HSV nutzt VAR-Spektakel zum vierten Sieg in Folge - die Kritik zum Spiel

Jubeltraube - Bakery Jatta besorgte den 3:1-Endstand
Jubeltraube - Bakery Jatta besorgte den 3:1-Endstand / Martin Rose/Getty Images
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Ein gelungener Start in das Jahr 2021 - der Hamburger Sport-Verein schlägt den SSV Jahn Regensburg mit 3:1 und fährt damit den vierten Sieg in Folge ein. Besonders beschäftigt war der VAR, der unzählige Male eingreifen musste, aber fehlerfrei blieb. David Kinsombi, natürlich Simon Terodde und ein erneut bärenstarker Bakery Jatta katapultieren den HSV zurück an die Spitze der 2. Bundesliga. Die Kritiken zum Spiel:

Das neue Jahr beginnt, wie das alte aufhörte - mit erfreulichen Nachrichten für den Hamburger SV, der nach dem Jahreswechsel nicht selten vor gehörigen Problemen stand.
In einer offenen Partie versteckten sich die Gäste aus Regensburg allerdings kaum. Hoch wurde der HSV angelaufen, um das Aufbauspiel der Hausherren zu stören, was in der Anfangsphase auch gelang.

Kinsombi sorgt für die Pausenführung - zwei Scorer als Brustlöser?

In der 21. Minute war es jedoch David Kinsombi, der einen tollen Angriff des HSV mit dem 1:0 veredelte. Besonders schön an diesem Treffer war die Vorarbeit, die aus einer Co-Produktion von Jeremy Dudziak und Tim Leibold im entscheidenden Pass mündete.

In der Folge waren die Hanseaten um Struktur im eigenen Spiel bemüht, eine einzige Unsicherheit reichte jedoch erneut, um den Spielstand zu egalisieren. Sven Ulreich klärte das Spielgerät zu unsauber in die Beine des Gegners. Der Jahn nutzte das Durcheinander in der Hintermannschaft der Rothosen sofort zum Ausgleich - ein vermeidbarer Treffer aus Sicht des HSV, der wie so oft aus einer weniger souveränen Aufbauaktion resultierte.

das Tor zum 2:1 - Terodde trifft nach Kinsombi-Vorlage
das Tor zum 2:1 - Terodde trifft nach Kinsombi-Vorlage / Martin Rose/Getty Images

Der HSV wäre aber nicht der HSV, wenn nicht sofort eine Antwort käme. Top-Torjäger Simon Terodde nutzte einen hart erarbeiteten Ball von David Kinsombi zur erneuten Führung, die für mächtig Gesprächsbedarf auf Seiten des SSV sorgte. Nach Kontrolle durch den VAR wurde der Treffer allerdings berechtigterweise gegeben, denn das Leder war frei und nicht durch den Gästekeeper gesichert, weshalb sich David Kinsombi über seine zweite Torbeteiligung freuen durfte - ein Lichtblick für den Mittelfeldmann, der lange seiner guten Form nachtrauerte.

Jatta macht den Deckel drauf - VAR-Glück für den HSV

Nach dem Seitenwechsel agierten die Hamburger weiter frisch und bissig. Für Gefahr sorgten vor allem sauber ausgespielte Konter, vorerst jedoch ohne weiteren Effekt auf der Anzeigetafel verblieben. Besonders das Kombinationsspiel funktionierte überwiegend sehr flüssig.

Für die Entscheidung in er 60. Minute sorgte ein Mann, der schon im letzten Spiel vor der Weihnachtspause glänzte: Bakery Jatta. Der Gambier verwandelte nach tollem Pass von Tim Leibold zum 3:1-Endstand und krönte damit einen weiteren bärenstarken Auftritt mit seinem zweiten Tor in Folge. Kapitän Tim Leibold scheint zurück in die Spur zu finden, der 27-Jährige erntete zwei Torvorlagen und scheint damit langsam wieder auf den Assist-Geschmack gekommen zu sein.

Zwar scheint das Ergebnis relativ deutlich - der HSV hatte allerdings Glück, dass der Videoschiedsrichter in den entscheidenden Aktionen eingriff. Regensburg erzielte im zweiten Spielabschnitt zwei Treffer und ließ die Hintermannschaft der Rautenträger dabei nicht unbedingt gut aussehen. Regelkonform wurden jedoch beide Tore aberkannt und so konnten sich die Schützlinge von Daniel Thioune über einen erfolgreichen Start ins Pflichtspieljahr, den vierten Sieg in Folge und die Tabellenführung freuen.


