HSV: Die Tops und Flops beim souveränen Heimsieg gegen Erzgebirge Aue
Von Marcel Stummeyer
Es war ein gelungener Abend für den Hamburger Sport-Verein. Im Nachholspiel gegen Erzgebirge Aue überzeugten die Hanseaten mit einem souveränen und ungefährdeten 3:0-Sieg. Nach vier Spieltagen sind die Rothosen damit das Non-Plus-Ultra der 2. Bundesliga. Vier Spiele - vier Siege: Besser ist der HSV noch nie in eine Saison gestartet. Der klare Sieg der Hamburger hat auch Auswirkung auf die Bewertung der einzelnen Spieler - einen schlechten Tag hatte kaum jemand, Verlierer gibt es auf Seiten des HSV keinen.
Der HSV kann nur knappe Siege? Das Heimspiel gegen Erzgebirge Aue bewies das Gegenteil. Die Gäste hielten lediglich in den ersten zehn Minuten der Partie dagegen - danach übernahm der HSV das Zepter und behielt dies bis zum Schlusspfiff.
Eine derartige Souveränität vermisste man lange im Spiel der Rothosen. Die Defensive stand äußerst stabil und ließ keine klare Chance für die Gäste zu - in der Offensive überzeugten die Hamburger mit schnellem, zielgerichtetem Angriffsfußball, der dem Tor der Gäste ordentlich zusetzte.
Mit dem vierten Erfolg hintereinander hat der Hamburger SV einen neuen Vereinsrekord aufgestellt. Besser starteten die Hansestädter nie in eine Saison - für Trainer Daniel Thioune ist diese Bestmarke jedoch nicht von Bedeutung, auch im Hinblick auf die aktuelle Ligazugehörigkeit seines Teams.
Wir werfen nun einen Blick auf die Spieler, die sich besonders in den Fokus gespielt haben:
Die Gewinner des Abends
1. Sven Ulreich
Seit 63 Jahren schaffte es kein Tormann beim HSV, in seinen ersten beiden Spielen für den Klub ohne Gegentor zu bleiben - Sven Ulreich gelang dieses Kunststück nun.
Zugegeben: Oft musste der ehemalige Bayern-Schlussmann nicht eingreifen, die Schüsse, die auf das Tor kamen, klärte "Ulle" jedoch souverän. Spätestens jetzt sollte es keine Zweifel mehr geben, wer die Nummer eins des HSV ist.
2. Jan Gyamerah
Jan Gyamerah wurde gegen Aue in der linken Verteidigung eingesetzt. Der 25-Jährige präsentierte sich in hervorragender Verfassung und legte einen blitzsauberen Auftritt hin. Zu einer abgeklärten und zuverlässigen Defensivleistung gesellte sich ein ständiger Zug nach vorne, der regelmäßig für Torgefahr sorgte.
"Gyambo" war ein wichtiges Glied der Defensivreihe des HSV, die kaum etwas zuließ und mit lediglich extrem fair agierte. Lösungen wurden zumeist fußballerisch gesucht und auch gefunden. Der Auftritt des Verteidigers dürfte für weitere Nominierungen in den kommenden Wochen sorgen. In dieser Verfassung ist Gyamerah für den HSV unverzichtbar.
3. Stephan Ambrosius
Stephan Ambrosius meldete sich eindrucksvoll zurück. Nach überstandener Corona-Infektion strahlte der 21-Jährige seine gewohnte Präsenz in der HSV-Defensive aus, die viele Angriffsbemühungen der Auer zunichte machte.
Auch im Vergleich zum knappen Sieg in Fürth verspürte man in der Abwehr des HSV mit Anwesenheit von Ambrosius wenig Gefahr - meine Meinung: Der Vertrag des Eigengewächses sollte schnellstmöglich verlängert werden, denn einen derart zuverlässigen Innenverteidiger hatte man beim HS schon lange nicht mehr.
4. Khaled Narey
Nach seinem Tor in Fürth wurde Khaled Narey in der Aue-Partie als Aushilfs-Rechtsverteidiger eingesetzt. Größtenteils war der 26-Jährige allerdings am Strafraum der Gäste zu finden, da der HSV mit einer variablen Dreierkette agierte. Erneut bestätigte der Deutsch-Togolese seine aufstrebende Form aus den vergangenen Wochen - das 1:0 durch Manuel Wintzheimer legte Narey toll vor und das entscheidende 3:0 erzielte der Flügelflitzer selbst - von der zwischenzeitlichen Unzufriedenheit des Rechtsfußes ist keine Spur mehr. Im vierten Spiel steht Narey damit bereits bei drei Torbeteiligungen - eine tolle Quote!
5. Bakery Jatta
Für Bakery Jatta war der Einsatz gegen Erzgebirge Aue die Startelf-Premiere in der neuen Saison und der Gambier rechtfertigte seine Nominierung eindrucksvoll.
