Das sind die größten Sommer-Baustellen des HSV

Muss jetzt liefern: Sportvorstand Jonas Boldt
Muss jetzt liefern: Sportvorstand Jonas Boldt / Pool/Getty Images
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Auch nach dem 32. Spieltag der Saison 2020/21 steht noch nicht fest, in welcher Liga der Hamburger SV seine Zelte ab August aufschlagen wird. Dennoch kann man bereits heute klar definieren, bezüglich welcher Positionen der Klub in den kommenden Wochen und Monaten aktiv werden muss. Der sportlichen Führung steht ein arbeitsreicher Sommer bevor.


Horst Hrubesch - der nostalgisch gefärbte Traum eines jeden HSV-Fans wird seine Cheftrainer-Tätigkeit aller Wahrscheinlichkeit nach nicht über das angedachte Interim von drei (vielleicht sogar fünf) Spielen ausweiten.

Das ist zunächst einmal gesetzt. Ob es über eine sich verselbständigende Dynamik in den kommenden Wochen hinaus eventuell doch noch möglich ist, den Langen auch noch mal für die lange Strecke zu motivieren - ich halte es angesichts der klaren und unverbogenen Art des einstigen Kopfballungeheuers für eher unwahrscheinlich. Aber, bitte - ich lasse mich gerne überraschen.

Trainersuche - mal wieder!

Doch seriöserweise sollte man wohl erstmal ohne ihn auf der Kommandobrücke planen. Und da wären wir auch schon bei den Kandidaten für seine "Nachfolge".

Steffen Baumgart ist nicht mehr auf den Markt. Der Paderborn-Coach wird sich ab Sommer dem abstiegsbedrohten 1. FC Köln anschließen - und womöglich im kommenden Jahr als Gegner im Volkspark auflaufen.

Schade, denn in Baumgart habe ich einen Trainer gesehen, der meinem Ideal eines HSV-Coaches (für mich immer noch in der Person von Martin Jol am perfektesten personifiziert) in den letzten Jahren am nächsten kam.

Aber auch nicht das Ende der Fahnenstange. Gute Trainer gibt es in Deutschland noch zuhauf. Und wenn man seine Suche auf das europäische oder gar globale Ausland ausweitet, kommt da schnell eine kaum noch zu übersehende Fülle an Übungsleitern zutage.

Als Denkanstöße will ich mal zwei mögliche (nationale) Modelle nennen: den zweitligaerfahrenen Trainer, der darüber hinaus schon bewiesen hat, Aufstieg zu können (man merkt: auch ich bin mir des Happy Ends der Hrubesch-HSV-Romanze nicht ganz sicher!).

In dieses Schema würde ein Uwe Neuhaus passen: Union Berlin und Dynamo Dresden führte er von der dritten in die zweite Liga, Bielefeld im letzten Jahr sogar ins Oberhaus. Die Zeit, die Ostwestfalen vor dem sofortigen Wiederabstieg zu bewahren, wurde ihm dann bei der Arminia nicht mehr gewährt.

Uwe Neuhaus
Kann Aufstieg und Entwicklung: Uwe Neuhaus / Matthias Hangst/Getty Images

Ein komplett anderes Modell könnte ein Rookie im Trainergeschäft sein: Miroslav Klose. Der ist bekanntlich seit letztem Jahr Co-Trainer der Profi-Mannschaft. Unter Hansi Flick. Der jedoch packt gerade die Koffer Richtung DFB-Auswahl. Und wie genau Flicks Nachfolger Julian Nagelsmann plant, bleibt abzuwarten. Vielleicht sollte der HSV beim deutschen Rekord-Torschützen mal vorfühlen.

Miroslav Klose
Bleibt Miroslav Klose auch unter Nagelsmann der Co-Trainer der Bayern? / Handout/Getty Images

Doch unabhängig davon, wer am Ende das sportliche Sagen bei den HSV-Profis haben wird: die Arbeit erleichtern würden auf jeden Fall ein paar wesentliche Änderungen im Kader der Rothosen.

Torwartposition als Basis für den Erfolg

Ganz oben auf der Prioritätenliste sollte ein überdurchschnittlicher Torwart stehen. Die letzten Vertreter dieser Zunft, die es beim HSV probiert haben (salopp gesagt: alle seit René Adler) waren es durch die Bank nicht.