Die Bewertung der Mannschaftsteile

1. Tor

in dieser Aktion rettete Sven Ulreich in letzter Sekunde
in dieser Aktion rettete Sven Ulreich in letzter Sekunde / Martin Rose/Getty Images

Sven Ulreich sah nicht immer gut aus. Der 32-Jährige musste insgesamt dreimal hinter sich greifen. Zwar zählte im Endeffekt nur ein Gegentreffer, auch bei den aberkannten Toren wirkte der ehemalige Nationaltorhüter nicht unbedingt souverän.

Dem 1:1-Ausgleich ging ein unsauberer Pass der Torhüters voraus - halbhoch durch die Mitte war selten eine gute Lösung.

Nach mehr oder weniger harmlosen Überprüfungen der Fähigkeiten des ehemaligen Nationalspielers musste "Ulle" in der 2. Halbzeit den Ball noch zweimal aus seinem Kasten holen und sah dabei weniger sicher aus. Das aberkannte 3:2 war zwar nahezu unhaltbar, das zweite aberkannte Tor der Gäste rutschte allerdings durch die Hosenträger des Schlussmannes - glücklicherweise ohne ergebnistechnischen Nachteil.

Ansonsten blieb der HSV-Keeper sicher in der Strafraumbehandlung. Auch die Präsenz und Übersicht blieben über die gesamte Spielzeit gut ausgeprägt und halfen der Hintermannschaft, den Sieg über die Zeit zu bringen. In der 57. Spielminute klärte Ulreich stark und verhinderte somit den Anschlusstreffer, der ausnahmsweise regulär gewesen wäre.

2. Abwehr

zwei wichtige Bestandteile der Defensive - Stephan Ambrosius und Kapitän Tim Leibold
zwei wichtige Bestandteile der Defensive - Stephan Ambrosius und Kapitän Tim Leibold / Martin Rose/Getty Images

Auf den Außen verteidigten Youngster Josha Vagnoman und Kapitän Tim Leibold, in der Mitte bildeten Toni Leistner und Rückkehrer Stephan Ambrosius die letzte Bastion. Besonders wenn die Gäste den Ball flach hielten, war die Abwehr der Hausherren anfällig. Jedes Gegentor resultierte aus einem flachen Spielaufbau der Gäste. Beim 1:1 sahen weder Ambrosius noch Leistner gut aus. Beide Innenverteidiger schafften es nicht, die Kugel zu klären und setzten vergeblich zum Klärungssprung an. In der zweiten Halbzeit war Leistner für Beste nur Geleitschutz. Wenig bedrängt konnte der Verteidiger der Gäste nach langem Laufweg einnetzen. Zum Glück ging dem Treffer ein Foulspiel hervor, weshalb dieser nicht zählte.

In der Luft war das IV-Duo des HSV kaum zu bezwingen. Nahezu jeden Luftkampf konnten die robusten Abwehrmänner für sich entscheiden.
Nichtsdestotrotz funktioniert die Defensivzentrale der Hamburger ohne größere Probleme, was in den vergangenen Jahren schon einige Male anders war. Ambrosius und Leistner: robust, souverän und zweikampfstark.
Besonders im Duell mit dem Eigengewächs des HSV zog der Gegner so gut wie immer den Kürzeren.

Anders sah das Ganze bei Rechtsverteidiger Josha Vagnoman aus. Das Eigengewächs der Rothosen agierte - mal wieder - unsauber, hastig und träge. Wirklich viel will dem U21-Nationalspieler nicht gelingen. Zwar blieb der 20-Jährige ohne größeren Schnitzer, einige Ballverluste muss der schnelle Außenverteidiger jedoch auf seine Kappe nehmen. Auch in der Offensivbewegung gibt es Verbesserungspotenzial. Über die rechte Seite kam kaum ein gefährlicher Vorstoß.

