HSV-Youngster Oppermann hält Sieg gegen Silkeborg fest - Walter sieht "Licht und Schatten"
Von Guido Müller
Mit 1:0 hat der Hamburger SV sein vorletztes Testspiel vor dem Zweitliga-Auftakt (bei Schalke 04 am 23. Juli) gegen den dänischen Erstliga-Klub Silkeborg IF gewonnen. Somit blieb er auch im dritten Vorbereitungsmatch auf die neue Saison ungeschlagen.
Den Älteren unter den Hamburger Fans dürfte der Name des heutigen Gegners noch ein Begriff sein. Denn bei dem 1917 gegründeten Klub aus der Region Midtjylland startete die dänische HSV-Legende Lars Bastrup im Jahr 1973 seine Karriere.
Lang, lang ist's her. Im Hier und Jetzt hat Silkeborg dem HSV sogar etwas voraus: in der vergangenen Saison gelang den Dänen die Rückkehr in die Superligaen, der höchsten Liga des Landes.
Ein sportliches Ziel, das sich die Rothosen auch im vierten Zweitliga-Jahr (wenn auch etwas weniger offensiv und lautstark) wieder auf die Fahnen geschrieben haben.
Den Weg dahin soll ein neuer Ansatz unter Neu-Coach Tim Walter ebnen. "Walterball" nannte dies das Fußball-Magazin 11Freunde einst, als der 45-Jährige noch die Geschicke von Holstein Kiel und später des VfB Stuttgart leitete.
Neues System noch mit Startproblemen
Die Idee dahinter ist so simpel wie gleichzeitig anspruchsvoll. Vor allem körperlich. Denn im Walter'schen System herrscht ständige Bewegung. Permanente Positionswechsel in allen Mannschaftsteilen sollen den Gegner verwirren.
Ein solches System kann natürlich nur funktionieren, wenn alle elf Spieler (dem Torwart kommt dabei eine nicht unwesentliche Rolle zu) sich strikt an die Vorgaben halten. Physische Stärke und enorme Laufbereitschaft sind dabei die Grundvoraussetzungen für den Erfolg.
Dass ein solcher Paradigmen-Wechsel nicht reibungslos verläuft, war allen Verantwortlichen vorher klar. Auffällig in den bisherigen Testspielen war eine relative Anfälligkeit bei schnellen Kontern des Gegners.
Dies ist neben dem riskanten System natürlich auch einer immer noch fehlenden Abstimmung geschuldet. Immerhin kamen bisher schon sechs Neuzugänge zum HSV.
Gegen die Dänen starteten die Hamburger mit Nachwuchsmann Leo Oppermann im Tor. Der 19-Jährige, der im vergangenen Jahr von Union Berlin für die Zweite Mannschaft des HSV verpflichtet wurde, machte seinen Job mehr als ordentlich.
Schon zum Ende der ersten Halbzeit konnte der Youngster einige brenzlige Situationen vor seinem Tor entschärfen - und äußerte dabei mehr als einmal lautstark seinen Unmut über die defensiven Schwächen seiner Vorderleute.
Jatta beim Elfmeter eiskalt
Die zeigten sich im zweiten Durchgang (und nach mehreren Wechseln) defensiv etwas konzentrierter - und gingen quasi mit der ersten Aktion nach Wiederanpfiff in Führung. Bakery Jatta war elfmeterreif gefoult worden und verwandelte anschließend höchstselbst.
Am Ende steht ein schmuckloser 1:0-Sieg - und die Erkenntnis, dass die noch verbleibenden elf Tage bis zum Saisonauftakt auf Schalke sicherlich nötig sind, um die erwähnten Abstimmungsprobleme zu beheben, die auch schon in den Testspielen zuvor gegen Wacker Innsbruck (1:0) und Augsburg (2:2) sichtbar waren.
"Ich habe Licht und Schatten gesehen. Letzte Woche waren wir gefühlt schon viel, viel weiter", bilanzierte Walter im Anschluss gegenüber dem kicker, gab aber auch zu: "Natürlich muss ich Abstriche machen. Sonntag haben die Jungs zwei überragende Trainingseinheiten absolviert, sie waren müde."
Erobert sich David einen Platz in der ersten Elf?
Hoffnungsvoll stimmt hingegen die gute Frühform von Jonas David, der heute im zweiten Durchgang zum Einsatz kam. In der jetzigen Form jedenfalls ist der 21-Jährige, der vor Wochen noch als fester Kandidat für eine neuerliche Leihe galt, ein ernsthafter Anwärter auf einen Platz in der Startelf beim Liga-Auftakt gegen die Knappen.
Positiv sind auch die Eindrücke, die der Finne Anssi Suhonen (20) in der bisherigen Vorbereitungsphase hinterlassen hat. Von den Neuzugängen konnten sich wiederum Jonas Meffert, Sebastian Schonlau, Ludovit Reis und - bei seiner heutigen Premiere für den HSV- Robert Glatzel empfehlen.
Der jüngste Neuzugang der Hanseaten, der Däne Mikkel Kaufmann, konnte hingegen sein Können noch nicht zeigen. Seine Premiere ist für den kommenden Samstag vorgesehen, wenn der HSV zum letzten ernsthaften Test den Schweizer Top-Klub FC Basel im Volkspark empfängt.