Dem einen (Pollersbeck) konnte man zwar überdurchschnittliches Potenzial attestieren - doch das allein reicht im Leistungssport nicht. Mann muss auch schon einen gewissen eigenen Antrieb, sich stets verbessern zu wollen, mitbringen. Genau daran jedoch hat es der nunmehr bei Olympique Lyon unter Vertrag stehende Pollersbeck allzu oft missen lassen.

Daniel Heuer Fernandes und Sven Ulreich wiederum stellen bestenfalls Mittelmaß dar. Hat der eine, auch durch die Körpergröße bedingt, erhebliche Defizite in der Strafraumbeherrschung (Heuer Fernandes), weist der andere eklatante Mängel im Spiel mit dem Ball auf. Das ist aber im modernen Torwart-Spiel der Gegenwart eine unabdingbare Qualität.

In diesem Zusammenhang konkrete Namen zu nennen, fällt nicht weiter schwer: ein Stefan Ortega spielt seit einigen Jahren bereits auf konstant hohem Niveau - und war einer der Hauptgründe für den Bielefelder Aufstieg im vergangenen Sommer. Allerdings soll sich auch schon der FC Bayern Gedanken über den 28-Jährigen (als zweiter Torwart) gemacht haben.

Stefan Ortega Moreno
Ihn haben auch die Bayern im Blick: Arminia-Keeper Stefan Ortega / Boris Streubel/Getty Images

Mit der richtigen Beantwortung der Torwartfrage steht und fällt jedenfalls das ganze sportliche Projekt. Und zwar ganz allgemein, und nicht nur auf den HSV gemünzt.

Zwischen den Pfosten einen guten Keeper zu wissen, der vielleicht auch ab und zu mal einen "Unhaltbaren" rausfischt und vor allem nicht damit überfordert ist, für einen ruhigen und klaren Spielaufbau zu sorgen, ist für eine Mannschaft von elementarer Bedeutung.

Offensiven gewinnen Spiele, Defensiven gewinnen Meisterschaften. Und aus diesen Gründen hinaus, würde ich sogar sagen, dass der HSV auf dieser Planstelle seinen "Königstransfer" machen sollte.

Regisseur im Mittelfeld

Im Mittelfeld muss der HSV einen Nachfolger für Aaron Hunt finden. Dies auch unbeschadet der Tatsache, dass der Routinier eventuell noch mal ein Jahr dranhängt. Für eine komplette Saison auf die "Künste" des Mittelfeldspielers zu vertrauen, hat sich schon in den bisherigen drei Zweitliga-Jahren als Chimäre erwiesen.

Aaron Hunt
Für eine komplette Saison reicht es bei ihm nicht mehr: Aaron Hunt / Martin Rose/Getty Images

Zweimal mag man ja über denselben Stein stolpern - beim dritten Mal fängt es an, peinlich zu werden. Und beim vierten bleibt eigentlich nur noch verständnisloses Kopfschütteln.

Ein neuer Knipser muss her

Und vorne im Angriff muss natürlich Ersatz für 23-Tore-Stürmer (Stand heute) Simon Terodde gefunden werden. Übrigens: der letzte HSV-Stürmer mit einer ähnlich starken Bilanz war Sergej Barbarez mit 22 Buden im Jahr 2001. Also noch zu seligen Bundesliga-Zeiten.

Hier schreit die vertragliche Situation eines Serdar Dursun bei Darmstadt 98 förmlich danach, endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Gehaltstechnisch sollte man sich diese Verpflichtung durchaus leisten können. Und die speziellen Umstände in der Familie Dursun (mit der hochschwangeren Frau, die immer noch in Hamburg wohnt) lassen Hamburg als ihren künftigen Lebensmittelpunkt immer tangibler werden.

Serdar Dursun
Feiert Dursun seine Tore demnächst im HSV-Dress? / Alexander Scheuber/Getty Images

Drei "T" und ein "R": Trainer, Torwart und Torjäger plus Regisseur. Macht der HSV im kommenden Sommer in diesen vier Kategorien einen guten Job, dürfte die bis vor kurzem gen Null tendierende Lust-Kurve der HSV-Fans schon bald wieder nach oben weisen.