HSV: Die Tops und Flops beim Kampfsieg gegen Fürth

ein Sieg der Moral für den HSV
ein Sieg der Moral für den HSV / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Wow, was für ein Krimi! Nahezu 40 Minuten spielte der Hamburger Sport-Verein gegen Greuther Fürth in Unterzahl und trotzdem schafften es die Rothosen, den dritten Sieg im dritten Saisonspiel unter Dach und Fach zu bringen. Zugegeben, teilweise war es wirklich schwere Kost, die von den Hanseaten geboten wurde, der knappe Sieg macht jedoch deutlich, dass das Team die lange vermisste Moral nun wohl endlich verinnerlicht hat. Zu einigen guten Akteuren gesellten sich auch schwache Auftritte, die im folgenden Artikel aufgegriffen werden.

Drei Siege aus den ersten drei Spielen. Der Startrekord aus dem Jahr 1976 ist gefallen - damals beendete der HSV die Saison allerdings als Vierter, was man am Ende der aktuellen Spielzeit gerne vermeiden würde.

Der Erfolg in Fürth war das Resultat eines harten Kampfes und großer Moral. Trotz schier endloser Unterzahl gelang es den Rothosen, nach unermüdlicher Abwehrschlacht, drei Punkte mit zurück in die Hansestadt zu nehmen.


Obwohl die Gastgeber zeitweise leicht überlegen waren und besonders nach der roten Karte auf das Tor des HSV drängten, fiel der erhoffte Treffer nicht. Besonders Sven Ulreich parierte zwei Mal glänzend und sicherte seinem neuen Arbeitgeber damit den Erfolg im Frankenland.


Der neue Keeper der Rothosen war allerdings nicht der einzige Akteur, der maßgeblich für den Auswärtssieg verantwortlich war.

Nachfolgend wird ein Blick auf die Teamleistung geworfen.

Diese Akteure überzeugten

1. Sven Ulreich

war ein sicherer Rückhalt - Sven Ulreich
war ein sicherer Rückhalt - Sven Ulreich / Alexander Hassenstein/Getty Images

Der neue Torhüter des HSV zeigte eindeutig, warum er zu den besten Keepern Deutschlands gehörte. In der 6. Spielminute hatte "Ulle" zwar Glück, dass der Senguin-Knaller nur an der Latte abprallte, in der 56. und 84. Minute hielt der 32-Jährige aber den Sieg mit zwei überragenden Reflexen fest.

In der restlichen Spielzeit war Ulreich immer anspielbar und verteilte die Bälle überwiegend sauber zum eigenen Mann.
In einer Situation geriet der Keeper zwar in Bedrängnis, zog aber clever das Foul gegen Jamie Leweling.

Es war ohne Zweifel ein gelungenes Debüt für den ehemaligen Bayern-Schlussmann, der mit dem Auftritt wohl seinen Anspruch auf die Nummer-1 im Tor des HSV zementierte.

2. Moritz Heyer

an ihm bissen sich die Fürther die Zähne aus - Moritz Heyer
an ihm bissen sich die Fürther die Zähne aus - Moritz Heyer / DeFodi Images/Getty Images

Heyerwitzka! Mit Moritz Heyer hat der HSV anscheinend einen wahren Glücksgriff gelandet. Der Auftritt des 25-Jährigen war zwar nicht überragend, zeigte aber, dass Heyer auf allen Positionen in der Abwehrkette spielen kann. "Defensiv-Allrounder" - diese Bezeichnung passt wie die Faust aufs Auge.

Nach dem Platzverweis von Toni Leistner rückte der ehemalige Osnabrücker zurück in die Innenverteidigung, wo die Angriffsbemühungen der Spielvereinigung oft verpufften.

Mit Heyer in der Abwehr muss man sich selten Sorgen um seinen Blutdruck machen - der neue Mann im Dress des HSV erledigte seinen Job zuversichtlich und souverän.

3. Khaled Narey

guter Auftritt gegen seinen Ex-Verein - Khaled Narey
guter Auftritt gegen seinen Ex-Verein - Khaled Narey / DeFodi Images/Getty Images

Khaled Narey bestätigte seine aufsteigende Form aus den letzten Wochen und belohnte sich mit einem Erfolgserlebnis an alter Wirkungsstätte.
Seinen zweiten Startelfeinsatz in Folge krönte der Außenstürmer mit dem goldenen Tor des Tages in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit.

Von der im Sommer aufgekommenen Unzufriedenheit des deutsch-Togolesen ist keine Spur mehr zu sehen. Hoffentlich verhilft dieser Erfolg dem 26-jährige zu neuer Energie.

Auch in der Rechtsverteidigung machte Narey eine gute Figur - in Unterzahl musste der Torschütze defensiv aushelfen und tat dies zuverlässig und ohne größere Unsicherheiten.

Der gute Auftritt des Angreifers dürfte ihm einen Bonus für die nächsten Wochen beschert haben, den er hoffentlich für sich nutzen kann.

4. Simon Terodde

sorgte auch im dritten Spiel für die Entscheidung - Simon Terodde (re.)
sorgte auch im dritten Spiel für die Entscheidung - Simon Terodde (re.) / DeFodi Images/Getty Images

Ja, auch Simon Terodde war gestern ein Matchwinner. Obwohl der 32-Jährige kaum am Ball war, hatte er großen Anteil am Erfolg seines Teams.
Allein die Erscheinung des Stoßstürmers sorgte bei den Fürthern spürbar für gehörigen Respekt.

Auch im dritten Spiel der Saison war die neue Sturmhoffnung der Rothosen direkt am Sieg beteiligt und zeigte, dass er nicht nur für das Erzielen von Treffern zuständig ist, sondern auch in der Lage ist, Treffer herrlich vorzulegen.