Gewohnt emsig war der pfeilschnelle Stürmer unterwegs. Die Abwehr der Auer fand kaum ein Mittel, den 22-Jährigen zu stoppen. Jatta war seine große Motivation anzusehen, die er in unermüdlichen Einsatz ummünzte.
Auch wenn keine Flanke des Linksfußes in einem Tor resultierte, hat sich Jatta definitiv ein Lob verdient. Kaum ein Spieler legt ein derartiges Arbeitspensum hin - sowohl defensiv als auch offensiv. Jatta war überall zu finden und schien unermüdlich. Gut möglich, dass sich der Gambier damit einige Pluspunkte bei Daniel Thioune erarbeitet hat.
6. Sonny Kittel
Endlich sah man Sonny Kittel in seiner gewohnten Form. Der Spielmacher des HSV rückte zurück in die Zentrale und zeigte, dass er sich dort sehr wohl fühlt. Kittel war nicht nur am 1:0 auf herrliche Art und Weise direkt beteiligt, sondern belohnte sich mit dem Treffer zum 2:0 selbst.
Gegen Aue trug der 27-Jährige mehr als verdient das Trikot mit der Nummer 10 der Rothosen, denn genau diese Impulse erhofft man sich vom beidfüßigen Kreativkopf des HSV. Hoffentlich ist der Knoten nach holprigem Saisonbeginn nun endlich geplatzt.
7. Manuel Wintzheimer
Kaum ein Spieler ist für den tollen Saisonstart so verantwortlich wie Manuel Wintzheimer. Nach seiner Rückkehr in die Hansestadt legt der U21-Nationalspieler regelmäßig überragende Spiele hin. Der Stürmer verweilt aktuell in bestechender Verfassung und steuerte erneut zwei wichtige Scorerpunkte zum 3:0-Sieg bei.
Das 1:0 erzielte der 21-Jährige selbst und hat damit bereits zwei Saisontore auf dem Konto. Noch besser ist jedoch die Vorlagen-Statistik des aus der Talentschmiede des FC Bayern stammenden Angreifers: die Vorlage zum 2:0 durch Sonny Kittel war bereits Assist Nummer drei.
Wintzheimer steht sinnbildlich für den herausragenden Angriff des HSV zu Saisonbeginn - bei gleichbleibender Form dürfte der HSV noch sehr viel Freude mit dem Bayer haben, der vertraglich (nur) noch bis 2022 an die Rothosen gebunden ist.
Fast die komplette Startelf des HSV könnte man positiv hervorheben: Auch ein Gideon Jung präsentierte sich von seiner sicheren Seite und ließ keine Wackler zu. Moritz Heyer - ein weiterer Garant für die Stabilität in der Defensive des HSV, der erneut zeigte, warum man ihn unbedingt verpflichten wollte. Genau so wie Aushilfs-Kapitän Hunt, der mit seinem zum 3:0 führenden Freistoß einen Assist sammelte - unter seinen Möglichkeiten blieb kein Rautenträger. Mit einer, fast schon unverschämten, Ausnahme.
Die "Flops" der Partie
HSV gegen Aue - 3:0 - Flops? Ein derartig toller Auftritt verdient keine Kritik an Spielern und wenn man ehrlich ist, dass gibt es auch keinen Akteur, der eine schlechte Leistung abgeliefert hat.
Möchte man Simon Terodde nun steinigen, weil er im dritten Saisonspiel zum ersten Mal ohne Scorerpunkt blieb, nur zwölf Ballaktionen hatte und keinen einzigen Torschuss abgab? Ich denke nicht, denn auch als "Mister 2. Liga" gibt es ab und an solche Abende. Vorschnelle Kritik würde zum aktuellen Zeitpunkt an Majestätsbeleidigung grenzen und ist absolut fehl am Platz.
Auch Bobby Wood, der Mal wieder die Chance von Daniel Thioune erhielt, war zumindest bemüht und schlitterte um Haaresbreite an seinem lang ersehnten Tor vorbei - es scheint so, als würde der US-Boy tatsächlich mehr wollen, als nur fürstlich abzukassieren. Wer weiß, vielleicht taucht der Name Wood bald nochmal auf der Torschützenliste auf - zu wünschen wäre es dem Hawaiianer definitiv.
Mit dem souveränen Sieg startete der HSV sehr erfolgreich in seinen Heimspiel-Marathon. Am kommenden Samstag kommen die Würzburger Kickers in den Volkspark, die aktuell vom Tabellenende grüßen. Sechs Tage später, am Freitag, empfangen die Rothosen dann den FC St. Pauli zum Stadtderby. Nach den zwei Derbypleiten aus der vergangenen Saison haben die Schützlinge von Daniel Thioune einiges gutzumachen und können sich den Start in die neue Saison exorbitant versüßen - Stand jetzt thront der HSV ohne Punktverlust an der Spitze der 2. Liga. Eine wohltuende Momentaufnahme.