Kapitän Tim Leibold hingegen ließ Erinnerungen an die letzte Saison aufleben. Mit zwei Torvorlagen war der Linksverteidiger einer der entscheidenden Männer seines Teams. Hinzu kommt, dass beide Assists wunderschön herausgespielt wurden. Vor dem 1:1 harmonierten Dudziak und Leibold hervorragend, bevor der Ball bei Torschütze Konsombi landete. Vor dem entscheidenden 3:1 schickte der Kapitän seinen Vordermann, Bakery Jatta, clever. Über die linke Seite strahlte der HSV immer wieder Gefahr aus. Das Dreieck Leibold-Dudziak-Jatta erwies sich als Matchwinner.

3. Mittelfeld

Garanten für den vierten Sieg in Folge - David Kinsombi (li.) und Jeremy Dudziak (re.)
Garanten für den vierten Sieg in Folge - David Kinsombi (li.) und Jeremy Dudziak (re.) / Martin Rose/Getty Images

Für den verletzten Klaus Gjasula rückte Moritz Heyer auf die Position vor die Abwehr. Der ehemalige Osnabrücker erledigte seinen Job wie immer zuverlässig, ohne groß aufzufallen, aber für die auffälligen Aktionen sind auch andere Akteure zuständig. Heyer sollte das Mittelfeld stabilisieren und tat dies auch. An der Leistung des Sommer-Neuzugangs gibt es so gut wie nie etwas auszusetzen.

Sein Partner David Kinsombi erwischte einen Sahnetag. Zwar schien es, als hätte der 25-Jährige anfangs Probleme mit dem Geläuf im Volksparkstadion gehabt, in der 21. Minute sorgte der Deutsch-Kongolese allerdings für die 1:0 Führung - ein wichtiger Treffer für den in der Vergangenheit infrage gestellten Mittelfeldmann. Und damit nicht genug, in der 39. Minute setzte der ehemalige Kieler stark nach und servierte für Simon Terodde, der den Ball aus kurzer Distanz mühelos im Tor der Gäste versenkte.
Für Kinsombi persönlich war das Spiel ein voller Erfolg. An zwei Toren in einem Spiel war der Rechtsfuß lange nicht mehr beteiligt - hoffentlich ein Knotenlöser auf der Suche nach seiner Topform. In der 75. Minute musste "Kinso" allerdings angeschlagen ausgewechselt werden.

Im offensiven Mittelfeld glänzte Jeremy Dudziak als kreativer Spielgestalter. Auch gegen Regensburg wusste der Tunesier immer wieder, seine brillante Technik gewinnbringend einzusetzen. Auch am 1:0 darf sich der 25-Jährige einen großen Anteil anrechnen. Generell besteht immer Gefahr, wenn Dudziak am Ball ist. Seine Fähigkeiten sind außergewöhnlich. Der Kreativkopf des HSV ist ein absoluter Gewinn für seine Mannschaft und ein Garant für die jüngsten Erfolge der Rothosen. Auch gegen Regensburg lieferte "Jerry" eine gute Leistung ab, die er in der ein oder anderen Aktion jedoch noch souveräner abrunden könne. Teilweise wirkte der letzte Impuls etwas überhastet.

4. Sturm

netzte zum fünfzehnten Mal - Simon Terodde (re.)
netzte zum fünfzehnten Mal - Simon Terodde (re.) / Martin Rose/Getty Images

Sonny Kittel war auf der rechten Offensivseite stets bemüht und sorgte oft für Zug zum Tor. Endgültig gelingen wollte dem 27-Jährigen jedoch nicht viel. Gefährlich wurde es über die Kittel-Vagnoman-Seite selten. Generell zählte der Techniker zu den schwächeren Personalien seines Teams, zwingende Aktionen konnte Kittel nicht verzeichnen.

Simon Terodde traf - natürlich. Zwar nicht doppelt, aber mit Saisontor Nummer 15 sorgte der Topstürmer kurz vor der Pause für die wichtige Führung. Nur ein Tor? Ja, leider. Der 32-Jährige hatte die ein oder andere Gelegenheit, sein Torkonto weiter zu füllen - dennoch bleibt der Mittelstürmer eine Faszination. Gegen den Jahn zwar weniger effektiv, aber trotzdem entscheidend für drei Punkte.