Sein erfolgsbringender Zauberpass auf Khaled Narey bescherte Terodde die fünfte Torbeteiligung im dritten Spiel - einfach stark!


Auslegungssache, aber irgendwie eine Heldentat

"Hoffentlich ist das nicht mein normaler Spielrhythmus für die Saison!"

Toni Leistner, Instagram

5. Toni Leistner

kaum da und schon wieder gesperrt - Toni Leistner
kaum da und schon wieder gesperrt - Toni Leistner / Alexander Hassenstein/Getty Images

Endlich sollte die Saison für Toni Leistner so richtig losgehen. Nach seiner Dresden-Sperre führte der 30-Jährige den HSV sogar als Kapitän auf das Feld.Sein erster Liga-Auftritt für die Rothosen dauerte genau 53 Minuten - dann war für den Innenverteidiger erneut Sense. Nach einer Notbremse sah Leistner den Roten Karton und durfte frühzeitig den Gang in die Dusche antreten.

Es war jedoch genau diese Aktion, die dem HSV den Sieg gerettet haben könnte, denn Havard Nielsen hatte nur noch Sven Ulreich vor sich.
Der resultierende Freistoß aus vielversprechender Position brachte nichts ein, sodass sich Toni Leistner ebenso Anteil am Sieg ausrechnen darf.

Ob es ohne die rote Karte anders verlaufen wäre? Man weiß es nicht.
Fakt ist, dass der HSV auch in Unterzahl den Sieg erringen konnte, der wohl ohne die Notbremse Leistners gefährdet gewesen wäre.

Auf Instagram reagierte der Verteidiger mit Humor auf seine erneute Sperre: "Hoffentlich ist das nicht mein normaler Spielrhythmus für die Saison!" - das hoffen wir auch, lieber Toni!

Nicht, dass Klaus Gjasula irgendwann neidisch wird.


Er kann es deutlich besser

6. Sonny Kittel

entfaltete sein gewohntes Potenzial nicht - Sonny Kittel
entfaltete sein gewohntes Potenzial nicht - Sonny Kittel / DeFodi Images/Getty Images

Kam früh in der 28. Minute für den verletzten Dudziak, konnte seine Chance jedoch nur bedingt nutzen. Schon während der vergangenen Trainingswochen übte Kittel teilweise individuell. Als "Belastungssteuerung" bezeichnete Daniel Thioune diese Maßnahme. Nach seiner Einwechslung blieb der technisch versierte Spielmacher allerdings größtenteils wirkungslos.

Normalerweise ist Sonny Kittel ein Spieler, der durch seine individuelle Klasse ein Spiel im Alleingang entscheiden kann, Formschwächen gehören aber im Profisport dazu. Vielleicht sieht die Welt in der nächsten Woche schon wieder anders aus.


Nutzte seine Chance nicht

7. Bobby Wood

oft zu spät in der Nähe des Balls - Bobby Wood
oft zu spät in der Nähe des Balls - Bobby Wood / Alexander Hassenstein/Getty Images

Kaum eine Personalie wird so kontrovers diskutiert wie Bobby Wood. Will der US-Boy einfach nur seinen hochdotierten Vertrag absitzen oder denkt er ernsthaft darüber nach, beim HSV seine siebte Chance zu nutzen?
Im gestrigen Spiel ließ sich eher auf Ersteres schließen.

Daniel Thioune ging unvoreingenommen in die Zusammenarbeit mit Wood.
Im Testspiel gegen den FC Fredericia traf der Stürmer sogar und ließ die Hoffnung aufblitzen, dass bei ihm der Knoten geplatzt sein könnte.

Auch gestern erhielt der 27-Jährige die Chance, sich auf hohem Niveau zu beweisen. In der 75. Minute kam der ehemalige US-Nationalspieler für Simon Terodde. Wood, der in früheren Zeiten für seine Geschwindigkeit und sein Durchsetzungsvermögen bekannt war, sollte auf Konter lauern und die Angriffe der Fürther früh stören.

Sinnbildlich für den "Einsatz" gestern: Nahezu im Minutentakt waren von der Trainerbank motivierende Worte in Richtung Wood zu vernehmen, der häufig nur halbherzig agierte und in den Luftduellen fast immer den Kürzeren zog.

Ob man Bobby Wood in den nächsten Wochen regelmäßig spielen sehen wird? Ohne Leistungssteigerung wohl eher nicht.
In der Hierarchie soll Wood gegenüber Lukas Hinterseer die Nase vorn haben - das könnte sich allerdings zeitnah wieder ändern.


Im Großen und Ganzen entsprang der Sieg dem eisernen Willen der Rothosen. Völlig überlegen war man gegen mutige Fürther allerdings nie. Der HSV profitierte von der Ideenlosigkeit und der fehlenden Konsequenz der Gastgeber. Nach der Art und Weise des Sieges wird aber schon bald niemand mehr fragen.

Auch die konzentrierte Arbeit in der Defensive wird dem HSV in die Karten gespielt haben. Hatte man in der letzten Saison noch bei jeder Aktion in den letzten Minuten die Hosen voll, wurden die Angriffsbemühungen der Kleeblätter gestern allesamt entschärft. Klare Chancen wurden nur äußerst selten zugelassen, weshalb die drei Punkte verdient mit zurück in den Volkspark gebracht wurden.

Schon bald wartet auf den HSV die nächste Aufgabe. Am kommenden Mittwoch um 18:30 kommt Erzgebirge Aue zum Nachholspiel des 3. Spieltages an die Elbe.