Der Torbutler des HSV: Thiounes Vertrauen macht Jeremy Dudziak stark
Von Guido Müller
43 Tore hat der Hamburger SV im bisherigen Verlauf der diesjährigen Zweitliga-Saison schon geschossen. Neben Top-Torjäger Terodde, der allein 17-mal traf, konnten sich noch elf weitere Rothosen als Torschützen feiern lassen. Jeremy Dudziak ist nicht darunter.
Und dennoch spielt "Jerry", wie er im internen Kreis nur genannt wird, die womöglich beste Saison seiner Karriere.
Was sich zwar noch nicht anhand eigener Tor-Erfolge dokumentieren lässt, aber sehr wohl mittels der zu Toren führenden Vorlagen. In dieser Kategorie liegt er nämlich mit acht Assists nicht nur im HSV-internen Ranking ganz vorn, sondern auch ligaweit.
Lediglich Simon Zoller vom VfL Bochum und David Raum von der SpVgg Greuther Fürth (beide ebenfalls mit acht Vorlagen) können laut kicker-Datenbank Dudziak das Wasser reichen.
Mit seinen acht Assists hat Dudziak in nunmehr etwas mehr als der Hälfte einer Spielzeit so viele Torvorlagen gegeben, wie in den fünf vorherigen Spielzeiten zusammen.
Für den Spieler selbst ist die Erklärung dafür denkbar simpel. Er spielt jetzt einfach auf der Position, die er am liebsten mag: im zentralen Mittelfeld. "Im Zentrum"; so der 25-Jährige gegenüber dem Hamburger Abendblatt, "habe ich mich schon sehr viel wohler gefühlt, konnte dort kreativer agieren. Das haben nur nicht alle Trainer so gesehen wie ich."
Und denkt dabei wohl vor allem an die Übungsleiter, die ihn während seiner vier Jahre beim FC St. Pauli unter den Fittichen hatten. Denn beim Kiezklub kam er zwar regelmäßig auf mehr als 20 Liga-Einsätze pro Saison - doch die Male, die er dabei auf seiner bevorzugten Position spielen durfte, kann man an an weniger als zwei Händen abzählen (acht Mal).
Hecking stellte Dudziak ins Zentrum
Erst unter dem letztjährigen HSV-Coach Dieter Hecking sollte Dudziak regelmäßig in der zentralen Schaltstelle eingesetzt werden.
Während Hecking, der beim HSV schon wieder Geschichte ist, also die für Dudziak geeignetste Lokalisation gefunden hat, ist der aktuelle Coach der Rothosen, Daniel Thioune, offenbar für die psychologische Komponente zuständig gewesen.
Thiounes quasi erste Amtshandlung, nachdem er am Volkspark unterschrieben hatte, war es, Dudziak von einem Verbleib in Hamburg zu überzeugen. Denn der VfL Wolfsburg war damals stark an dem Spieler interessiert. Eine angebliche Ausstiegsklausel in einer für die Wölfe durchaus stemmbaren Höhe (zwei Millionen Euro) machte den Spieler noch interessanter.
Thioune gibt Dudziak das volle Vertrauen
Doch Dudziak blieb - auch weil Thioune ihn überreden konnte. Dieses Gefühl, wichtig für die Pläne des Trainers zu sein, verleiht Dudziak seitdem Flügel. "Eigentlich ist es in diesem Jahr meine erste Profisaison, in der ich unumstrittener Stammspieler im zentralen Mittelfeld bin. Das kommt natürlich meinem Spiel zugute.“
Und natürlich auch dem HSV. Sollte im Team kein Einbruch wie in den letzten beiden Zweitliga-Jahren stattfinden, darf man getrost die Prognose wagen, dass zu den aktuell acht Torvorlagen noch der eine oder andere eigene Torerfolg hinzukommt.
Gegen den SC Paderborn war er ja zuletzt schon nah dran. Thioune schmunzelte im Anschluss an das Spiel über die vergebene Riesenchance in Minute 48 (via Mopo): "Dass er ein feiner Fußballer ist, wissen wir. Darüber hinaus würde ich ihm auch mal wünschen, dass er der Letzte ist, der den Ball berührt, bevor er im Netz zappelt. Er darf nicht nur vorlegen, er darf auch vollenden. Diesmal hat er auch einen liegen gehabt, den darf man auch machen."