HSV: Gyamerah bei Walter plötzlich außen vor - Vagnoman meldet Ansprüche an
Von Guido Müller
In seinen bald zweieinhalb Jahren beim Hamburger SV hat Rechtsverteidiger Jan Gyamerah schon einige Hochs und Abs durchlaufen. Doch so schlecht wie derzeit stand es um seine sportliche Situation bei den Hanseaten noch nie. Eine Verlängerung seines im kommenden Sommer auslaufenden Vertrages steht aktuell nicht auf dem Programm.
Denn dafür müsste der 26-Jährige auch mal spielen. Was er seit drei Spielen aber nicht mehr tut. War der gebürtige Berliner an neun der ersten zehn Liga-Spieltage (lediglich beim Heimspiel gegen Darmstadt 98 am vierten Spieltag musste er verletzungsbedingt passen) noch ein Gesetzter auf der rechten Verteidigerposition, spielte er zuletzt in den Plänen von Tim Walter keine Rolle mehr.
Drei Partien in Folge ohne eine einzige Minute Spielzeit - das ist ihm seit seinem ablösefreien Wechsel vom VfL Bochum im Sommer 2019 noch nie passiert. Dabei waren die Vorschusslorbeeren für den Defensivspezialisten groß, als erste Gerüchte über ein Interesse seitens des HSV lautbar wurden.
Für VfL-Legende Peter Neururer war Gyamerah "ein Supertalent"!
Sein Förderer beim VfL, Peter Neururer, unter dem Gyamerah bereits als 17-Jähriger Profiluft schnuppern durfte, pries den Spieler damals als "Supertalent" an, das "laufstark, pfeilschnell, spielintelligent, ballsicher jede Aufgabe erledigt, die sich ihm stellt". (via Hamburger Abendblatt)
Angesichts dieses Potentials konnte Neururer deshalb auch "überhaupt nicht verstehen, dass man den Vertrag nicht rechtzeitig verlängert hat".
Und tatsächlich führte sich Jambo, wie er von allen nur gerufen wird, auch beim Traditionsklub vom Volkspark gut ein. Mit den Rothosen, damals von Dieter Hecking trainiert, eilte er an den ersten fünf Spieltagen der Saison 2019/20 quasi von Sieg zu Sieg (bei einem Remis gegen Darmstadt zum Saisonauftakt).
Horrorverletzung warf Gyamerah weit zurück
Bis eine Horror-Verletzung, zugezogen bei einem Zweikampf im Training, diese dynamische Entwicklung jäh beendete. Wadenbeinbruch! Halbes Jahr Pause. Gyamerah verpasste somit nicht nur sein erstes Hamburger Stadtderby beim FC St. Pauli, sondern in der Folge noch 24 (!) weitere Spiele.
Erst am 30. Spieltag kehrte Gyamerah zurück auf die Spielfelder der 2. Liga. Den Nicht-Aufstieg einer nach der Corona-Unterbrechung immer unsicherer agierenden Mannschaft konnte jedoch auch er nicht mehr verhindern.
Konsolidierung unter Thioune
In der folgenden Saison, unter Daniel Thioune, blieb Jambo das Verletzungspech zunächst treu, doch mit Beginn der Rückrunde, in der er lediglich ein Spiel (erneut und ausgerechnet beim Bruderkampf auf St. Pauli) von der Bank aus verfolgte, schien er seine gesundheitlichen Probleme ein für alle Male hinter sich gelassen zu haben.
Diese positive Entwicklung hielt auch unter Thiounes Nachfolger Tim Walter zunächst an. Bis zum 11. Spieltag. Seitdem scheint Gyamerah bei Walter außen vor zu sein. Was ihm besonders zu denken geben sollte: auf seiner Position zieht Walter ihm seit dem Paderborn-Spiel Allrounder Moritz Heyer vor - der gar kein gelernter Außenverteidiger ist.
Zwar verliert Heyer durch seine neue Position logischerweise an Torgefahr, spielt den Part hinten rechts aber deutlich disziplinierter als Gyamerah. Und leichter wird es für diesen auch in der nahen Zukunft nicht.
Rückkehrer Vagnoman will noch in diesem Jahr wieder spielen
Denn am Mittwochvormittag mischte erstmals seit seiner Oberschenkelverletzung der etatmäßige Rechtsverteidiger Josha Vagnoman wieder im Training mit. Und der scheint ob der für ihn gut verlaufenen Session richtig Blut geleckt zu haben.
"Wir sind so verblieben, dass ich jetzt wieder reinkomme, und dann schauen wir, wann ich wieder voll dabei sein kann. Ich bin jetzt schon bei über 50 Prozent. Ich würde dieses Jahr gerne noch auf dem Platz stehen", gab Vagnoman gegenüber der Mopo einen Ausblick auf seinen persönlichen Comeback-Plan.
Der, wenn er denn aufgehen sollte, Gyamerah noch weniger Einsatzzeiten bescheren dürfte - und eine Ausweitung seines Engagements beim Traditionsklub immer unwahrscheinlicher werden ließe.