HSV: Diese Spieler stehen während der Vorbereitung besonders im Fokus
Von Marcel Stummeyer
Der Hamburger Sport-Verein steckt mitten in der Vorbereitung auf die kommende Saison in der 2. Bundesliga. Um einen schlagfertigen Kader zusammenstellen zu können, ist die Beobachtung des vorhandenen Spielermaterials enorm wichtig. Auch die Chemie zum neuen Trainer Daniel Thioune wird erfolgsentscheidend sein. Auf wen sind die Blicke in der Vorbereitung besonders stark gerichtet?
Bis zum Start der neuen Saison dauert es noch knapp einen Monat. Das DFB-Pokalspiel gegen Dynamo Dresden bildet den Auftakt zur neuen Spielzeit - bis dahin gibt es an der Elbe noch viel zu tun. Einige offene Stellen im Kader müssen noch besetzt werden, aber auch für bereits angestellte Spieler werden die nächsten Wochen intensiv sein.
Neu-Trainer Daniel Thioune hat die Aufgabe, eine Truppe zusammenzustellen, die erneut schlagkräftig und hungrig auf Erfolg ist - einige Spieler stehen deshalb besonders unter Beobachtung bei den Rothosen.
1. Julian Pollersbeck und Daniel Heuer Fernandes
Bereits am Ende der abgelaufenen Spielzeit nahm das Torwart-Hickhack in der Hansestadt Fahrt auf. Verzweifelt versuchte Dieter Hecking mit einem Torwartwechsel den Negativtrend zu beenden. Nun, einige Woche nach dem enttäuschenden Saison-Aus, ist noch immer kein Ende des Keeper-Theaters in Sicht.
Die Personalie Pollersbeck ist in Hamburg alles andere als zementiert. In den vergangenen Wochen wurde der ehemalige U21-Europameister mehrfach mit Wechselgedanken in Verbindung gebracht, die sich (noch) nicht konkretisiert haben. Laut Mopo will er sich in Hamburg viel mehr durchsetzen.
Daniel Heuer Fernandes wurde derweil im vergangenen Jahr als neue Nummer 1 verpflichtet, offenbarte jedoch einige Schwächen, die man in der oberen Tabellenhälfte der 2. Liga nicht gebrauchen kann.
Das Keeper-Duell steht in Hamburg ohne Zweifel ganz besonders im Fokus. Man darf gespannt sein, wer das Tor der Hanseaten letztendlich hüten wird - Stand jetzt hat Julian Pollersbeck die Nase vorn.
2. Stephan Ambrosius
Die Innenverteidigung ist eine große Baustelle beim HSV. Durch teilweise stümperhaftes Abwehrverhalten wurde der Aufstieg fahrlässig verspielt, weshalb besonders im defensiven Zentrum nachgebessert werden soll.
Zwei erfahrene Verteidiger sollen zum HSV-Tross stoßen, problematisch könnten allerdings die finanziellen Gegebenheiten werden.
Einer, der seine Sache erstaunlich gut machte war Stephan Ambrosius. Der junge Verteidiger hinterließ in den Trainingseinheiten der Hanseaten einen guten Eindruck und wusste auch im Testspiel gegen den FC Hansa Rostock zu überzeugen. Sicherlich wird der 21-jährige die Notwendigkeit eines erfahrene Verteidigers nicht wettmachen, als verheißungsvolle Alternative zeigte sich Ambrosius dennoch, besonders, da Rick van Drongelen dem HSV noch einige Monate verletzt fehlen wird.
Nun hat das Eigengewächs des HSV die Chance, sich bei den Profis zu etablieren. Daniel Thioune äußerte sich erfreut über die Einstellung und Leistungen Ambrosius', der eine bedeutende Rolle im Defensivverbund der Hamburger einnehmen könnte.
3. Amadou Onana
Amadou Onana war Kapitän der U19 der TSG 1899 Hoffenheim - bereits im Winter sicherte sich der HSV das vielversprechende Talent, um ihn an die Profis heranzuführen. Onana verfügt über eine imposante Physis und sticht derzeit heraus. Der 19-jährige Belgier ist im defensiven Mittelfeld beheimatet und zeigte während der vergangenen Trainingseinheiten und Testspiele einige gute Ansätze.
Die Aufgabe des HSV ist es nun, das junge Talent behutsam und möglichst ohne größeren Druck aufzubauen. Auch deshalb steht der Junioren-Nationalspieler Belgiens besonders im Fokus.
Kürzlich betonte Sportdirektor Michael Mutzel, dass die Verpflichtung von Amadou Onana ein wichtiges Signal gewesen sei, da er als eines der größten Mittelfeldtalente Belgiens gilt.
Bei weiterhin positiver Entwicklung könnte Onana viele Lücken im Team des HSV schließen, als spielstarker Sechser und physischer Abräumer verfügt der junge Belgier über ein reichhaltiges Repertoire an Eigenschaften, die dem HSV gut zu Gesicht stehen würden - auch deshalb steht Onana besonders im Fokus.
4. Klaus Gjasula
Oftmals wurde die Spielweise des HSV als zu lasch und ängstlich beschrieben. Jemand, der den gewünschten Pfiff und eine gewisse Grundaggressivität mitbringt, ist Klaus Gjasula, Rekordhalter für die meisten gelben Karten innerhalb einer Saison. Der 30-jährige Nationalspieler Albaniens definiert sich über seine harte Spielweise, die den gegnerischen Spielern ein gewisses Maß an Respekt einflößt.
Dem HSV soll Gjasula auch mit seinen Qualitäten als erfahrener Führungsspieler Vorteile einbringen, was ihnen zu einem Kandidaten für das Amt des Kapitäns an der Elbe macht.
