HSV setzt sich nach 3:0 gegen Ingolstadt in der Tabellenspitze fest
Von Guido Müller
Das vermeintlich schwerste Spiel der bisherigen Saison - der Hamburger SV hat es, mit ein paar kleinen Wacklern, am Ende dann doch überzeugend bewältigt und den Tabellenletzten FC Ingolstadt mit 3:0 geschlagen.
Nach der rundum überzeugenden Vorstellung vor einer Woche gegen den damaligen Tabellenzweiten aus Regensburg (4:1) war natürlich klar, dass das Spiel gegen das Tabellenschlusslicht aus der Audi-Stadt eine ganz andere Nummer werden würde.
Schleppender Beginn - dann trifft plötzlich Alidou!
Dementsprechend schleppend lief die Partie zunächst auch an. Das Aufbauspiel fand in den ersten Minuten praktisch ausschließlich über Keeper Johansson statt, was wiederum zu einem zu statischen Spiel der Hausherren führte.
Als die Hamburger sich gerade etwas einzugrooven begannen, kamen sie auch gleich, wenn auch zu diesem Zeitpunkt etwas überraschend, zur frühen Führung. Es war ein Tor der jugendlichen Unbekümmertheit.
Wie der 20-jährige Faride Alidou im Strafraum zunächst Antonitsch aussteigen ließ und dann beherzt abschloss, war absolut sehenswert. Und dürfte der sportlichen Führung ein paar neue Sorgenfalten auf die Stirn getrieben haben.
Denn die vom Klub angestrebte Vertragsverlängerung mit dem shooting star ist immer noch nicht durch - und mit seinem zweiten Tor nacheinander hat sich Alidou noch ein Stück interessanter für die zahlungskräftigen Interessenten aus der Bundesliga gemacht.
Zu passiv nach der frühen Führung
Im Gegensatz zur Vorwoche kassierten die Hamburger diesmal nicht postwendend den Ausgleich - fanden nach der Führung aber trotzdem nicht zur der Leichtigkeit in ihrem Spiel wie noch gegen den Jahn.
In einer Phase um die Mitte der ersten Halbzeit war es in ein, zwei Situationen vor allem dem Gegner geschuldet, dass dessen vielversprechende Angriffe nicht konsequent genug zu Ende gespielt wurden.
Ausgerechnet Ex-HSVer Maximilian Beister sorgte zweimal durch unnötige Abseitsstellungen dafür, dass sich sein Team nicht gefährlich vors Tor der Hamburger kamen.
Jattas acht wilde Minuten
Der kurzen Drangphase der Ingolstädter folgten dann die acht verrückten Jatta-Minuten. In der 32. Minute konnte er einen fast senkrecht runterfallenden Mond-Ball aus 10 Metern nicht aufs Tor bringen, eine Minute später scheiterte er mit einem Flachschuss an FCI-Keeper Buntic.
Doch statt sich über die vergebenen Chancen einen Kopf zu machen, hielt er fünf Minuten später bei einer Ecke von Kittel selbigen einfach hin und stellte auf das viel umjubelte 2:0, mit dem es in die Kabinen ging.
Groß verändern sollte sich das Panorama auch in Durchgang zwei nicht. Der HSV kontrollierte weitgehend das Geschehen, während die Ingolstädter über gute Ansätze (wie z.B. im Zweikampfverhalten, das sie heute mit 60 zu 40 Prozent für sich entscheiden konnten) nicht hinaus kamen.
Drei Weckrufe - bis Wintzheimer endlich den Deckel draufmacht
Dennoch trieb es der HSV, erneut Mitte der zweiten Halbzeit, etwas zu bunt mit der abwartenden Spielweise und erlaubte den Gästen zwischen der 69. und 87. einige gute Chancen.
Doch entweder war der erneut sehr souverän wirkende Hamburger Schlussmann Johansson zur Stelle (wie bei der Gebauer-Chance in der 69. Minute), oder ein erneut fehlerloser Vuskovic rettete (75.) oder die Latte spielte mit (wie bei Kayas Schuss an die Unterlatte in der 87.).
Just zu dem Zeitpunkt, als man als Fan der Rothosen eigentlich nur noch auf den Gegentreffer wartete, machte der HSV dann den Sack nach einem Konter zu. Suhonen hatte auf den blank stehenden Wintzheimer gepasst, der mit einem trockenen Schuss ins lange Eck Buntic keine Chance ließ.
Erneut eine Co-Produktion zweier eingewechselter Spieler. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Tim Walter scheint ein Gespür dafür zu haben, wann es Zeit für personelle Veränderungen ist.