Nun der letzte Spieler der Startaufstellung: Bakery Jatta. Und was soll man sagen? Erneut war der Gambier schlichtweg überragend. Ein unglaubliches Laufpensum wurde durch ein sicheres Passspiel und einen unbändigen Torhunger abgerundet. Der 22-Jährige ackerte unaufhörlich und es wurde regelmäßig gefährlich, wenn sich Jatta in der Nähe des Balls befand. Seine tolle Leistung aus dem Spiel in Karlsruhe konnte "Baka" auch in das Jahn-Spiel übertragen. Vorerst scheiterte der Linksfuß zweimal knapp am stark reagierenden Keeper der Gäste, in der 60. Minute traf der pfeilschnelle Flügelstürmer nach tollem Leibold-Pass zum entscheidenden 3:1. Damit kann Bakery Jatta im zweiten Spiel in Folge einen Treffer erzielen, der seinem Team zum Sieg verhilft. In dieser Verfassung gehört der Gambier definitiv zu den Unterschiedsspielern seiner Mannschaft. Es macht einfach nur Spaß, diesem Jatta zuzuschauen - eine bärenstarke Vorstellung.

5. Einwechselspieler

Wechselte fünfmal - Daniel Thioune
Wechselte fünfmal - Daniel Thioune / Martin Rose/Getty Images

Gegen Regensburg schöpfte Daniel Thioune sein gesamtes Wechselkontingent aus. Ab der 75. Spielminute wechselte der Coach fünfmal. Gideon Jung, der nach der Verletzung von Klaus Gjasula doch noch wichtig werden könnte, war der erste, der frisch das Spielfeld betrat. Anschließend kamen Bobby Wood und Aaron Hunt in der 84. Minute, ohne in den letzten Minuten großartig in Erscheinung zu treten. Für die letzten Sekunden des Spiels kamen Manuel Wintzheimer und Youngster Ogechika Heil, der seine ersten Minuten als Profi sammeln durfte - ein kurzes, aber erfreuliches Debüt für den 20-Jährigen, der seit 2016 für die Rothosen am Ball ist und in der Regionalliga zu den Schlüsselspielern zählt. Möglicherweise der Startschuss für eine verheißungsvolle Profi-Karriere.

6. Unser Man of the Match: Bakery Jatta

gewinnbringendes Duo - Bakery Jatta (li.) und Tim Leibold (re.)
gewinnbringendes Duo - Bakery Jatta (li.) und Tim Leibold (re.) / Martin Rose/Getty Images

Zum zweiten Mal in Folge kann in dieser Kategorie nur ein Name fallen: Bakery Jatta. Wie schon in Karlsruhe strotzte der 22-Jährige vor Spielfreude. Sein unbändiger Einsatz scheint dem Gambier im wahrsten Sinne des Wortes zu beflügeln. Unaufhaltsam raste der Flügelstürmer seine Seite rauf und runter. Regelmäßig war Jatta an gefährlichen Offensivaktionen beteiligt und profitierte vor allem von seinem Hintermann, Tim Leibold, der zu einem kongenialen Partner von "Baka" avanciert.
Was Bakery Jatta zusätzlich auszeichnete: Der Gambier versprühte einen unglaublichen Torhunger. Jede Annäherung an das Tor der Gäste war brandgefährlich. Doppelt musste Regensburg-Schlussmann Meyer in letzter Sekunde entschärfen, sonst hätte Jatta mehrfach treffen können.

In der 60. Minute markierte der Gambier schließlich sein zweites Saisontor, nachdem er sich stark gegen seinen Gegenspieler durchsetzen konnte.
Ein Bakery Jatta in dieser Verfassung gehört zu den größten Waffen seines Teams. Es bleibt zu hoffen, dass "Baka" seine überragende Form weiter beibehält. Man mag sich kaum ausmalen, was dann noch möglich wäre, momentan scheint Jatta nicht zu stoppen zu sein.

Die Huldigung des Bakery Jatta soll allerdings nicht die Auftritte von David Kinsombi und Tim Leibold schmälern, die jeweils an zwei Toren direkt beteiligt waren - Jatta setzte dem Ganzen jedoch die Krone auf.


Ein gelungener Pflichtspielstart im neuen Jahr für den Hamburger Sport-Verein. Letztendlich war der 3:1-Sieg gegen den SSV Jahn Regensburg nach VAR-Party völlig verdient. Das Team präsentierte größtenteils eine gute Leistung mit toll herausgespielten Toren und einem Trio, das den Unterschied machte. Am kommenden Samstag reist der HSV nach Franken, um sich mit Ex-Trainer Dieter Hecking und dem 1. FC Nürnberg zu messen - der nächste Brocken auf dem Weg in ein gutes Fußballjahr 2021, das vielversprechend begann.