Die ablösefreie Verpflichtung des Helmträgers könnte sich für den HSV lohnen, wenn Gjasula den Fokus auf das spielerische legt und nicht erneut unrühmlichen Rekorden hinterher jagt.
Inwieweit sich Klaus Gjasula in die Mannschaft integrieren kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Unter besonderer Beobachtung steht der Neuzugang definitiv.
5. Aaron Hunt
Aaron Hunt schnürt bereits seit fünf Jahren seine Schuhe für den HSV und gehört damit zu den dienstältesten Akteuren des Kaders. Mit seinen mittlerweile 33 Jahren verfügt der ehemalige Nationalspieler Deutschlands zwar über eine Menge Erfahrung, sein hohes Alter macht sich jedoch auch zunehmend in der Krankenakte bemerkbar. Nicht selten wird der (noch) amtierende Kapitän des HSV durch kleinere Verletzungen aus der Bahn geworfen, spielerisch gehört der Routinier jedoch ohne Zweifel zu den begabtesten Spielern und Standardschützen der 2. Bundesliga.
Durch eine gewisse Anzahl an Einsätzen verlängerte sich der Vertrag von Aaron Hunt um ein Jahr bis 2021. Daniel Thioune braucht Spieler, auf die er sich verlassen kann - im fitten Zustand könnte auch ein Aaron Hunt eine wichtige Rolle einnehmen.
6. Xavier Amaechi
Im Sommer 2020 wechselte Xavier Amaechi in die Hansestadt. Der 19-Jährige ist auf den Flügeln beheimatet, konnte sein Talent beim HSV allerdings noch nicht vollends entfalten. Klar war, dass die investierten 2,5 Millionen Euro, die der HSV an den FC Arsenal überwies, ein gewisses Risiko darstellen, besonders in der finanziell sehr angespannten Situation an der Elbe. Noch ist die Hoffnung jedoch ungebrochen, dass Amaechi durchstarten wird.
Besonders in den letzten Wochen machte der Engländer einen guten Eindruck und spielte sich in den Fokus der Verantwortlichen. Michael Mutzel deutete an, dass "die Tendenz [bei Amaechi] nach oben" gehe.
Die beiden Kurz-Auftritte in der 2. Liga sahen eher unbeholfen aus, dass Amaechi jedoch über Potenzial verfügt, bewies der junge Flügelstürmer in der U21 der Hamburger, wo er in vier Spielen drei Mal traf und mit seinen Dribblings begeisterte.
7. Bobby Wood
Ja, auch Bobby Wood hat einen Platz in dieser Auflistung. Der mit großem Abstand bestbezahlte Spieler des HSV konnte seine gute Form aus der ersten Saison an der Elbe lange nicht mehr bestätigen. Loswerden wird man den US-Spieler aufgrund der Vertragskonditionen mit großer Sicherheit auch nicht, weshalb man immer noch hofft, dass der Knoten beim Stürmer erneut platzt.
Gerade im Sturm ist die Situation in Hamburg mehr als unübersichtlich. Händeringend wird ein treffsicherer Angreifer gesucht - finanziell wird die Suche allerdings ungemein erschwert, da der HSV wie gewohnt kaum Budget zur Verfügung hat.
Vielleicht kann Daniel Thioune die Blockade des 27-jährigen US-Amerikaners lösen und den Stürmer in seinem vorerst letzten Vertragsjahr in Hamburg zu alter Stärke verhelfen. Die ehemalige Torgefahr des Hawaiianers könnte der HSV sehr gut gebrauchen.
8. Lukas Hinterseer
Soll er gehen oder bleiben? Die Situation um Lukas Hinterseer bedarf einer Aufklärung. Zwar wurde dem Österreicher von Vereinsseite aus der Rücken gestärkt, auf ein aussagekräftiges Treuebekenntnis wartet man jedoch bislang vergebens. Satt dessen wird die Suche nach einem neuen Angreifer angekurbelt.
Im Endspurt der abgelaufenen Saison wurde der 27-Jährige von Dieter Hecking auf die Ersatzbank verbannt - mit neun Toren war der Österreicher dennoch der zweiterfolgreichste Schütze der Rothosen. Die stark reduzierten Einsatzzeiten, die aus der Verpflichtung von Joel Pohjanpalo resultierten, schadeten dem Standing Hinterseers an der Elbe, weshalb die Zukunft des 16-maligen Nationalspielers offen bleibt.
Als Ersatzspieler wird Hinterseer - auch mit Blick auf die EM im nächsten Jahr - nicht in Hamburg bleiben wollen. Im Fokus der Verantwortlichen wird der Stürmer dennoch bleiben, vor allem, weil sein Standing im Team zur Zeit unklar ist.
Hinterseer ist verhältnismäßig günstig und torgefährlich - mit der zwanghaften Suche nach einem weiteren Stürmer eröffnet man sich im Volkspark eine Baustelle, die für Zündstoff sorgt.
Wenn man beim HSV über Fokus auf Spieler spricht, sollte man vor allem die Talente nennen. Mit der Verpflichtung von Horst Hrubesch wurde der Grundstein für die Jugendentwicklung gelegt. Mit Josha Vagnoman, Jonas David, Aaron Opoku und Stephan Ambrosius stehen vier Spieler im Kader der ersten Mannschaft, die schon in ihrer Jugend mit der Raute auf der Brust aufliefen - eine vielversprechende Entwicklung, die dem HSV nicht nur begabte Spieler, sondern auch finanzielle Einsparungen ermöglicht.