HSV kriegt Kopfballschwäche nicht in den Griff: Was spricht eigentlich gegen Papadopoulos?

Noch bis zum 30. Juni beim HSV unter Vetrag: Kyriakos Papadopoulos
Noch bis zum 30. Juni beim HSV unter Vetrag: Kyriakos Papadopoulos / TF-Images/Getty Images
facebooktwitterreddit

Jetzt ist es also rum - das erste Fußball-Wochenende seit der Verkündung der Pandemieschutz-Regeln. Zweieinhalb Monate haben die Fans hierzulande darauf warten müssen. Als HSV-Fan jedoch kann man sich auch gleich schon wieder etwas ironisch fragen: war die fußballlose Zeit nicht irgendwie doch besser?

Denn eigentlich fehlte heute morgen nur der Song "I got you Babe" von Sonny & Cher. Dann wäre die Illusion, einen Film nachzuerleben, noch auf dramatische Art gesteigert worden. Vielleicht lief er ja auch. Aber ich hatte einfach keine Lust auf programmierte gute Laune und ließ das Radio heute ausgeschaltet. Zu sehr hing mir der blöde Ausgleich in Fürth noch in den Kleidern.

Alles war anders beim Neustart - nur nicht die wacklige HSV-Abwehr!

Alles wie gehabt also, bei meinem HSV. Daran kann selbst Corona nichts ändern. Auch am Sonntag, im Fürther Ronhof, war man - eigentlich! - die bessere Mannschaft. Doch alles Talent und alle Qualität sind nichts, wenn hinter ihnen nicht auch die entsprechende Einstellung steht. Damit mich keiner missversteht: der sonntägliche Vortrag der Rothosen im Frankenland, die etwas zähen ersten zwanzig Minuten mal ausgeblendet, war sogar über weite Strecke ansprechend. Aber wie so oft fehlte der Mannschaft die letzte Galligkeit. Dieser unbedingte Wille, ein Spiel unter allen Umständen siegreich nach Hause zu bringen.

Wie heißt es so schön: manchmal Glück ist Glück! Aber immer Glück - ist Können. Ins negative umgemünzt: manchmal Pech ist Pech. Aber immer Pech ist dann einfach auch ein Stück weit Unvermögen. Ohne auf für die meisten HSV-Fans viel traumatischere Niederlagen (wie z.B. gegen den Stadtrivalen) einzugehen: mit dem Spiel in Fürth summieren sich die Partien des HSV, in denen er bis kurz vor Ende führte, um am Ende doch noch zwei Punkte wegzuschenken, auf mittlerweile drei. Das Vorrunden-Spiel in Regensburg war sogar ein Abziehbild des gestrigen Matches. 0:1-Rückstand des Gastgebers überzeugend gedreht - doch sich am Ende wieder nicht mit einem Dreier belohnt. Nach Regensburg liefen auch die Spiele in Wiesbaden (Gegentreffer zum 1:1 in der Nachspielzeit) und gestern in Fürth nach diesem Schema. Immer wieder Pech?

...und (wöchentlich) grüßt das späte Gegentor!
...und (wöchentlich) grüßt das späte Gegentor! / Alexander Hassenstein/Getty Images

Klares Nein! Und wenn man genau hinguckt, sieht man, dass der HSV seine defensive Kopfballschwäche immer noch nicht in den Griff gekriegt hat. Abhilfe diesbezüglich sollte eigentlich die Verpflichtung von Ewerton im vergangenen Sommer schaffen. Spiel- und kopfballstark sei er, so sein Befürworter Dieter Hecking damals. Doch der Brasilianer hat sich mittlerweile als fulminanter Fehlgriff erwiesen - und fällt jetzt womöglich sowieso für den Rest der Saison aus. Nochmal zur Erinnerung: in den drei erwähnten Spielen fiel immer mindestens ein Gegentor nach einer Ecke für den Gegner. In Regensburg patzte Heuer Fernandes mit einer schlechten Faustabwehr, in Wiesbaden stand auf einmal Törless Knöll blank im Strafraum und am Sonntag sorgte der Eckstoß in der vierten Minute der Nachspielzeit ebenfalls für heilloses Chaos in der HSV-Verteidigung.

Über Papa sollte man zumindest mal nachdenken

Und genau deshalb muss die Frage erlaubt sein: warum nicht einfach mal über eine Rückhol-Aktion des Griechen nachdenken? Ja, ich meine tatsächlich Kyriakos Papadopoulos. Der ist ja immer noch beim HSV unter Vertrag (bis zum Sommer). Und kassiert dafür auch weiterhin gutes Geld. Wäre es nicht ratsamer, dieses Kapital sportlich gewinnbringend für die Mannschaft einzusetzen? Einen Autoritätsverlust müsste Hecking dadurch in meinen Augen nicht befürchten. Schließlich erfordern ungewöhnliche Umstände bisweilen auch ungewöhnliche Maßnahmen. Ersatz wird für Ewerton nämlich nur schwer zu beschaffen sein. Die Transferfenster für diese Spielzeit sind geschlossen.

Papadopoulos jedenfalls hält sich seit seiner Degradierung bei der Regionalliga-Mannschaft des HSV fit. Zur Zeit ruht zwar auch da der Spielbetrieb, doch wer den ehrgeizigen Griechen kennt, weiß, dass er sich während der Corona-Pause auch selbständig in Form gehalten hat. Immerhin will er im Sommer ja einen neuen Verein finden. Und mit 28 Jahren befindet er sich ja auch noch im besten Fußballer-Alter.

Und auch eine Störung des Gruppenfriedens wäre bei einer Rückkehr des Griechen in den Profi-Kader nicht zu befürchten. Bei seinen Mannschaftskameraden genoss der Abwehrrecke stets volle Anerkennung, nicht zuletzt ob seiner meist tadellosen Einstellung.

Bevor man nun also sehenden Auges auf den Abwehr-GAU zusteuert und sich weiterhin Woche für Woche Treffer nach Standards fängt (mir graut schon vor den Hühnen bei der Arminina am nächsten Sonntag!), sollte man vielleicht mal über seinen Schatten springen und dem Aussortierten noch mal eine Chance geben. Schlechter als seine Kollegen gestern in der 94. Minute hätte auch Papadopoulos sicher nicht verteidigt.