Sonny Kittel mit dem HSV im Hoch: Vertrauen bekommen, Leistung zurückgezahlt!
Von Guido Müller
Nach dem überzeugenden 4:1-Sieg gegen Jahn Regensburg hat der Hamburger SV tabellarisch wieder den Anschluss an die Spitzengruppe der 2. Liga geschafft. Einer der Hauptverantwortlichen für den jüngsten Aufschwung ist sicherlich Sonny Kittel.
Der 28-Jährige lieferte gegen den Jahn eine Gala-Vorstellung ab. Mit insgesamt vier Scorerpunkten war er rechnerisch an allen Toren seiner Mannschaft beteiligt. Faktisch jedoch blieb er beim Führungstor durch Ludovit Reis (Vorlage: Alidou) außen vor - scorte dafür beim 3:1 doppelt: als Vorlagengeber (bzw. gefoulter Spieler) und als sicherer Elfmeterschütze.
Übrigens der dritte von ihm verwandelte Strafstoß. Und selbst in dieser Parzelle der Strafstoß-Ausführung kann man einen Reife-Prozess bei Kittel verorten.
Wagte der Edeltechniker im Pokalspiel beim 1. FC Nürnberg noch einen Kunstschuss à la Panenka, der ihm, im Falle des Scheiterns, auch mächtig hätte um die Ohren fliegen können, verwandelte er die beiden letzten Elfmeter in der Liga (gegen Kiel und eben gegen den Jahn) mit maximaler Sicherheit und ohne jeden Schnörkel.
Gespräche mit Walter
Doch woran liegt dieses plötzliche Leistungshoch dieses Spielers, dem seit seiner Ankunft in Hamburg vor bald zweieinhalb Jahren ein wenig der Ruf des schlampigen Genies anhaftete?
An guten Tagen in der Lage, ein Spiel im Alleingang zu entscheiden, kann er an schlechten Tagen auch komplett von der Bildfläche verschwinden.
Tim Walter will einen Entwicklungsprozeß bei seinem Schützling ausgemacht haben - und zwar sowohl auf als auch neben dem Fußballplatz: "Er ist als Mensch und Fußballer gereift." Walter muss es wissen - schließlich führte er zuletzt viele Gespräche mit dem sensiblen Techniker. (via bild.de)
"Wir haben viel geredet, auch auf einer Ebene, die nichts mit dem Sport zu tun hat. Das ist die Basis für die Beziehung zueinander. Sonny spürt Vertrauen." Und zahlt dieses mit bärenstarken Leistungen zurück.
Hrubesch über Kittel: "Wäre schon längst A-Nationalspieler!"
Lob bekommt er dabei auch von seinem einstigen Jugend-Nationaltrainer und jetzigen Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch. Der war schon immer ein Fan von Kittels Spielweise.
Und ist überzeugt: "Wenn er nicht so viele Verletzungen gehabt hätte, wäre er schon längst A-Nationalspieler. Kompliment, wie er nach seinen Rückschlägen zurückgekommen ist. Sonny ist als Typ und als Fußballer Weltklasse."
Tatsächlich ist es nicht jedem Spieler vergönnt, derart heftige Nackenschläge, schon gleich zu Beginn seiner Karriere, so gut wegzustecken.
Zwei Kreuzbandrisse, zwei Knorpelschäden, Innenbandriss - und das alles vor dem 25. Lebensjahr. Die Verletzungen von Sonny Kittel hätten auch für zwei oder drei Karrieren gereicht. Und die eine oder andere auch schon längst beendet.
Doch Kittel dachte nicht ans Aufgeben. Und kämpfte sich nach seiner Zeit bei der SGE über den Umweg Ingolstadt wieder zurück ins Rampenlicht.
Am Sonntag: Wiedersehen mit der eigenen Vergangenheit
Am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) steht für Kittel nun ein Rendezvous mit eben dieser Vergangenheit auf dem Programm.
Drei Jahre lang, zwischen 2016 und 2019, spielte Kittel für die Oberpfälzer - und konnte dort unter anderem auch mit einer guten Leistung gegen den HSV (im Hinspiel der Saison 2018/19) die Bosse am Volkspark auf sich aufmerksam machen.
Mit Leistungen, wie der am vergangenen Wochenende, bestätigt er immer mehr, dass das beim HSV in ihn gesetzte Vertrauen absolut gerechtfertigt war.