Was könnte ein Leistner-Abgang für die Transferpläne des HSV bedeuten?
Von Guido Müller
Etwas überraschend hat der Hamburger SV in Person seines Sportvorstandes Jonas Boldt mitgeteilt, dass er Abwehrspieler Toni Leistner noch in diesem Transfer-Sommer abzugeben bereit wäre.
Fakt ist: unter Tim Walter hat der 31-Jährige einen äußerst schweren Stand. Die Summe seiner Einsatzminuten in den ersten vier Liga-Spielen (für das DFB-Pokalspiel bei Eintracht Braunschweig war Leistner noch gesperrt) beläuft sich auf: Null!
Andererseits konnte HSV-Eigengewächs (und offensichtlicher Walter-Liebling) Jonas David, der bisher alle fünf Pflichtspiele über die volle Distanz absolviert hat, zuletzt (beim FC St. Pauli und gegen Darmstadt) nicht wirklich überzeugen.
Zudem kommt noch der langfristige Ausfall des letztjährigen Stammspielers Stephan Ambrosius, der den Rothosen wohl noch mindestens bis Ende des Jahres fehlen wird.
Interne Lösung oder Neuverpflichtung?
Betrachtet man überdies den momentan verfügbaren Kader der Hamburger (ohne Berücksichtigung von Leistner) finden sich mit Sebastian Schonlau, Jonas David, Allrounder Moritz Heyer und Maximilian Rohr nur vier gelernte Innenverteidiger.
Ein dünnes Polster also. Eine Sperre oder Verletzung (oder gar beides, denn der Teufel schläft nicht!) - und schon ginge der Dino hinten am Stock.
Schwierig zu sagen, wie genau die Macher am Volkspark nun für die zentrale Defensive planen. Im Falle eines Leistner-Abgangs könnte man diesen, wie dargestellt, intern kompensieren (Moritz Heyer wäre dann die logischste Wahl) - oder eben auf dieser Position noch mal extern tätig werden.
Hauke Wahl als mögliches Transferziel?
In diesem Zusammenhang werfe ich einfach mal - und rein spekulativ! - den Namen Hauke Wahl wieder in die Runde. Der Name wurde schon zu Beginn des Sommers rund um den Volkspark als möglicher Neuzugang gehandelt.
Immerhin kennt Tim Walter den gebürtigen Hamburger noch bestens aus seiner Kieler Zeit, nachdem er ihn zur Saison 2018/19 aus Ingolstadt an die Förde gelotst hatte.
Dass mehr Stabilität in der Abwehr diesem mittelmäßig in die Saison gestarteten HSV durchaus gut zu Gesicht stünde, ist jedenfalls unstrittig.
Doch dies gilt auch für das offensive Mittelfeld, aus dem bislang noch viel zu wenig Impulse für das Angriffsspiel der Hanseaten kommt.
Mit den besiegelten Abgängen von Aaron Hunt und Jeremy Dudziak kann man auf zwei potentielle Spiellenker nun nicht mehr bauen, während die verfügbaren Optionen (Sonny Kittel oder auch Neuzugang Ludovit Reis) bislang noch nicht den Nachweis erbracht haben, eine Lösung für dieses Problem sein zu können.
Von David Kinsombi gar nicht erst zu reden. Und einen 20-jährigen Anssi Suhonen, der gerade seine ersten Schritte im Profi-Fußball macht, sollte man sowieso nicht mit einer solch großen Aufgabe überfrachten.
Von daher dürfte die Verpflichtung eines spielstarken Mittelfeldspielers die absolute Priorität in den kommenden sieben Tagen sein.
Geringes Budget macht smarte Lösungen erforderlich
Aber vielleicht geht der HSV ja sogar auf beiden Positionen (Innenverteidiger, Regisseur) nochmal transfertechnisch in die Offensive. Problem: das kleine Budget (von kolportierten drei Millionen Euro).
Da sind smarte Lösungen gefragt. Und preiswerte. Ob Hauke Wahl (dessen Ausstiegsklausel von zwei Millionen Euro nunmehr verstrichen ist) eine solche sein kann, ist fraglich. Ohne Klausel können die Kieler den Preis für den 27-Jährigen nun wieder frei verhandeln.
Und die Störche werden einen Teufel tun, im Rennen um ihren Kapitän dem HSV finanziell entgegen zu kommen. Andererseits hat die Corona-Krise gerade die kleinen Klubs in finanziell dramatische Schieflagen gebracht.
Jede Menge Fragezeichen also rund um die Transferaktivitäten des HSV. Nur eines ist gewiss: am kommenden Mittwoch, den 1. September 2021, wird so oder so Klarheit herrschen.