HSV plant auch in der kommenden Saison mit Dudziak und Leibold!
Von Guido Müller
Eine Woche ist Daniel Thioune jetzt beim Hamburger SV als Cheftrainer im Amt. Nach den ersten Tagen rund um seine Vorstellung beim Traditionsklub hatte er eigentlich geplant, in den Urlaub zu fahren. Ohne vorher mit seinen neuen Schützlingen zu sprechen. Doch bei Jeremy Dudziak machte der neue HSV-Coach eine Ausnahme.
Denn zusammen mit Sonny Kittel scheint sich Dudziak als zentrale Figur in seinem Konzept herauszukristallisieren. Tatsächlich benannte Thioune vor allem diese beiden Offensivspieler, als er zu seinen groben personellen Plänen in Hamburg befragt wurde. Und nutzte noch vor seinem Urlaub die Gelegenheit, auf eine seiner Korsettstangen für die kommende Spielzeit mit Überzeugungsarbeit einzuwirken.
Noch keine Angebote für Dudziak - was will der Spieler?
Denn: Dudziak besitzt eine Ausstiegsklausel. Der kicker will sogar wissen, dass diese, angeblich in Höhe von zwei Millionen Euro, nur noch bis zur Mitte dieser Woche Bestand hat. Zwar gab es lose Interessensbekundungen seitens des VfL Wolfsburg. Aber eben noch kein konkretes Angebot. Und fast noch wichtiger: auch der Spieler selbst soll bislang nicht mit einem Wechselwunsch an die Hamburger Offiziellen herangetreten sein.
Beim HSV spielt Dudziak da, wo er sich am wohlsten fühlt
Gut möglich, dass auch Dudziak selbst erkannt hat, was er an seinem momentanen Arbeitgeber hat. Der hat ihn nämlich, in Person des damaligen Chef-Trainers Dieter Hecking, mehr oder weniger aus der Versenkung zurück ins Rampenlicht geholt. Und ihn dort aufgestellt, wo sich der Deutsch-Tunesier am wohlsten fühlt: im zentralen offensiven Mittelfeld. Bei seiner vorherigen Station, dem Stadtrivalen FC St.Pauli, durfte er dort nur selten agieren. Überhaupt war er beim Kiez-Klub eher der Allrounder, den man überall aufstellen konnte: rechte defensive Außenbahn, linke defensive Außenbahn, defensives zentrales Mittelfeld - ja sogar als Mittelstürmer wurde Dudziak bei den Braunen eingesetzt.
Für einen Fußballer ist es kein unerhebliches Kriterium, auf der Position spielen zu können, auf der er sich am wohlsten fühlt. Zumal es am Ende auch meistens der Mannschaft selbst zugute kommt. Insgesamt hat Dudziak schon mehr als angedeutet, wie wertvoll er für den HSV noch werden kann. In 28 Spielen gelangen ihm drei Tore und zwei Vorlagen. Das liest sich nicht wirklich schlecht, zeigt aber auch, dass noch reichlich Luft nach oben ist. Wie auch Sportvorstand Jonas Boldt in seinem Fazit durchschimmern lässt: "Jerry war im vergangenen Sommer ein guter Transfer für den HSV. Er kann für uns ein ganz wichtiger Spieler sein und auf seinen bislang gezeigten Leistungen sicher noch aufbauen."
Tatsächlich war es bisweilen eine Augenweide, Dudziak dabei zuzusehen, mit welcher spielerischer Eleganz er sich auch aus schwierigen Situationen herauszuhelfen wusste. Rein spielerisch und vom technischen Vermögen her, gibt es mit Sonny Kittel und Aaron Hunt nur noch zwei vergleichbare Spieler im Team. Doch ist am Ende auch Dudziak mitsamt der restlichen Mannschaft untergegangen. Aber das nur nebenbei.
Der Blick soll jetzt nach vorne gerichtet sein. Ohne dabei natürlich die Gründe für das abermalige Scheitern aus den Augen zu verlieren. Und diese Zukunft soll mit Dudziak angegangen werden. Boldt zeigt sich jedenfalls optimistisch, dass das Gespräch seines neu installierten Trainers mit Dudziak die entsprechenden Früchte trägt: "Er weiß, wie er Jerry greifen kann, und hat ihm eine Perspektive aufgezeigt." Bis zum Mittwoch wird man sich rund um den Volkspark jedoch noch gedulden müssen.
Bei Leibold hat der HSV das Heft des Handelns in der Hand
Bei einem weiteren Leistungsträger der vergangenen Spielzeit dürften sich die Wechselgerüchte wohl noch eine ganze Weile halten. Top-Vorlagengeber Tim Leibold (16 Vorlagen!) soll bereits das Interesse seines früheren Klubs VfB Stuttgart geweckt haben. Auch der Spieler bekundete kleinlaut, sich eine Rückkehr vorstellen zu können. Doch im Gegensatz zu Dudziak gibt es in Leibolds Vertrag offenbar keine Ausstiegsklausel. Der HSV hat somit das Heft des Handelns in der Hand. Und plant auch gar nicht, den Linksverteidiger abzugeben.
Allein wirtschaftliche Gründe könnten zu einem Umdenken führen. Doch entsprechend würde sich der Klub auch einen Weggang des Spielers bezahlen lassen. Unter sieben Millionen Euro - um meinerseits mal eine Zahl in den Raum zu werfen- sollte da eigentlich nichts gehen. Zumal gleichwertiger Ersatz ja auch nicht auf den Bäumen wächst. Und gerade der Markt für Linksverteidiger (für Linksfüße allgemein!) ist ein knapperer als der von Rechtsverteidigern (oder Rechtsfüßen) - und somit auch ein teurerer. Nicht umsonst hat Leibolds Vorgänger, Douglas Santos, im letzten Jahr satte zwölf Millionen Euro in die Kassen der Hamburger gespült. Und einen Substanzverlust hab ich in der abgelaufenen Saison, zumindest auf der linken defensiven Außenbahn, nicht feststellen können.