Glatzels guter Start beim HSV - nur Terodde war besser!
Von Guido Müller
Es gibt sicherlich einfachere Missionen, als den historischen Top-Torjäger der Zweiten Liga vergessen zu machen. Doch HSV-Stürmer Robert Glatzel ist auf bestem Wege dahin.
Wobei: vergessen machen war gar nicht der Auftrag an den 28-Jährigen, als ihn der HSV in diesem Sommer von Cardiff City verpflichtete. Wie könnte man auch einfach so einfordern, praktisch in jedem Spiel zu treffen?
Terodde in anderen Dimensionen
So wie es Simon Terodde in der vergangenen Spielzeit zumindest bis zur Winterpause in schöner Regelmäßigkeit getan hatte. 17 Spiele, 17 Tore. So sah seine HSV-Bilanz nach der Hinserie aus. Eine sagenhafte Quote. Nach acht Spieltagen lag er übrigens schon bei neun Toren zuzüglich einer Vorlage.
Doch ging am Ende auch der Mittelstürmer zusammen mit dem ganzen Team in der Rückrunde unter. Dort traf Terodde nämlich "nur" noch sieben Mal.
Glatzels Zahlen sind nicht ganz so spektakulär - aber an objektiven Maßstäben gemessen immer noch sehr gut: nach acht Liga-Spielen stehen für ihn bereits fünf Treffer zu Buche. Besser war zu Zweitliga-Zeiten eben nur der aktuelle Schalke-Stürmer.
Lasogga ebenfalls mit 5 Toren nach 8 Spieltagen - verteilt auf zwei Matches
In der Saison 2018/19 gingen die Rothosen mit Pierre-Michel Lasogga als Stoßstürmer ins Rennen. Nach acht Spieltagen lag der bullige Angreifer, genau wie Glatzel, bei fünf Toren (und einem Assist).
Diese Handvoll Tore waren jedoch auf lediglich zwei Heimspiele verteilt, in denen Lasogga einen Doppelpack (gegen Arminia) sowie einen Dreierpack (gegen Heidenheim) schnüren konnte, während Glatzel seine fünf Tore auf immerhin vier Spiele streuen konnte.
Darunter der für HSV-Fans so eminent wichtige Sieg beim Nordrivalen Werder Bremen, gegen den HSV-Tore von der Emotion her bekanntlich doppelt gezählt werden.
Am Saisonende hatte Lasogga insgesamt 13 Mal getroffen. Eine Zahl, die Glatzel, wenn er seine derzeitige Treffsicherheit beibehält, durchaus schon vor dem 34. Spieltag erreicht haben könnte.
In der zweiten Spielzeit im Unterhaus, Lasogga war mittlerweile buchstäblich in die Wüste gegangen, versuchten es die Hanseaten mit Lukas Hinterseer als Mittelstürmer.
Terodde traf in einer Halbserie fast so oft wie Hinterseer und Pohjanpalo zusammen in einer Saison!
Der Österreicher stand nach den ersten acht Spielen bei gerade mal drei eigenen Treffer, konnte aber auch schon zwei Assistpunkte vorweisen. Im Gegensatz zu Glatzel, der sich als Vorlagengeber noch nicht auszeichnen konnte.
In der Rückrunde kam Hinterseer zu deutlich weniger Einsatzzeiten, weil ihm in der Winterpause der Finne Joel Pohjanpalo (Leihgabe von Bayer Leverkusen) vor die Nase gesetzt wurde und dieser auch fleißig traf (9 Treffer in 14 Spielen). In der Gesamtbilanz lag Hinterseer am Ende der Saison 2019/20 bei überschaubaren neun Treffern (und drei Assists) in 29 Spielen.
Vergleicht man also alle bisherigen Saisonstarts des HSV in der Zweiten Liga, zeigt sich, dass nach acht gespielten Runden lediglich das Tor-Monster namens Terodde erfolgreicher war als Glatzel. Schämen muss sich der Münchener dafür allerdings keinesfalls.
Und, by the way: aufgestiegen ist der HSV bekanntlich in keiner der drei komplett gespielten Zweitliga-Saisons. Weder mit Lasogga, noch mit Hinterseer (und Pohjanpalo) und auch nicht mit Terodde.
Vielleicht kann Glatzel ja seine Vorgänger diesbezüglich im Mai kommenden Jahres übertrumpfen. Dafür würde man in Hamburg sicherlich auch eine etwas schwächere Torquote in Kauf nehmen.