Doyle-Leihe wird beendet - vom bevorstehenden Ende eines Missverständnisses

Kam über sporadische Einsatzzeiten mit guten Ansätzen nie hinaus: Tommy Doyle von Manchester City
Kam über sporadische Einsatzzeiten mit guten Ansätzen nie hinaus: Tommy Doyle von Manchester City / Cathrin Mueller/GettyImages
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71 Minuten Einsatzzeit. Das ist die Arbeitsbilanz von City-Leihgabe Tommy Doyle, seit er vor fast genau vier Monaten zum Hamburger SV stieß. Aktuell weilt der 20-jährige Mittelfeldspieler in seiner englischen Heimat. Doch zu einer Rückkehr in die Hansestadt wird es wohl nicht mehr kommen.


Denn wie der kicker berichtet, will der Engländer seine Leihe per sofort beenden. Die Gründe dafür sind oben zu lesen: Zu geringe Einsatzzeiten. Und die kann er schließlich auch im Kreise der Skyblues absitzen.

Die entsprechende Einigung zwischen den Klubs, das Leihgeschäft früher als geplant abzubrechen, steht zwar noch aus. Doch dürfte auch Doyles Stammverein angesichts der fehlenden Perspektiven des Spielers, sich in Hamburg nachhaltig zu entwickeln, kein Interesse daran haben, es - gegen den Willen des Spielers - aufrechtzuerhalten.

Am Ende verlören nämlich alle Parteien. Der Spieler, weil er unter Tim Walter offenbar keine Chance hat, sich zu beweisen. Der HSV, weil er keinen sportlichen Input erhält - und Manchester City, weil ihrem Spieler die dringend nötige Spielpraxis nicht gegeben wird.

Die Ansätze waren da

Aus Fan-Sicht muss man sagen: schade! Denn in den wenigen Minuten, die man Doyle mit der Raute auf der Brust auf dem Feld agieren sehen konnte, deutete er zumindest immer an, warum er bei einem Klub wie Manchester City unter Vertrag steht.

Als man rund um den Volkspark schon vernehmlich zu grummeln begann, warum denn ein Talent eines Spitzenklubs der Premier League bei einem deutschen Zweitligisten kaum zum Zuge komme - zu diesem Zeitpunkt war Doyle schon dreimal einsatzlos im Spieltagskader der Hamburger gestanden - bekam er (ausgerechnet!) beim schlechtesten Auftritt der Hamburger in der gesamten Hinrunde, in Aue, seine "Chance".

In Anführungsstriche habe ich "Chance" deshalb gesetzt, weil es sicherlich bessere Momente für ein Talent gibt, auf einer Leihstation zu debütieren, als bei einem 0:1-Rückstand beim Kellerkind aus Aue - und bei nur noch drei verbleibenden Spielminuten (Nachspielzeit nicht mitgerechnet).

Doch dafür machte Doyle erstaunlich viel aus dieser mission impossible. Ein guter Weg in die Gasse, ein Pass von Glatzel und ein eleganter Heber von Doyle für Aues Torwart Männel: Dreiviertel des glücklichen, weil späten Hamburger Ausgleichstors waren damit gemacht.

Den Rest erledigte Aues Verteidiger Carlson mit einer unglücklichen Aktion, als er den von der Latte prallenden Schuss Doyles etwas tollpatschig ins eigene Netz beförderte.

Quasi mit seinem ersten Ballkontakt hatte Doyle seinem Team einen überaus glücklichen Punkt beschert. Fast hätte man damit rechnen können, dass er dafür von seinem Trainer belohnt würde. Doch zwei Wochen später, beim Heimspiel gegen die Fortuna, wiederholte sich das Szenario.

Wieder kam Doyle erst in den Schlussminuten ins Spiel - das Happy End blieb diesmal jedoch aus. Noch weniger Spielzeit war es eine weitere Woche darauf beim Spiel in Paderborn. Doch diesmal schrieb sich Doyle mit großen Buchstaben in die HSV-Chronik.

Fast als wollte Walter das Schicksal herausfordern, wartete er diesmal gar bis zur 90. Minute, ehe er seine englische Leihgabe aus Feld schickte. Und wieder brauchte Doyle kaum Ballkontakte, um entscheidend zu werden.

Eine Ablage von Kinsombi am Paderborner Strafraum, ein überlegter Schlenzer von Doyle ins lange Eck - und der Last-Minute-Sieg in Ostwestfalen war perfekt.

Miro Muheim, Sebastian Schonlau
Mit seinem Last-Minute-Treffer in Paderborn bescherte Doyle (2.v.l.) dem HSV einen wichtigen Dreier / Martin Rose/GettyImages

Nun, so glaubten alle, die es in Hamburg mit schwarz-weiß-blau halten, würde Doyle endlich durchstarten.

Und tatsächlich kam der Engländer vier Tage später, beim Pokal-Krimi in Nürnberg, erstmals in den Genuss eines Startelf-Einsatzes - und machte, wenn auch ohne Torbeteiligung, über 78 Minuten hinweg ein solides Spiel.

Die von seinem Trainer angeführten Mängel in puncto körperlicher Robustheit und Zweikampfstärke waren im Max-Morlock-Stadion jedenfalls nicht zu erkennen. Doch das K.o-Spiel im Frankenland sollte eine Ausnahme bleiben.

In den folgenden drei Liga-Spielen startete Doyle erneut nur von der Bank und kam in diesen Partien summiert auf gerade mal 63 Minuten Einsatzzeit.

Da die letzten vier Spiele des Jahres, ohne jede Minute Spielpraxis, noch frustrierender für Doyle verliefen, spekulierten die ersten Blätter bereits vor Weihnachten über eine mögliche frühzeitige Beendigung der Leihe. Die scheint nun, quasi mit dem Jahreswechsel, unmittelbar bevorzustehen.

Kein glückliches Händchen mit England-Importen

Einmal ist keinmal, heißt es, aber zweimal ist einmal zu viel. Mit vermeintlichen englischen Top-Talenten, die bei ihren (großen) Klubs nicht zum Zuge kamen, lag der HSV nun schon zweimal in der jüngeren Vergangenheit ziemlich daneben.

Xavier Amaechi, der im Sommer 2019 vom FC Arsenal fix verpflichtet wurde, durchläuft gerade bei den drittklassigen Bolton Wanderers seine zweite Leihstation (nach Karlsruhe). Wirklich empfehlen konnte sich der Flügelstürmer auch dort bislang nicht, auch wenn ihm vor gut einem Monat bei seinem Startelf-Debüt für die Trotters prompt ein Tor gelang.

Im Januar soll Amaechi wieder zurück zum HSV. Vielleicht eröffnet ihm ein Wechsel von Faride Alidou noch in diesem Winter ja eine neue Perspektive im Volkspark. Manchmal muss ein Klub zu seinem Glück ja auch gezwungen werden...