, ob die Saison mit Spielen ohne Zuschauer fortgesetzt wird, aber ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen eine gute Entscheidung für die Liga, die Fans und den gesamten Fußball in Deutschland treffen werden."

Dennoch sieht er gerade für seine aktuelle Mannschaft eher einen Nachteil, die Spiele ohne die Unterstützung der Fans bestreiten zu müssen. "Insbesondere hier in Hamburg, wo wir unfassbare Fans haben und wir vor allem bei Heimspielen von so vielen tausend Leuten unterstützt werden. Das wäre für uns natürlich ein Verlust und sehr ungewohnt. Aber wir werden uns natürlich auch darauf einstellen." Bleibt ihnen ja auch nichts anderes übrig.

""Ich mag den Verein, seine Fans, die Stadt.""

Joel Pohjanpalo

Konkret auf seine weitere Zukunft nach dem 30. Juni angesprochen, übt sich Pohjanpalo in der in seinen Kreisen üblichen Vorsicht und Zurückhaltung. "Es ist schwer, momentan Voraussagen für die Zukunft zu treffen. Niemand weiß, ob und wann wir wieder spielen dürfen, ob die Liga fortgesetzt wird. Ich habe aktuell einen Vertrag in Hamburg und bin hier sehr glücklich. Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden werden, falls die Saison fortgesetzt wird und möglicherweise länger dauert als bis zu meinem Vertragsende am 30. Juni. Zuerst muss aber geklärt werden, ob die Saison wieder aufgenommen wird und wann die kommende startet. Das macht es schwierig, gerade zu planen."

Pohjanpalos Vertrag in Leverkusen ist noch bis 2022 gültig
Pohjanpalos Vertrag in Leverkusen ist noch bis 2022 gültig / TF-Images/Getty Images

In Hamburg jedenfalls hat sich der Finne bereits bestens eingelebt. "Ich habe hier mit meinen beiden Toren einen guten Einstand gefeiert und fühle mich sehr wohl. Ich mag den Verein, seine Fans, die Stadt. Leider habe ich auf Grund der Unterbrechung der Liga bislang erst fünf Spiele für den HSV absolvieren können. Ich hoffe deshalb, dass wir bald wieder spielen dürfen. Gleichzeitig habe ich in Leverkusen einen gültigen Vertrag bis 2022. Wenn wir die Saison wieder aufnehmen dürfen, werden wir Gespräche führen und gemeinsam schauen, wie es weitergeht. Momentan müssen wir da abwarten.“

Als Joker bislang wertvoller als von Beginn an

Dass Pohjanpalo weiß, wo das gegnerische Tor steht, hat er bereits - wie oben geschildert - unter Beweis gestellt. Doch es wurde auch deutlich, vor allem im Stadtderby gegen St.Pauli, dass er und sein Team vor allem von dem Überraschungsmoment profitieren. Heißt: als Einwechselspieler wirkt er bislang um einiges gefährlicher, als wenn er von Beginn an auf dem Platz steht. Als Joker traf er sowohl in Bochum (zur richtungsweisenden 2:1-Führung) als auch in Hannover (als er in der Nachspielzeit dem HSV noch einen Punkt retten konnte).

Klar, hätte er die Großchance gegen die Braunen verwertet und seine Serie ausgebaut, sprächen wir jetzt vielleicht sogar über insgesamt sechs Punkte mehr auf dem Konto (weil man in Aue dann womöglich auch noch gewonnen hätte) und über den zweiten statt den dritten Tabellenplatz. Aber die Tabellen zeigen keine Konjunktive an.

Insgesamt hat Pohjanpalo sicherlich schon mehr als nur gute Ansätze gezeigt, muss aber noch auf Strecke (am besten die neun Spiele, die zur Vollendung dieser Spielzeit noch fehlen!) demonstrieren, dass er dem Hamburger SV weiterhelfen kann. Insgesamt 160 Einsatzminuten (also noch keine zwei kompletten Spiele!), verteilt auf fünf Partien, sind für eine seriöse Einschätzung einfach zu wenig. Mein Vertrauen in die aktuelle sportliche Führung des HSV lässt mich in dieser Personalie recht beruhigt in die Zukunft schauen. Mittlerweile haben kaufmännische Grundprinzipien, die die Stadt Hamburg seit Jahrhunderten prägen, Einzug auch in das planerische Denken der HSV-Verantwortlichen gehalten.

Eine dieser Grundregeln schreibt vor, nie mehr Geld auszugeben, als man einnimmt. Bezüglich des Finnen könnte man sich als Klub also ganz entspannt nach hinten lehnen und der Dinge harren, die da kommen. Sollte sich Pohjanpalo auch im letzten Viertel der Saison als treffsicher erweisen, wird man - schon aufgrund der Kontakte von Sportvorstand Jonas Boldt zu seinem Ex-Klub - eine für alle Seiten annehmbare Lösung finden. Sollte Pohjanpalo jedoch - im Gegensatz - sein Pulver schon verschossen haben, müsste man sich im Sommer nach einer neuen Alternative umsehen. Der Spieler selbst hat es - Neustart vorausgesetzt - in der Hand, seine Zukunft in Hamburg dauerhaft zu gestalten.