HSV-Rückkehrer Wintzheimer: Gekommen, um zu bleiben
Von Guido Müller
Manuel Wintzheimer (21) ist sicherlich zu den Gewinnern der sich dem Ende neigenden Vorbereitungsphase des Hamburger SV zu zählen. Drei Tore in den fünf Testspielen ließen ihn zum besten Torschützen der Testspielphase werden. Startet der frühere Bayern-Spieler jetzt richtig durch?
Wintzheimers Vorteil gegenüber Hinterseer ist seine Flexibilität
Wenn in den letzten Tagen nichts Gravierendes mehr geschieht, wird "Königstransfer" Simon Terodde am kommenden Montag beim Pokalspiel in Dresden (18.30 Uhr) auf dem Platz stehen. Durchaus möglich, dass er dabei von Manuel Wintzheimer unterstützt wird. Dessen Vorteil gegenüber dem aktuell wohl auf den dritten Platz der Stürmerhierarchie gerutschten Lukas Hinterseer: er ist schlicht und einfach flexibler einsetzbar. Ob als einzige Spitze oder als eine von zweien: Wintzheimer hat in den Testspielen bewiesen, dass er beide Rollen gewinnbringend ausfüllen kann.
Das sieht auch HSV-Sportdirektor Michael Mutzel im Gespräch mit dem kicker so: "Das System mit zwei Spitzen kommt Manuel sehr entgegen, weil er nicht der klassische Wandstürmer ist, sondern sich sehr fleißig und schlau zwischen den Räumen bewegt. " Eine Qualität, die dem letztjährigen Personal im Sturm (Hinterseer, später Pohjanpalo) eher abging. Mögliche Alternativen wie Martin Harnik entpuppten sich in der Realität leider nicht als solche.
Und so hat sich, heimlich, still und leise, Wintzheimer auch zu einem Vorzeigebeispiel für nachhaltige Entwicklung erwiesen. In seiner ersten Saison für den HSV, der ersten des Dinos im Unterhaus, konnte Wintzi erst im Schlussspurt der Saison (als das Kind eigentlich schon in den Brunnen gefallen war) andeuten, was er zu leisten imstande ist. Seine drei Saisontore erzielte er allesamt in den letzten sechs Spielen. Es folgte eine einjährige Leihe zum VfL Bochum. Dort kam er zwar auch nicht über die Torquote des Vorjahres hinaus, sammelte aber immerhin zwei Scorerpunkte mehr. Und war für das Spiel der Westdeutschen ingesamt wichtiger, als zuvor bei den Rothosen.
Doch insgesamt betrachtete man ihn nach seiner Rückkehr aus dem Pott in Hamburg eher mit Skepsis. Auch der traditionellen Ungeduld im Verein und seinem Umfeld geschuldet. Doch wie schon sein Neu-Coach Daniel Thioune es zum neuen Vereinsmotto erhoben hat: "Machen, nicht reden!" Und Wintzheimer "machte": Das 1:1 gegen den dänischen Klub Randers (1:2), den 2:3-Anschlusstreffer gegen den VfB Stuttgart - und das starke 1:0 gegen den holländischen Spitzenklub Feyenoord.
Vor allem dieser letzte Treffer ließ sogar mich, an einem trägen Freitagnachmittag, vor Begeisterung aus dem Sessel schnellen. Bei diesem Tor war der absolute Wille, den Ball reinzumachen, zu erkennen. Mit guter Physis hielt er sich den störenden Abwehrspieler vom Leib und schloss auch noch eiskalt ab. Ein Tor eines echten Mittelstürmers. Aber Wintzi kann eben halt noch mehr. Bindet sich aktiver und besser ins kombinative Offensivspiel der Hanseaten ein als ein mehr statisch und zentral agierender Hinterseer.
Sportdirektor Mutzel: "Manuel ist in Bochum erwachsen geworden!"
Keine Frage: Die Leihe zum VfL hat sich für den HSV, Stand heute, voll ausgezahlt. Und beweist einmal mehr, dass man mit jungen Spielern auch einfach mal Geduld haben muss. "Er zeigt", so Mutzel weiter, "was eine Ausleihe bewirken kann. Manuel ist in Bochum erwachsen geworden. Er ist stabil, druckresistent und mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein zurückgekommen."
Und deshalb kann er dem bevorstehenden Pokal-Hit (übrigens vor der in Deutschland zur Zeit größtmöglichen Kulisse von 10.000 Zuschauern) in Dresden mit Gelassenheit entgegensehen. Spielen, davon kann man stark ausgehen, wird er nämlich auf jeden Fall.