Mit dem zweiten Sieg in Folge (was dem HSV in dieser Spielzeit nur Mitte September gelang, als Sandhausen und Werder geschlagen werden konnte) setzt sich der Dino erst einmal im oberen Drittel der Tabelle fest und muss am kommenden Sonntag bei den kriselnden Hannoveranern ran.
Einzelkritik: Die Noten der HSV-Spieler:
Marko Johansson: In den ersten Minuten ging fast jeder Angriff über ihn, was eigentlich nicht Sinn der Sache ist. Zum Glück verfügt der Schwede über ein gutes Passspiel. Dass er dazu auch noch ein guter Keeper ist, bewies er heute einige Male. Note: 2
Sebastian Schonlau: Schien sich heute den Spielaufbau betreffend etwas auf seinen Keeper zu verlassen. In den Zweikämpfen gewohnt stark und zuverlässig, hielt der Kapitän den Defensivverbund der Hanseaten meistens gut zusammen. Note: 2,5
Mario Vuskovic: Kommt immer mehr ins Rollen - und dürfte Jonas David die Rückkehr ins Team schwer machen. Auch heute wieder mit einigen starken Blocks gegen gegnerische Torschüsse. Zudem auch immer mal wieder mit gekonnten Diagonalbällen auf die Außen. Note: 2
Moritz Heyer: Unauffälliger, aber stets emsiger Lückenstopfer. Über seine Seite kamen die Gäste nicht so zwingend vors Tor, wie auf der von Miro Muheim. Note: 3
Miro Muheim: Der Leibold-Ersatz findet sich immer besser zurecht, hatte heute allerdings auch ein paar Unkonzentriertheiten in seinem Spiel. Gegen bessere Gegner wird sowas dann auch bestraft. Note: 3
Jonas Meffert: Konnte heute nicht so die Akzente im defensiven Mittelfeld setzen. Einige Fehlpässe und schlecht geführte Zweikämpfe ließen die Gäste immer wieder mal gut ins Spiel kommen. Note: 4
Ludovit Reis: In den Zweikämpfen so bissig wie eh und je - doch heute leider mit sehr viel weniger Präzision im Umschaltspiel als noch vor einer Woche. Note: 3
Sonny Kittel: Dass Spiele wie heute nicht zu seinen Lieblingsspielen gehören, weiß man. Dennoch kämpfte sich Kittel nach sehr verhaltenem Beginn nach und nach in die Partie rein und sorgte mit der Ecke zum 2:0 durch Jatta für den bereits 8. Assist in dieser Saison. 8 Assists waren in seinen bisherigen Spielzeiten mit den Rothosen die Höchstmarke - nach 34. Spielen. Note: 3
Bakery Jatta: Wie immer zwischen Genie und Wahnsinn wandelnd. Vogelwilde Flanken mischen sich mit unorthodoxen Sprints und Laufwegen, liegengelassene Großchancen mit starken Aktionen. Heute konnte sich der Gambier endlich mal für den Aufwand belohnen. Obwohl: ein Tor mehr hätte er heute durchaus machen können. Note: 2,5
Robert Glatzel: Das bislang von ihm unauffälligste Spiel, seit er in Hamburg ist. Dennoch bindet er durch sein gutes Kombinationsspiel immer wieder gegnerische Verteidiger und sorgt so für Räume für seine Kollegen. Jetzt darf er aber auch bald mal wieder treffen. Note: 4
Faride Alidou: Momentan läuft´s für den Jungspund. Die laufenden Vertragsverhandlungen scheinen den Youngster eher zu motivieren, denn zu blockieren. Dennoch: die ein, zwei wilden Querpässe im Mittelfeld muss er noch abstellen. Und an der Chancenverwertung kann er auch noch arbeiten. Note: 2
Manuel Wintzheimer: Kam in der 73. für Alidou - und schoss das Tor zum Endstand. Sein erster Treffer in dieser Saison. Note: -
Robin Meißner: Wurde ebenfalls für einen Torschützen (Jatta) eingewechselt und hätte zehn Minuten nach seiner Hereinnahme eigentlich das 3:0 machen müssen. Note: -
Mikkel Kaufmann: Kam für Glatzel, konnte sich aber bis auf die Flanke auf Meißner nicht mehr großartig auszeichnen: Note: -
Anssi Suhonen: Brauchte erneut nicht viel Zeit, um sich nach seiner Einwechslung in der 85. in die Spielstatistik einzutragen. Letzte Woche war es ein Tor, heute die Vorlage zu Wintzis 3:0. Note: -
David Kinsombi: Kam ebenfalls für die letzten fünf Minuten - und trat dabei nicht mehr wesentlich in Erscheinung. Note: -